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Rezension zu
Der verschollene Prinz

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hin und her gerissen zwischen Begeisterung und Kritik

Von: Gabis Laberladen
28.02.2016

Darum geht’s: Damianos ist der Thronerbe von Akielos. Er ist ein hervorragender Soldat, mutiger Kämpfer und trägt sein Herz auf der Zunge, was ihm nicht immer gut bekommt. Mit seiner geradlinigen Art erkennt er die eigennützigen Motive und Intrigenspielchen anderer oft nicht, und ist deshalb auch völlig überrascht, als sein Halbbruder die Macht an sich reißt, kaum dass der gemeinsame Vater und König gestorben ist. Offiziell ist Damianos tot, doch mit einer falschen Identität wird er unter dem Namen Damen als Sklave an den Prinzen des verfeindeten Königreiches Vere verschenkt. Sein neuer Besitzer, der arrogante Prinz Laurent, denkt mehrfach um die Ecke, ist ein brillanter Taktiker, ein hervorragender Menschenkenner. Er ist immer auf der Hut, denn sein Onkel, der nur regieren darf, bis Laurent in einem knappen Jahr alt genug für den Thron ist, hat keine Lust, die Macht wieder abzugeben. Intrigen, Manipulationen, Machtspiele sind am Hof an der Tagesordnung. Laurent hasst alles, was aus Akielos kommt, denn in einer Schlacht gegen Akielos ist sein geliebter Bruder getötet worden. Gut, dass Damen seine Identität verschwiegen hat, denn auch er war bei dieser unheilvollen Schlacht. So fand ich’s: Die ganze Erzählung ist aus der Sicht von Damen geschrieben und man weiß nur das, was auch er weiß. Man verachtet und hasst die Sitten, Gebräuche und vor allen Dingen das Intrigenspiel als übliches Verhalten im Feindesland und ebenso hasst man den verwönten Prinzen Laurent. Erst als Damen seinen Blickwinkel ändert und im Laufe der Zeit die Beweggründe Laurents erfährt und die Umstände, unter denen er lebt, relativiert sich vieles. Es dauert ewig, bis die beiden – zuerst aus verschiedenen Notwendigkeiten heraus – eine Allianz eingehen und gegenseitige Achtung oder gar Vertrauen lassen noch länger auf sich warten. Wer einen homoerotischen Liebesroman erwartet, ist hier (zumindest bei Band 1) an der falschen Adresse, denn ihre Annäherung ist langsam und schmerzhaft. Dafür ist die Dynamik zwischen den beiden so unterschiedlichen Prinzen aus ganz verschiedenen Kulturen dann aber auch sehr realistisch, nachvollziehbar und unterhaltsam zu beobachten. Leider fand ich, dass die geradlinige sprachliche Präzision des Originals und die Atmosphäre, die C. S. Pacat mit Worten kreiert, nicht so ganz in der Übersetzung eingefangen werden konnte. Dafür ist das Cover der deutschen Ausgabe mit Abstand das schönste und gefällt mir viel besser als das der US- oder der australischen Variante. Am Ende gibt es als Bonus “Erasmus’ Geschichte”, die ca. 25 Seiten lang ist. Hier erfährt man etwas mehr über die Ausbildung der Sklaven, die für den königlichen Haushalt bestimmt waren und natürlich auch darüber, wie es Erasmus erging. Er erzählt uns aus seiner Sicht, es kommt ganz deutlich durch, was für ein süßer und lieber Kerl er ist, und man möchte ihn pausenlos knuddeln. Übrigens finde ich das Buch in der Kategorie “Fantasy”, wie das auf der Verlagsseite passiert ist, falsch eingeordnet. Reine Fantasyfans werden mit ganz anderen Erwartungen an dieses Buch herangehen als Leser, die sich auf Gay Romance einstellen, was es meiner Meinung nach besser trifft, auch wenn die Romanze noch unter gegenseitigem Misstrauen versteckt ist. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt deutlich auf der Beziehung der beiden Prinzen zueinander, die Fantasywelt bleibt ein bisschen vage und auch die politischen Dimensionen des Buches bieten nur die Spielwiese für die beiden Männer. Eine Warnung: Mit diesem Buch nimmt die Geschichte von Damen und Laurent und das Schicksal ihrer beider Königreiche erst den Anfang. Es wird lediglich eine Episode erzählt, die zwar einen gewissen Abschluss hat, aber absolut nicht für sich alleine steht. Ich habe die ganze Trilogie auf englisch gelesen und war insgesamt begeistert. In der deutschen Übersetzung gibt es inzwischen diesen ersten Band als eBook und als Print. Band 2 ist dann nur noch als eBook erschienen, was ich ausgesprochen schade finde, denn auch das Cover des zweiten Bandes ist wunderbar und würde sich als Print sicher sehr gut im Regal machen. Dass man auf eine Printversion verzichtet hat, ließ mich befürchten, dass man den dritten und letzten Band möglicherweise gar nicht mehr übersetzen würde. Alle meine drei diesbezüglichen Anfragen an den Verlag blieben leider ohne Antwort, was ja auch gewisse Rückschlüsse zulässt. Da der fantastische Band 2, der immerhin als eBook in deutscher Übersetzung verfügbar ist, mit einem deutlichen Cliffhanger endet, kann ich hier nur den Rat aussprechen, sich erst mit dieser Reihe zu beschäftigen, wenn eine Übersetzung auch für Band 3 vorliegt oder man gut genug englisch spricht, um für den Abschlussband in die Originalsprache zu wechseln. Nur die ersten beiden Bände lesen zu können und dann diese Reihen fallenlassen zu müssen, wäre für meinen Geschmack so frustrierend, dass ich das niemandem empfehlen möchte. Mit einer Wertung in Sternen habe ich mir diesmal richtig schwer getan. Ich berücksichtige die gesamten Umstände, die ich oben erwähnt habe, und deshalb ergibt das leider nur drei Sterne, obwohl die gesamte Reihe für mich definitiv 5 Sterne wert wären.

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