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Rezension zu
Metro 2033

Faszinierendes Endzeitszenario

Von: Pergamentfalter
25.03.2016

Die Handlung beginnt eher ruhig, gewinnt dann jedoch stetig an Spannung. Viele Bücher würden sich bequem in den Aufbau eines klassischen Dramas einordnen lassen. Die Spannungshöhepunkt liegt irgendwo in der Mitte oder ein wenig zum Ende verschoben und danach sinkt sie. Nicht so bei Metro 2033: Die Spannung steigt zu Beginn und wird bis zum Ende - natürlich mit Höhen und Tiefen - aufrecht erhalten. Die düstere Stimmung, die man bei solch einem Werk und in einer Umgebung wie der Metro erwartet, wird ebenfalls langsam aufgebaut, allerdings ist sie mir an manchen Stellen ein wenig verloren gegangen. Teilweise hätte ich mir etwas mehr von der Bedrohlichkeit der Metro und dieser Angst, die sie manches Mal auslösen soll, gewünscht. Sehr gut eingeflochten sind Artjoms Träume. Man glaubt zunächst, die Handlung würde wirklich voranschreiten und dann, mit einem einzigen Satz, wird dieser Eindruck zunichte gemacht und man muss erkennen, dass so manche positive oder negative Entwicklung nur ein Traum war. Damit sind die Träume jedoch nicht abgeschlossen. Einige werden immer wieder weitergeführt und ihre Bedeutung wird erst am Ende des Buchs aufgeklärt. Beeindruckend dargestellt war die Gesellschaft in der Metro, die mit der früheren und heutigen Gesellschaft gut zu vergleichen ist. Es gibt die Faschisten, die einige Stationen als das Vierte Reich bezeichnen, es existieren Kommunisten auf der "Roten Linie" und natürlich sind auch Christen und Juden vertreten. Daneben gibt es allerhand mehr oder weniger merkwürdige Gestalten, Philosophen, Soldaten und Händler, die in der Metro alle ihren Platz haben. Ohne die Bonusgeschichte, die in meiner Ausgabe enthalten ist, besitzt der Roman ein sehr offenes Ende. Das ist zwar auch nach dem Bonuskapitel noch vorhanden, allerdings wird manches etwas besser erklärt und das Ende der Zusatzgeschichte liegt noch einige Zeit hinter dem Ende des eigentlichen Romans. Ich war sehr froh, es zu haben. Sprachlich fand ich das Buch sehr interessant. Gekonnt setzt Glukhovsky in einigen Gesprächen umgangssprachliche Wendungen ein und unterstreicht damit den Charakter mancher Figuren. Abgesehen davon ist der Roman in Normsprache gehalten, weist jedoch stellenweise sehr viele Fragen und Satzverkürzungen auf. Sehr bildlich beschreibt er sowohl die Metro als auch die Welt an der Oberfläche. Ich denke, das ist auch erforderlich, wenn man eine Realität darstellen will, die von einem Atomkrieg gezeichnet ist. Eine Realität, die sich heute kaum jemand vorstellen kann - und will. Die Figuren haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Dominant ist selbstverständlich die Figur Artjomka, kurz Artjom. Aus seiner Perspektive wird die gesamte Geschichte erzählt. Zu Beginn ist er ein naiver junger Mann, auf seiner Reise reift er jedoch. Diesen Prozess erlebt der Leser hautnah mit. Seine Person war mit Abstand die am lebendigsten dargestellte. Äußerst interessant waren Artjoms Gedanken, die mir immer wieder Denkanstöße lieferten. Ich hätte viele davon oben als Zitate anführen können, aber das wäre zu viel geworden, daher wählte ich nur die für mich aussagekräftigste Stelle. Auf Artjoms Reise kommt er jedoch immer wieder an Punkte, an denen er Dinge in Frage stellt: Welche Wahrheit will man wirklich wissen? Welcher Gott bzw. welche Religion ist die Wahre? Gibt es die überhaupt oder haben alle irgendwo ihre Berechtigung zu existieren? Was ist der Sinn des Lebens? Und gibt es eigentlich ein Schicksal? Fragen, auf die man nie eine eindeutige Antwort bekommt und auf die es wohl auch keine eindeutige gibt. Zu diesem Schluss kommt auch Artjom irgendwann und doch lassen ihn diese Fragen nie ganz los. Neben Artjom treten noch eine ganze Reihe andere Charaktere auf, die ebenfalls zumeist wie reale Persönlichkeiten dargestellt wurden. Noch kurz etwas zum Gestalterischen: Zunächst fällt an dem Buch natürlich das Cover auf. Es ist gut gestaltet und zeigt vermutlich einen Metro-Soldaten oder einen Stalker - jene Menschen, die sich in Schutzanzügen an die Oberfläche wagen. Allerdings finde ich es nicht ganz so treffend, da es weniger um die Kämpfer als um die Metro und Artjoms Reise geht. Sehr hilfreich fand ich den Metroplan, der sich noch vor dem eigentlichen Roman befindet und auf dem man, wenn man sich erst einmal darauf orientiert hat, Artjoms Reise verfolgen kann. Auch die Anmerkungen am Ende z.B. zu bestimmten Orten in Moskau, zu Metro-Linien oder zu historischen Persönlichkeiten waren manchmal hilfreich, da es jedoch keine Verweise zu diesem Anhang gibt, hat man manchmal erst einige Zeit später festgestellt, dass es noch eine Erklärung gibt. Fazit Ganz knapp formuliert: Ich war begeistert von diesem Buch. Ich denke, es wird nicht nur eines der äußerst wenigen Bücher sein, das ich mehrmals lesen werde, sondern es ist auch eines der besten Bücher, die ich jemals in der Hand hatte. Das Buch ist absolut zu empfehlen, da es nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern gleichzeitig anregt, über Themen nachzudenken, die bereits früher aktuell waren, es heute noch sind und es in der Zukunft sein werden. Wenn ihr euch das Buch holt, würde ich euch jedoch raten, darauf zu achten, dass ihr das Bonuskapitel "Das Evangelium nach Artjom" im Buch habt, denn meines Erachtens nach ist das Ende ohne diesen Zusatz überhaupt nicht zufriedenstellend.

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