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Rezension zu
Fremdes Leben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Dichter Neben, der sich mühsam lichtet. Monoton und viel zu zäh...

Von: Floh
20.03.2016

Der neue psychologische Thriller von der deutschen in Köln lebenden Autorin Petra Hammesfahr befasst sich mit einem beklemmenden und sehr eindringlichen Thema. In „Fremdes Leben“ erfährt und erlebt der Leser hautnah wie machtlos und hilflos man den Informationen zum eigenen Ich und zum eigenem Leben ausgeliefert ist, wenn man unter einer Amnesie leidet und keiner den beirrenden Flashbacks und Alpträumen Glauben schenken will. Wenn man plötzlich allein dasteht und zwei völlig fremden Menschen vertrauen soll, die einem erzählen, sie seien Vater und Sohn, denen man aber im selben Atemzug einen Mordversuch zutrauen würde. Ein erschütternd real wirkendes und konstruiertes Werk aus Rekapitulation, Gespräch, Erinnerungsfetzen und Lichtblitzen mit dem vagen Gefühl mehrerer Morde… Als Thrillerleserin sprachen mich dieser neue Titel einer mir gut bekannten und zugetanen Autorin, das wunderbare Cover und der verheißungsvolle Klapptext natürlich sofort an. Erschienen im Diana Verlag (http://www.randomhouse.de/Verlag/Diana-Verlag/31000.rhd) "Sie war seine Mutter, natürlich war sie das. Aber sie hatte nicht mehr getan, als ihn auf die Welt zu bringen, ihm die Kindheit zu versauen und einen Großteil der Jugend gleich mit. Und man führ nicht über tausend Kilometer hin und zurück, um für eine halbe Stunde neben einem seelenlosen Stück Fleisch zu sitzen, für das man bloß Groll empfand. Mit einem Stück Fleisch konnte man noch nicht einmal mehr abrechnen." (Seite 96) Zum Inhalt: ""Mach sie tot, mach sie tot!" Mit diesen Worten im Kopf erwacht eine Frau auf einer Intensivstation. Doch wer hat das gesagt? War sie gemeint? Wer ist sie überhaupt? Fast zwei Jahre soll sie im Koma gelegen haben, doch sie weiß nichts mehr. Den Mann, der sie mit Claudia anspricht und sich als ihr Ehemann Carsten Beermann vorstellt, kennt sie nicht. Auch der erwachsene Sohn, der von seiner leidvollen Kindheit erzählt, ist ihr fremd. Erst als sie sich an einen kleinen Jungen erinnert, der in einer brennenden Wohnung nach seiner Mutter ruft, keimt in ihr ein entsetzlicher Verdacht …" "Wenn sich die Dunkelheit über ihren achtundvierzig Lebensjahren jemals vollständig lichten sollte, würde ihr Blick zurück auf eine rabenschwarze Seele treffen." (Seite 157) Handlung: Eine Frau erwacht aus knapp zwei Jahren Koma in einem Krankenhaus nahe Köln. Sie ist völlig entstellt, geschwächt, abgemagert und durch einem Stimmengewirr und fürchterlichen Alptraum aus ihrem rettenden Koma erwacht. Das Krankenhauspersonal ist erleichtert, doch die kurze Freude darüber, dass die Patientin zurück ins Leben gefunden hat weilt nur kurz. Diese Patientin, Claudia Beermann, hat kein Leben in das sie zurückkehren kann… Ihre Angehörigen haben die damals junge Frau wohl abgeschrieben, kaum jemand hat sie je besucht und einst in ein privates Pflegeheim abgeschoben, in dem sie alles andere als gut versorgt wurde. Zu allem Übel bestreitet die Patientin noch Claudia Beermann zu sein und nennt sich Cilly Castrup, von der noch nie jemand etwas gehört hat. Als dann Claudias vermeidlicher Sohn Maik am Krankenbett auftaucht muss Cilly alias Claudia erfahren, dass sie auch einen Ehemann hatte, der nicht wie sie annahm Achim Castrup heißt, sondern Carsten. Nun ist es an der Aufgabe Claudias Leben zu rekapitulieren, den Unfall oder missglückten Suizid zusammenzusetzen, das Puzzle zu legen und damit umzugehen zu verstehen, dass die Frau und Mutter nun nach so vielen stillen Jahren doch zurück ins Leben kommt und das neu aufgebaute eigene Leben der wenigen Angehörigen stört und zu beschatten bedroht… Doch je mehr Erinnerungen Claudia sammelt, umso mehr setzt sich ein erbärmliches und tragisch Bild einer Person zusammen. Ist sie