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Rezension zu
Die Erinnerungen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Es sind die Gegensätze, die diesen Roman bestimmen

Von: Elke Heid-Paulus
22.03.2016

Die Färöer sind eine Inselgruppe im Nordatlantik, die zwischen Norwegen, Island und den schottischen Inseln gelegen sind. Die klimatischen Bedingungen sind rau, von Sturm, Regen und Kälte geprägt. Fruchtbarer Boden ist rar, aber Gras für die großen Schafherden ist reichlich vorhanden. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass in der Vergangenheit die Mehrzahl der Färinger von der Schafzucht und dem Verkauf der Wolle lebte. Und dann ist da noch das Meer, das die Färöer umschließt, und demzufolge war und ist die Fischereiwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig für die Inselbewohner. Jóanes Nielsen ist ein färöischer Schriftsteller und Autor des Romans „Die Erinnerungen“. Geboren und aufgewachsen in der Hauptstadt Tórshavn, arbeitet er nach Beendigung der Schule auf See. Seine ersten literarischen Gehversuche macht er mit Gedichtsammlungen, es folgen Essays, Novellen und Kurzgeschichten. Sein erster Roman wird 1991 veröffentlicht. „Die Erinnerungen“ ist sein vierter Roman, 2012 erhält er dafür den Literaturpreis der Färöer. Politisch wird der Autor dem linken, gesellschaftskritischen Spektrum zugeordnet, was mit Sicherheit daran liegt, dass der Fokus seines literarischen Schaffens auf dem Leben der kleinen Leute liegt. Ihre harten Lebensbedingungen, ihren Kampf ums tägliche Brot, versucht er in realistischen Beschreibungen abzubilden. So auch in „Die Erinnerungen“, einem an Umfang und Themen reichen Roman, der seinen Anfang Mitte des neunzehnten Jahrhundert hat, als eine verheerende Masern-Epidemie die Inseln heimsucht. Und natürlich trifft es wieder einmal die Ärmsten der Armen am heftigsten, bieten doch ihre katastrophalen Lebensbedingungen Krankheiten aller Art den idealen Nährboden. Die sich daraus entspinnenden Ereignisse werden als historische Komponente knapp vierzig Jahre fortgeführt. Zeitgeschichtlich befinden wir uns im zweiten großen Erzählstrang gut hundert Jahre später und begleiten den Außenseiter Eigil Tvibur auf seiner Suche nach der Wahrheit. Und dazu muss er tief in die Geschichte seiner Familie eintauchen… Es sind die Gegensätze, die diesen Roman bestimmen. Reale Personen und historisch verbürgte Ereignisse wechseln sich ab mit fiktivem Geschehen. Es geht um Armut und Reichtum, um Leben und Tod, um Gewalt und Frieden und um Liebe und Hass. Die Vielzahl der Personen, die die Handlung bevölkert, erschwert die Lektüre, da nicht immer klar ersichtlich ist, ob man sich im Bereich Fakt oder Fiktion befindet. Der Autor wechselt zwischen den Zeiten, den Handlungsorten und den Personen wild hin und her, was den Lesefluss bisweilen behindert. Und dennoch habe ich „Die Erinnerungen“ sehr gerne gelesen, merkt man diesem Roman doch an, dass er mit Herzblut geschrieben ist, dass die Sympathien des Autors immer bei denjenigen sind, die auf der Schattenseite des Lebens stehen.

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