Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
I Saw a Man

Eine tragische Geschichte über Verlust und Trauer

Von: Lesen ist
19.04.2016

An einem Samstagnachmittag im Juni betritt Michael Turner das Haus seiner Nachbarn, Joshua und Samantha Nelson. Die Hintertür stand halb offen und Michael rief nach Josh und Sam aber niemand antwortete. Er nahm an, dass niemand da sei, was aber ungewöhnlich sei, wenn die Tür offen steht. Er streift seine Schuhe ab, die voll feuchter Erde sind, weil er im Garten gearbeitet hat. Auch seine Hände sind noch schmutzig, darum bemüht er sich nichts anzufassen. Michael blick sich um auf der Suche nach einer Erklärung, warum die Tür offen stand, wenn niemand zu Hause ist. Er kennt die Nelsons erst seit 7 Monaten doch nach dem ersten Kennenlernen, ist rasch eine enge Freundschaft entstanden. Er aß öfter bei den Nelsons zu Abend als bei sich zu Hause. Michael wusste, dass Samantha übers Wochenende zu ihrer Schwester gefahren ist und denkt, Josh und die beiden Töchter können nicht weit sein. Eigentlich wollte Michael nur seinen Schraubenzieher zurückholen, den er Josh vor zwei Tagen geliehen hatte. Im ersten Kapitel hat sich bereits für mich die erste Frage gestellt; würde ich das Haus meiner Nachbarn betreten, wenn sie auf mein Rufen an der offenen Tür nicht antworten? Meine Antwort war eindeutig nein, würde ich nicht. Wahrscheinlich würde ich die Tür schließen und wieder gehen, egal wie gut ich sie kenne. Doch Michael geht rein und denkt Josh und Samantha hätten sicher nichts dagegen, wenn er kurz schaut, ob er seinen Schraubenzieher irgendwo sieht. Ich kann gar nicht sagen, ob ich den Protagonisten wirklich mag. Er ist nicht unsympathisch, aber er trifft Entscheidungen, mit denen ich persönlich große Probleme habe. Die Familie Nelson ist auch keine Bilderbuch Familie. Man spürt die Spannung zwischen Josh und Sam und fragt sich, ob sie diese Ehe nur wegen ihrer Kinder aufrechterhalten die erst 6 (Rachel) und 4 (Lucy) Jahre alt sind. Es kommt dann noch jemand ins Spiel, ein amerikanischer Pilot namens Daniel McCullen, der ebenfalls Familie hat. Als er das erste Mal auftaucht, fragt man sich, was er mit der Geschichte überhaupt zu tun hat doch, wenn man erfährt, was er beruflich macht, kann man es sich denken. Zwischen den Kapiteln, wo Michael das Haus betritt und was er dort macht, wird erzählt, was bisher in seinem Leben passiert ist. Wie es dazu kam, dass er mit den Nelsons eine so enge Freundschaft geschlossen hat. Seine Frau wurde bei einem Drohnenangriff auf einen Talibanführer getötet. Sie waren noch nicht lange verheiratet und Michael leidet sehr unter dem Verlust. Je mehr man über die Nelsons und über Michael erfährt, umso mehr Verständnis hat man für diese, in meinen Augen eher ungewöhnliche Freundschaft. Und nun, als Michael sich in ihrem Haus befindet und denkt es ist niemand da, passiert etwas entsetzlich Furchtbares. Wie bereits erwähnt, hätte ich das Haus nicht betreten, und jetzt reagiert Michael wieder auf eine Art, die Kopfschütteln bei mir auslöst. Eigentlich war ich wirklich entsetzt. Mehr als eine Figur hat Schuld auf sich geladen. Daniel McCullen hat Befehle befolgt und könnte sich wohl damit ausreden, er wird aber am wenigsten mit seiner Schuld fertig und zerbricht fast daran. Das macht ihn eigentlich zum sympathischsten Charakter in dieser Geschichte. Michael verliert an Sympathie als er die Schuld, die er auf sich geladen hat, einem anderen zuschiebt. Es geht in diesem Buch sehr viel um Verlust und Trauer, aber es wird auch gelogen und betrogen. Drei Männer die Schuld auf sich geladen haben, und wie sie damit umgehen. Steht man dazu oder läuft man feige weg? Wie sehr frisst einen die Schuld auf? Vor allem, wenn man mit niemand darüber reden kann. Es ist schon eine Frage von »was wäre wenn?«, und ein kleines bisschen Schmetterlingsefffekt. Obwohl es sich hier nicht um einen Thriller handelt, steigt die Spannung stetig an. Trotzdem gibt es ein paar Stellen, die sich in die Länge ziehen. Die Charaktere haben Ecken und Kanten, sind ganz weit weg von Perfekt. Michaels Entscheidungen und Reaktionen sind nicht die Einzigen, die für mich ganz unmöglich sind. Eigentlich verstehe ich nur Daniel in dieser Folge tragischer Ereignisse. Zuerst dachte ich, dass das Ende mich nicht zufriedenstellt. Jetzt habe ich eine Nacht darüber geschlafen und finde, obwohl es etwas zu leise endet, passt es doch. Ein Buch, das leise anfängt und immer eindringlicher wird. Eine tragische Geschichte über Verlust und Trauer, lügen und betrügen, Schuld und wie man damit umgeht. Nach der Hälfte des Buches ist es schwer, mit dem Protagonisten Michael zu sympathisieren. Es ist durchaus denkbar und realistisch wie die Geschichte sich entwickelt, auch wenn ich für mich persönlich einige Entscheidungen für unmöglich halte. Ein Buch über das man sicherlich viel diskutieren kann.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.