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Rezension zu
Nachts sind das Tiere

Der deutschen Gesellschaft einen Spiegel vorhalten...

Von: herzdeinbuch
30.04.2016

Inhalt Juli Zeh zählt zu den einflussreichsten und handwerklich geschicktesten deutschen Schriftstellern ihrer Zeit. Dass sie Recht studiert hat und sich auch ansonsten politisch auszudrücken weiß, konnten Leser ihrer Bücher schon immer wahrnehmen – die Neuauflage ihrer Essay-Sammlung bietet nun jedoch einen genaueren Blick auf die Ansichten der Autorin. Digitale Revolution, Abhöraffären und die Frage, wie politisch die deutsche Bevölkerung noch ist, spielen eine große Rolle in ihren Texten und Reden, die in diesem Buch gesammelt sind. Meine Bewertung Dass ich alles von Juli Zeh verschlinge, was auf den Markt kommt, ist nun wirklich keine Neuigkeit mehr. Allerdings hatte ich gerade bei “Nachts sind das Tiere” einige Bedenken, das Buch in die Hand zu nehmen. Was, wenn ihre politischen Ansichten so weit von meinen entfernt sind, dass ich mich in Zukunft nicht mehr von dem Gefühl losreißen kann, sie nicht zu verstehen? Was, wenn ich für die Themen, die sie in dem Buch anspricht, einfach zu uninformiert bin? Was, wenn ich schon nach den ersten Seiten feststelle, dass mir das zu hoch ist? Alles Unsinn. “Nachts sind das Tiere”, die Sammlung ihrer Reden und Essays der vergangenen Jahre, ist tatsächlich sehr hoch in meiner Achtung geklettert, ebenso wie die Schriftstellerin selbst. Die Themen, die Juli Zeh anspricht, wird jeder Bürger zumindest ansatzweise begreifen können, ihre Formulierungen sind gewählt, aber nicht einschüchternd hochtrabend. Auf eindrucksvolle Art vermittelt Juli Zeh ihre Meinung zu wichtigen Themen wie Datenschutz, Abhöraffären, Politikverdrossenheit oder Streitigkeiten unter Gesellschaftsgruppen. Politik ist ihr ein wichtiges Anliegen, das merkt man sofort, doch sie distanziert sich mit ihrer klaren, präzisen Sprache davon, jemandem ihre Meinung aufzudrücken. Es gab Texte in diesem Buch, die meinen Nerv getroffen haben. Der Essay zur Bologna-Debatte, zu dem deutschen Universitätssystem, das eine Wandlung erfahren hat, hat mich immer wieder nicken lassen. Leistungsdruck statt Identitätsfindung lautet das Stichwort, und auch um die Identität dreht es sich in vielen weiteren Texten. Wie weit darf der Staat gehen, um Sicherheit zu gewährleisten? #Neuland hat Gelächter hervorgerufen, Zeh beleuchtet in einem ihrer Essays, wieso uns das Lachen bei dieser Art von Politikführung eigentlich im Hals stecken bleiben sollte. Natürlich war ich nicht immer ihrer Meinung, aber ihre gedanklichen Ansätze geben Anlass zum Grübeln und Diskutieren. “Nachts sind das Tiere” passt meiner Meinung nach hervorragend in den Politik-Unterricht, sei das in der Schule oder dem selbstauferlegten Informationskonsum der Erwachsenen. Stoff zum Nachdenken und Reagieren, Stoff zum Diskutieren und Handeln – genau das hat Juli Zeh hier geliefert. Und sollte damit eigentlich eine öffentliche Debatte lostreten. Meiner Meinung nach verdient dieses Buch viel mehr Beachtung, ihre Essays eine größere Reichweite, ihre Vorstellungen von der Zukunft, von dem Möglichkeitenmonstrum, das damit einhergeht, müssten in aller Munde sein. Und “Nachts sind das Tiere” in jeder Handtasche und auf jedem Nachttisch. Denn Politik geht uns alle an.

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