wirklich eine so schlechte Mutter gewesen? Hat sie ihre Familie im Stich gelassen? War sie wirklich eine so grausame Frau und Mutter? Und vor allem, war sie eine Mörderin, Kindsmörderin und gar ein Todesengel?... "Wozu denn auch noch ein anderer Vorname? Als hätte sie ein Doppelleben geführt. Aber genau das hatte sie doch getan! Ein Leben mit Carsten als frustrierte Ehefrau und schwierige Person. Und ein Leben als Todesengel: Jung, blond, tödlich." (Seite 371) Schreibstil: Ich erwarte bei Thrillern gerne richtige Spannungsspitzen und Nervenkitzel. Das findet man hier eher wenig bis gar nicht. Autorin Petra Hammesfahr setzt auf Tiefenpsychologie, beklemmende Stimmungen und Gefühle, sie schreibt sehr detailliert, beschreibt selbst den kleinsten Windhauch oder dezenten Geruch, sie dreht sich damit aber auch sehr im Kreis und kommt in der Handlung nur schwer voran. Was anfangs noch von Begeisterungsströmen gern gelesen wurde, wiederholt sich in den Gesprächen mehrmals, wird gefüttert und mit neuen Erkenntnissen oder Mutmaßungen genährt, entwickelt sich aber zu einer Spirale die kein Ende sieht. Ein dichter Nebel, der sich nur ganz mühsam lichtet. Die schier endlos erscheinen Gespräche zwischen Maik und Claudia, vor allem zwischen (noch) Ehemann Carsten und Claudia, sowie die Visiten der Ärzte und Psychologen bringen kaum Abwechslung und Schwung in den Plot. Sehr monoton und zäh. Ein langwieriger Monolog aus Erinnerungen, Flashbacks, Bauchgefühl und Vermutung. Schade, hier hätte ich mir gern mehr frischen Wind, Abwechslung und Dynamik gewünscht. Die Autorin Petra Hammesfahr hält hier sehr lange und ausgiebig an einer Sache fest, die sie ohnehin später nochmals aufgreifen wird und genauso akribisch erneut unter das mentale Röntgenlicht zieht. Nach knapp gerade mal 80 Seiten wollte ich das Buch schon vorzeitig beenden, bin dann über mehrere mitreißende und überzeugte Rezensionen gestolpert, die mich dem Buch noch eine Chance haben geben lassen. Diese Chance habe ich genutzt und war zunächst wieder mit mehr Eifer und Neugier dabei. Es sollte ja noch etwas Großartiges und Hochspannendes geschehen. Leider habe ich dieses Spannungsniveau nicht entdeckt oder herausgelesen. Meine Antriebskraft zum Weiterlesen war hier rein meine persönliche Neugier. Schade. Petra Hammesfahr kenne ich mit ihren Werken bisher ganz anders, vor allem „An einem Tag im November“ hat mich sehr überzeugt, hier findet der Leser nun leider eher ein in homöopathischen Dosen verabreichtes Spannungsniveau, wodurch kaum Spitzen entstehen und es eher die Neugierde der Leser ist, die einen durch die Seiten treibt. Neugierde anstatt Nervenkitzel. "Während Clausia aß und trank, stopfte Inge Löcher, zog den roten Faden durch das filigrane Gebilde, das ein sehr bewegendes und entsetzlich einsames Leben gewesen und in tausend Scherben zerschlagen worden war." (Seite 436) Charaktere: Dieses Buch besteht eigentlich aus einer Hauptprotagonistin, Claudia Beermann oder doch Cilly Castrup? Eine erfolgreiche und hübsche Frau wird durch einen Unfallaus aus dem Leben gerissen. Sie erwacht nach Jahren aus dem Koma und hat einzig und allein diesen grausamen Alptraum und diese unbekannten Stimmen im Ohr, die der einzige Wegweiser zu ihrem eigenen Ich darstellen. Denn sie leidet unter einer schweren Amnesie. Nun muss sie darauf vertrauen, was ihr die Ärzte berichten und was diese beiden fremden Personen, die sich als Mann und Sohn ausgeben, ihr zu berichten haben. Doch die Aussagen ihrer vermeidlichen Familie deckeln sich nicht mit ihren schlimmen und wiederkehrenden Flashbacks. Sie ist überzeugt nicht Claudia zu sein, sondern Cilly. Cilly, die keinen Unfall hatte, sondern bewusst durch jemandem in den Tod getrieben wurde… Trachtet da jemand nach Claudias Leben? Die Autorin greift das beklemmende und angsteinflößende Gefühl der Hilflosigkeit, der Machtlosigkeit und der Identitätslosigkeit unheimlich intensiv und nah