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Rezension zu
Unterleuten

Ein Dorf, gespalten in Köpfen und Herzen...

Von: herzdeinbuch
20.03.2016

Inhalt Wie ein Paradies für Aussteiger, eine Idylle fernab vom Großstadtleben, dem geschäftigen Treiben der Menschen, liegt das kleine Dorf Unterleuten da. Und während die Mauer schon längst gefallen ist, erinnern sich die schrulligen Bewohner noch 2010 an die Zeit zurück, in der das Dorf in der DDR gelebt hat, an all die vergangenen Taten und Probleme. Als ein Windpark in die romantische Landschaft gebaut werden soll, klaffen jedoch die ganzen alten Wunden wieder auf, Streitereien nehmen den ganzen Ort in Anspruch und drohen, nicht nur Einzelschicksale zugrunde zu richten, sondern weitere, größere Tribute der Einwohner zu fordern… Meine Bewertung Wieder einmal hat es ein Buch von Juli Zeh geschafft, mich an die Seiten zu fesseln und absolut mitzureißen. “Unterleuten” war ein Rezensionsexemplar, das meine Juli Zeh-Sammlung allmählich vervollständigt, und ich freue mich sehr, dass ich es lesen durfte, dass ich wieder einmal in Charaktere eintauchen durfte, die mir persönlich nicht fremder sein könnten, und deren Schicksale mich doch so sehr mitgenommen haben, dass ich am Ende des Buches zitternd dasaß. Juli Zeh hat in meinen Augen ein besonderes Talent, mit Sprache umzugehen, nüchtern große Gefühle zu beschreiben, ihren Charakteren Leben einzuhauchen, so unterschiedlich die auch sein mögen. Gerade an “Unterleuten”, das mit zahlreichen Handlungssträngen, vielfältigen Charakteren und einem roten Faden glänzt, den man selten bei so einem komplexen Roman finden kann, hat sie wieder einmal bewiesen, dass sie in der Lage ist, den Leser in eine Welt zu entführen, die so real ist, dass man sich alles vorstellen kann. Mit großer Liebe zu Details, bis ins Kleinste ausgearbeiteten Eigenheiten der Dorfbewohner, hat dieses Buch mich in seinen Bann gezogen. Der große Konflikt dreht sich in vielerlei Hinsicht um Altlasten, Streitereien und Schicksale, die durch die Wende beeinflusst wurden. Die alteingesessenen Dorfbewohner, wie der steinharte Kommunist Kron oder die katzenvernarrte Hilde, Bürgermeister Arne und Großgrundbesitzer Gombrowski stehen einer Jugend gegenüber, die sich vom Großstadtleben entfernen will. Vogelschützer, Pferdebesitzer, Aussteiger – hier treffen so viele, unterschiedliche Temperamente aufeinander, Sichtweisen auf das Leben und die Gesellschaft, dass jeder Leser sicherlich einen Charakter haben wird, in dem er sich zumindest ansatzweise wiederfinden kann. Von Anfang an haben Juli Zehs detailreiche Schilderungen von Unterleuten und den Bewohnern es mir einfach gemacht, mich in der Story zurechtzufinden, selbst wenn man mal kurz den Überblick über die einzelnen Personen verliert. In diesem Buch steckt ein solches Ausmaß an Gesellschaftskritik, das sich durch die Thematik der Windräder, die das Dorf spalten, offenbart, dass es mir schwer fällt, alles zu verdauen. Wer an dieses Buch rangehen will, sollte schon genügend Zeit einplanen, um sein eigenes Weltbild immer wieder zu überdenken, um die Bewohner Unterleutens nachzuvollziehen und den Ernst der Lage zu erkennen, die sicherlich stellvertretend für einige deutsche Dörfer steht. Mich hat “Unterleuten” sehr nachdenklich gestimmt, gerade durch die kurzen, knappen Sätze, die in sich nicht viel Gefühl beinhalten, dabei aber wieder einmal eine drückende Schwere im Leser erwecken, die noch Tage später greift. Auf eine einzigartige Weise, für die ich jedes Mal wieder dankbar bin, hat es Juli Zeh geschafft, mich mit diesem Roman zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. “Unterleuten” ist sicherlich nichts für zwischendurch, und auch nichts für schwache Gemüter. Es ist kein “Friede, Freude, Eierkuchen”-Buch. Man wird als Leser gefordert, erhält aber auch einen wunderbaren Roman, der so schnell nicht in Vergessenheit gerät und für einige Diskussionen gut ist.

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