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Rezension zu
Die Glücklichen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Paar entfremden sich

Von: Märchenbuch
26.02.2016

In dem Gesellschaftsroman “Die Glücklichen”, erzählt uns die Autorin Kristine Bilkau, die Geschichte des jungen Ehepaares Isabell und Georg, die mit ihrem kleinen Sohn Matti, ein vermeintlich zufriedenes Leben in einer deutschen Großstadt führen. Isabell ist Cellistin und arbeitet im Orchestergraben eines Musicaltheaters. Georg verdient sein Geld als Journalist einer Tageszeitung und so kann sich das Pärchen einen relativ hohen Lebensstandard leisten. Eine großzügige Altbauwohnung, Biolebensmittel, Besuche in schicken Cafés und Einkäufe in teuren Boutiquen, prägen ihren Alltag. Doch als Isabells Hände plötzlich zu zittern beginnen und die junge Frau das Problem nicht in den Griff bekommt, bestätigt sich ihre Vorahnung und sie verliert ihren Job als Musikerin. Auch Georgs Stelle wird wegrationalisiert und so müssen die beiden versuchen, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Während Georg nach Lösungen sucht und überlegt mit seiner Familie aufs Land zu ziehen um Geld zu sparen, will Isabell nicht auf ihr wohlsituiertes Leben verzichten und kauft weiterhin in Delikatessenläden ein. Die Spannungen zwischen Isabell und Georg wachsen stetig, stumme Vorwürfe und Schweigen schleichen sich in die Beziehung und die Probleme werden verdrängt, in der Hoffnung, dass alles wieder so wird, wie es einmal war. Die depressive Stimmung verschärft sich, bis Isabell schließlich durch einen Schicksalsschlag aus ihrer Lethargie gerissen wird. Trotz der minimalistischen Handlung, konnte mich die Autorin bereits nach wenigen Seiten, mit ihrer äußerst realistischen Geschichte begeistern, denn sie hat es geschafft, eine überzeugende Studie dieser privilegierten aber ängstlichen Generation zu zeichnen. Die Situation des Ehepaares, ihre Ansprüche und ihre Sorgen, werden so glaubhaft geschildert, dass man sofort in das Leben der beiden jungen Menschen eintauchen kann. Wir begleiten ein gewöhnliches Paar, das seine finanzielle Sicherheit verliert und in ein Gefühlschaos aus Existenzängsten stürzt. Der Leser kann miterleben, wie sich vor allem Isabell zunehmend verändert. Während das Geld immer knapper wird, werden die gegenseitigen Vorwürfe immer größer und die junge Frau wird immer reizbarer. Auch ihr Hass gegen die sparsame und hilfsbedürftige Schwiegermutter steigt. Mit der Zeit konnte ich Isabells egoistisches Handeln allerdings nicht mehr nachvollziehen. Die junge Frau wurde mir immer unsympathischer, denn ich empfang ihr Verhalten als anstrengend und selbstgerecht. Anstatt zueinander zu stehen und miteinander zu reden, ist jeder mit seiner eigenen Person beschäftigt, was schließlich zu einer Zerreißprobe für die Beziehung wird. Der Leser wird während der Geschichte, immer wieder dazu gebracht, über das eigene Leben nachzudenken und ich habe mich mehrmals gefragt, in welchem Maße mich äußere Umstände und materielle Verluste beeinflussen würden. Das Leben unterliegt permanenten Veränderungen und obwohl man sich diesen Umstand nicht jeden Tag bedrohlich vor Augen halten sollte, wäre es ratsam, sein Glück in kleinen Dingen zu suchen, fernab von Geld und sozialem Status. Genau diese Botschaft hätte ich den beiden Protagonisten sehr gerne vermittelt und sie wachgerüttelt. Der Roman lebt aber nicht nur von vielen Gedankenstößen und klugen Formulierungen, sondern auch von einem großartigen und klaren Schreibstil, denn das Buch ist sprachlich sehr ansprechend gestaltet. Die Autorin erzählt jeweils ein Kapitel aus Isabells und eines aus Georgs Sicht und so bleibt die Geschichte lebendig und die beiden Perspektiven ermöglichen einen noch intensiveren Einblick in die Gefühlswelten. Vom Ende des Romans war ich überrascht und ein wenige enttäuscht, denn ich hatte andere Erwartung an den Ausgang der Geschichte. Somit blieb für mich leider die Fragen offen: Werden die beiden wohl irgendwann erkennen, dass sie trotz Höhen und Tiefen im Leben, „die Glücklichen“ sind?

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