auf. Somit ist der Leser stets ganz nah dabei, was für Welten sich auftun, welche Abgründe erkundet werden, welche Türen sich schließen, welche sich öffnen, und vor allem: Wer war Claudia Beermann wirklich? Diesen Kniff hat die Autorin Petra Hammesfahr ganz begeisternd und talentiert bewältigt. Ein erschreckendes Psychogramm einer gebrochenen Frau, mit einer unglaublichen und intensiven Charakterstudie. Aber auch die Nebenrollen tun ihr übriges im Buch. Wieviel Wahrheit steckt in Cartsens oder Maiks Aussagen? Trachtet wirklich jemand nach Claudias Leben? Und wenn ja, wie nah ist er seinem Ziel? Hat die ehemalige Pflegerin Frau Koch ihre Finger mit im Spiel, oder fürchte gar die neue Partnerin an Carstens Seite um ihre neue kleine Familie mit Töchterchen Mia? Will sich vielleicht der eigene Sohn Maik an seiner Mutter rächen? Wie tief sind diese Alpträume in der Kindheit verwurzelt? … Hier ist wirklich beinahe alles möglich. Petra Hammesfahr lädt uns dazu ein zu spekulieren und dieses Puzzle des Lebens der Claudia Beermann neu zu legen. Ein großer und lobenswerter Pluspunkt in dem sonst eher für mich enttäuschenden Thriller. Meinung: Das ganz besondere an diesem Thriller ist, dass er gar kein Thriller ist. Für mich ein gelungenes Psychodrama. Jedoch war es nicht das, wonach ich gesucht habe. Die Autorin kenne ich sonst von einer anderen Seite. Ihre Tiefenpsychologie bin ich gewohnt und mag das auch sehr. Doch hier gerät sie in einer Spirale, die nur mühsam und wenig Neues bringt und sich in endlosen Wiederholungen und Gesprächen verliert. Sehr schade diesmal. Noch vor den ersten 100 Seiten verlor ich den Antrieb und die Lust am Weiterlesen. Andere Rezensionen sprühen nur so vor Begeisterung, dass ich mich doch animiert fühlte diesen Wendepunkt noch auszukosten. Leider kam dieser für mich nicht. Zwar eine spannende und beklemmende Recherche und Suche nach Antworten, aber wenig Abwechslung und sehr viel Monolog. Rückblicke in die Vergangenheit und tiefe Recherche, teils sehr langwierig, un mühsam. Mir gefällt jedoch, dass der Genesungsprozess und der vergangene Alltag von Claudia und ihrer Ehe so detailliert und getreu wiedergegeben wird, jedoch macht das noch keine Begeisterung aus. Die viel zu langen und viel zu intensiven und immer wiederkehrenden Gespräche und Erörterungen nerven und langweilen schnell. Hier habe ich mich leider wirklich geärgert. Das Abwägen von Möglichkeiten, die Suche nach den Wurzeln und dem eigenen Ich, die Frage dananch ob man ein Monster war und was an dem Abend des Unfalls wirklich geschah… Ein ellenlanger Kreislauf, der dann jedoch in einem klärenden und unvorhersehbaren Aufschluss durch eine Nachbarin ihren Ausklang findet. Meine persönliche Messlatte an einem Thriller ist recht hoch. Dieses Buch weist auf dem Cover zwar Roman aus, auf der Verlagsseite findet man ihn unter Psychothriller. Ich denke, er passt in beiden Genres nicht wirklich rein. Cover: Dieses Cover ist ein Blickfang, grandios, weckt Neugierde und lädt zu Assoziationen ein. Wenn man den Thriller gelesen hat, weiß man diese verheerende Winterlandschaft, die so idyllisch erscheint, ganz anders zu deuten. Ein hochwertiges Hardcover, das trotz fast 500 Seiten sehr leicht und angenehm in der Hand zu liegen weiß. Die Autorin: "Petra Hammesfahr wurde mit ihrem Bestseller "Der stille Herr Genardy" bekannt. Seitdem erobern ihre Spannungsromane die Bestsellerlisten, werden mit Preisen ausgezeichnet und erfolgreich verfilmt, wie "Die Lüge" mit Natalia Wörner in der Hauptrolle. Zuletzt erschienen: "Die Frau, die Männer mochte", "An einem Tag im November" und "Fremdes Leben"." Fazit: Für mich war dieser tiefenpsychologische Thriller leider mit 2 Sternen ein Flopp. Da bin ich ganz andere Umsetzungen von der Autorin gewohnt. Der Euphorie und Begeisterung der bisherigen Rezensionen kann ich leider nicht mit einstimmen. Schade.

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