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Rezension zu
Ein Soufflé zum Sterben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gourmet-Roman, kein Krimi

Von: Anya (Bücher in meiner Hand) aus Zürich
12.04.2016

Gespannt war ich auf diese neue französische Krimireihe, deren Erstling in Frankreich bereits 2014 erschien. Mit nur 208 Seiten ein kurzes Buch, ideal für einen gemütlichen Nachmittag in der Sonne oder an einem Abend auf dem Sofa zu lesen. Journalistin Laure Grenadier fährt mit Fotograf Paco Alvarez nach Lyon um für ein Bouchons-Special in ihrer Dezemberausgabe zu recherchieren. Sie essen sich in mehreren Restaurants satt, tratschen mit den Wirten, philosophieren über perfekte Zubereitungen diverser Nahrungsmittel. Die Gastroniemiejournalistin ist jung, versiert und top in ihrer Branche, dazu hübsch und mit einer guten Figur gesegnet, sie praktiziert Yoga, trinkt Grüntee - für mich zu gewollt in den Gegensatz zur beschriebenen Gourmetkultur gestellt. Fotograf Paco setzt Lebensmittel auf dem Markt, Wirte und Stilleben in Restaurants ins beste Licht. Seine Chefin gefällt ihm, sie verstehen sich gut. Doch als Laure eines Abends, anstatt mit ihm, mit Jean-Philippe essen geht, ist er eifersüchtig. Paco hat Ecken und Kanten und deshalb sprach mich seine Figur mehr an als die der Perfektionistin Laure. Es wird nicht viel gesprochen, es gibt keinerlei Erklärungen bei bestimmten Vorkommnissen, keine Wiederholungen von Gesprächen, dafür einige Lücken: Nach einem Disput mit einem Wirt erfährt man zum Beispiel nicht, ob sie doch noch degustiert und fotografiert haben, denn der nächste Abschnitt geht bei einem Abendessen mit einer anderen Person weiter. Oder die Szenerie wechselt direkt von einem Mittagessen zum frühen Morgen des nächsten Tages. Die Geschichte lebt durch die Beschreibung von Lyon und seinen Restaurants. Die häufige Schilderung oder Aufzählung legendärer französischer Köche macht müde, wenn man Frankreichs Küche und Kochgeschichte nicht gerade als Hobby hat. Als Krimi ist die Geschichte weder spannend noch fesselnd. Als Roman unterhaltend zu lesen, wenn man denn gerne Fleisch isst, Feinschmecker ist und vielleicht gerade in Lyon im Urlaub ist. Schade, denn der Schreibstil gefällt; die Zugreise ist bildhaft beschrieben und auch der Rest ist sprachlich schön umgesetzt. Erst auf den letzten 10-20 Seiten fällt dem Gespann die Lösung der Mordfälle quasi so nebenbei ein. Die Lösung ist witzig und passend zum Buch, das Motiv überraschend - aber Krimi geht meiner Meinung anders. Wie sagt man so schön? "Die Handlung plätschert dahin." Wäre der Krimi nicht als Krimi, sondern als Gourmet-Roman angekündigt, würde ich nicht gross reklamieren. Doch als Kriminalroman wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Fazit: Kein Krimi, sondern ein Feinschmecker-Roman, der mit einigen Morden dekoriert wird. Wer auf Beschreibungen raffinierter Küche steht, ist mit diesem Buch gut bedient. Wer einen spannenden Kriminalroman sucht, muss weiter suchen. 3 Punkte.

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