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Rezension zu
Metro 2035

Eine Dystopie über finstere Hoffnung und den Kampf der Menschheit gegen sich selbst - wahnsinnig!

Von: Julia Hettich
26.04.2016

Ein verheerender Atomkrieg hat das Leben auf der Erde vernichtet, ehemals bewohnte Gebäude zu verstrahlten Gerippen gemacht und aus gewöhnlichen Lebewesen Mutanten und Degenerierte gezüchtet. In der Moskauer Metro, in der Dunkelheit endloser Tunnel, haben die Menschen mit allen Mitteln versucht, die Zivilisation neu aufzubauen. Der junge Artjom sieht als einziger, dass die Metro kein Lebensraum für die Menschen ist und sehnt sich danach, ein Leben an der verseuchten Erdoberfläche zu führen. Aber gibt es wirklich noch etwas auf der Welt? Irgendwo Funksignale anderer Überlebender? Artjom kann nicht aufhören zu hoffen und begibt sich auf die Suche nach einem Mann in der Metro, der angeblich Signale anderer Überlebender empfangen hat. Doch diese Suche verkampft sich zu einem Kampf gegen die Metro selbst. Neue politische Ideologien, Seuchen, Hunger und Verelendung verbergen, was hinter den dunkelsten Tunneln der Metro wirklich lauert ... Dimitry Glukhovsky hat mit dem Universum seiner Metro-Bücher international Bestseller-Listen für sich beansprucht. Ich habe die Vorgänger - ,,Metro 2033" und ,,Metro 2035" - noch nicht gelesen, aber Abgesehen von einigen irritierenden Passagen und Personen fand ich mich recht schnell in diesem düsteren Moskau zurecht. Die Mutanten und Monster, welche für die anderen Metro-Bücher prägend sind, gab es hier leider nicht, was mich schon etwas verwunderte - wurden sie etwa alle irgendwie ausgerottet? Ich weiß es nicht, aber in den Vorgänger-Büchern wird das hoffentlich aufgedeckt. Gleich von Anfang an schlug mir die bedrückende Stimmung ins Gesicht, welche die Überlebenden wie nagender Hunger plagt - nur Artjom, der seinen Idealen bis zum Schluss hin treu bleibt, ist hier wie ein Lichtblick der (berechtigten?) Hoffnung. Die anderen Charaktere sind zwar nicht das, was ich unbedingt als ,,sehr sympathisch" beschreiben kann - der Autor hat sich viel Mühe gegeben, die Menschen so zu gestalten, wie es Menschen in Extremsituationen sind: entweder feige oder zu sehr darauf beschränkt, andere zu bekämpfen. In vieler Hinsicht ist ,,Metro 2035" die politischste Dystopie, die ich je gelesen hab - von Kommunismus bis Faschismus ist hier alles vertreten, auch an Sklaverei mangelt es nicht. Beängstigend, aber fesselnd! Der Schreibstil des Autors ist schwierig zu beschreiben, aber wisst ihr was? Das geht mir oft so, wenn ich Bücher russischer Autoren lese. In Glukhovskys Schreibstil ist stets ein Bild eingefangen, exotisch, aber irgendwie auch gewöhnlich und derb: wie ein verstaubter Vogel hinter einer dicken Glaswand. Es gab sogar ein Kapitel, das komplett in direkter Sprache geschrieben war. Dieses Kapitel musste ich zweimal lesen, um überhaupt durchzublicken, wer spricht. Manchmal hätte ich mehr szenische Dialoge als diese direkten Gespräche ohne weitere Erläuterung gelesen. Zorn, Verzweiflung und verzweifelter Optimismus hat mich manchmal förmlich die Augen aufreißen lassen. Gewalt spielt hier eine große Rolle, was nichts für sanfte Gemüter ist. Da sind Frauen meistens zu Prostituierten erniedrigt und sympathische Charaktere kriegen sehr schnell eine Kugel in den Kopf gejagt. Und: dieses Buch ist kein trockenes Buch über Systemkampf und Rebellion, da ich über den melancholischen Humor immer wieder lachen musste. Wenn Ljocha nach dem Gemetzel bei den Funktürmen von ,,Arflöchern" (ihm wurden die Zähne eingeschlagen) sprach :) Nach einem zähen Einstieg hat mich das Buch nicht mehr losgelassen - es ist anspruchsvoll und verlangt geradezu mit gebleckten Zähnen nach Aufmerksamkeit. Die letzten Patronen wurden verschossen, das letzte Wort zischelnd gesprochen und zugleich wütend wie erfreut verstaue ich meine Metro-Karte und sehe zum Horizont, wo eine blasse Sonne 4 trübe Strahlen auf das Skelett von Moskau wirft.

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