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Rezension zu
Die hohe Kunst, unterm Radar zu bleiben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kleines Buch - große Gefühle

Von: privatkino
21.02.2016

Inhalt: Fremde Stadt. Neue Schule. Für den 13-jährigen Henry ist nur eines klar, er darf unter keinen Umständen auffallen, weder bei den Schülern, noch bei den neuen Nachbarn. Niemand soll die Sache mit seinem Bruder erfahren, die Sache, weswegen Henry regelmäßig beim Therapeuten sitzt. Seine Gefühle jedoch und nicht nur die, frisst er weiter in sich hinein. Doch allen Vorsätzen zum Trotz, begegnet er Menschen, die auch auf ihre Art seltsam sind und freundet sich mit ihnen an, bis das Geheimnis seinen Weg an die Oberfläche sucht. Meine Meinung: Unter der Geschichte konnte ich mir nicht viel vorstellen, aber der Titel war so verdreht und seltsam, dass ich trotzdem zu dem Buch gegriffen habe, um jetzt sagen zu können, dass es ein großartiges Buch über Traumabewältigung ist. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben – Hernys Therapeut Cecil ermutigt ihn dazu, damit der Junge sich endlich seinen Gefühlen stellt. Wie es so ist, schreibt er zu Beginn widerwillig, will sich nicht seinen Gedanken hingeben, meidet das Thema um seinen Bruder. Langsam zeigt er uns seinen Alltag, sein Familienleben, was auch nach „der Sache“ vollkommen zusammengebrochen ist. In all diesen Trümmern versucht er so unauffällig wie möglich zu sein, weil er sich sicher ist, sollte jemand herausfinden, was sein Bruder getan hat, dann würden die Menschen ihn verurteilen, wie damals, in ihrer alten Heimat. Lange bleibt es unklar, was Henrys Bruder gemacht hat, aber man hat natürlich seine Fantasien und so falsch war ich da auch gar nicht, trotzdem fand ich die „Lösung“ gut verpackt. Die Sache ist absolut authentisch und bekommt durch Jodie noch eine besondere Note. Wer Jodie ist? Nun, dass darf ich euch leider nicht verraten, aber glaubt mir, es ist absolut lohnenswert, herauszufinden, wie sie zur Geschichte gehört. Henry durchläuft im Buch alle Gefühle, die zu einem Trauma passen: Wut, Trauer, Schuld, Depression, Nicht-Wahrhaben-wollen usw. Als Leser spürt man seine Verzweiflung, aber weil er nicht immer weiß, wie er mit all den Gefühlen umgehen soll, ist er auch manchmal einfach unfair zu seiner Außenwelt. Ihre Hilfsbereitschaft bestraft er manchmal mit Wut, was ihn schon ein wenig unsympathisch macht, wenn man dann aber sieht, wie er sein eigenen Fehlverhalten selbst bestraft, merkt man, er will eigentlich gar nicht böse sein, kann nur in diesem Moment nicht anders, weil seine düsteren Gedanken die Macht an sich reißen. Und es gibt diese Buchcharaktere, die man einfach in den Arm nehmen möchte, für einen ganz langen Moment und Henry ist einer davon. Man möchte ihn Halt bieten, in Momenten, in denen er haltlos ist. Was ich an dieser Geschichte so bemerkenswert fand, dass sie trotz der Schwere des Themas ziemlich lustig ist, federleichter Lesegenuss, wie hinten auf dem Buchrücken steht. Henrys Mitschüler Farley, der sich ihm annimmt, weil er ihn einfach mag, aber auch die Nachbarn, die sich selbst kleine witzige Streitereien liefern, alle geben sie einen wunderbar bunten Haufen ab, den ich am Ende des Buches eigentlich gar nicht verlassen wollte. Fazit: Eine schwieriges Thema, versteckt unter Leichtigkeit, die dem Leser in ein Gefühlschaos stürzt und sich verlieren lässt. Nach Ende des Buches, ist das Thema noch nicht zu Ende, es bleibt im Kopf, will überdacht werden und es ist eine Geschichte, die in Erinnerung bleibt.

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