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Rezension zu
Der Duft der grünen Papaya

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Hass, der über Generationen geht

Von: Monika Stutzke aus Berlin
15.07.2013

An einem für Evelyn wichtigen Tag kommt ihr Mann nicht nach Hause, weil er dienstlich unterwegs ist. Kurz entschlossen bucht sie einen Flug, um ans andere Ende der Welt zu gelangen, nach Samoa. In dem einzigen Hotel vor Ort gibt es keine freien Zimmer mehr. Als sie von Ana, einer jungen Frau angesprochen wird, die ihr ein Zimmer bei ihrer Urgroßtante in Aussicht stellt, nimmt sie das Angebot gern an. Sie zieht in das Gästezimmer, das ihr Ili bereitstellt. Ili ist bereits 91 Jahre alt und lebt in einem Haus zusammen mit ihrer Cousine Moana. Mit dieser steht sie seit 80 Jahren auf Kriegsfuß und hat seit 60 Jahren kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Die beiden Frauen sind sich spinnefeind und hassen sich leidenschaftlich. Ane, die Enkelin von Moana ist sich zu schade für die Insel und will weg, weit weg und ein gutes Leben führen. Als sie hört, dass ein Konzern auf der Suche nach Grundstücken ist, überredet sie ihre Großmutter dazu, zu verkaufen. Diese lässt sich überreden, wissend, dass Ili nie in der Lage sein wird, ihr die Hälfte abzukaufen, da sie das Vorkaufsrecht hat. Da sie aus Hass jede Möglichkeit nutzt, Ili zu schaden und sie genau weiß, dass sie sie damit richtig böse treffen kann, macht den Handel aus. Ane, die Evelyn eines Tages die Insel zeigt, bittet sie, es Ili mitzuteilen. Evelyn, die eigene Probleme hat, möchte sich raushalten, sagt aber zu, es weiterzuleiten. Ili kann nicht glauben, wie bösartig Moana ist und versucht alles, um das zu verhindern. Sie erzählt Evelyn die Geschichte ihrer Eltern, der Ursprung des lebenslangen Hasses zwischen Ili und Moana ... Der Roman von Sarah Benedict spielt in der zauberhaften Kulisse von Samoa, die sie durch Beschreibungen dem Leser sehr gut nahebringt. Er spielt in 2 Handlungsebenen, in der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1914, und in der Gegenwart, im Jahr 2005. Der Handlungsstrang in der Vergangenheit wird durch Ili erzählt, in dem sie Evelyn den Ursprung des grenzenlosen Hasses erzählt, der Ili und ihre Cousine Moana miteinander verbindet. Sie erzählt die Liebesgeschichte ihrer Eltern, von Tristan, einem deutschen Leutnant, der auf Samoa stationiert war. Dort verliebte er sich in Tuila, einer Einheimischen. Es war eine Liebe, die nicht sein durfte. Trotz allem heiraten die beiden heimlich und er baut ein großes Haus. Tupu, der Bruder von Tuila zieht mit in das Haus ein, auch wenn es Tristan nicht gern sieht. Ivana, Tupus Frau ist neidisch auf all das, was sich Tristan und Tuila erarbeitet haben, aber ihr Hass auf die beiden wird geschürt, als Tupu hingerichtet wurde. Ihren Hass gibt sie später an ihre Tochter Moana weiter, die ihn Ili ein Leben lang spüren lässt. Die Autorin zeichnet ein Bild vom Leben zu Beginn des 20. Jh. auf Samoa, einer ehemaligen deutschen Kolonie. Es wird nach deutschem Recht gerichtet und gehandelt. Auch der deutsche Standesdünkel ist auf dieser Insel vertreten, so darf ein Deutscher, der etwas auf sich hält, sich zwar eine einheimische Geliebte nehmen, aber Mischehen sind per Gesetz verboten. Die Frauen der Obrigkeit leiden an Langeweile und sind gewillt, den jungen Leutnant Tristan unter die Haube zu bekommen und starten einen Verkupplungsversuch, dem er sich nur schwer entziehen kann. In der Gegenwart richtet sich der Hauptaugenmerk auf den geplanten Verkauf des Grundstücks, auf dem das Haus und die Papayaplantage steht. Unter dem Vorsatz, dort einen Hotelkomplex aufzubauen, erschleicht sich Ray Kettner das Vertrauen von Ane und versucht sie und ihre Großmutter zum Verkauf des Grundstücks zu überreden. Die Skrupellosigkeit dieses Mannes ist fast nicht zu übertreffen. Anfangs hatte man noch ein wenig Sympathie ihm gegenüber aufbringen können, das sich aber im Lauf der Handlung recht schnell ändert. Ebenfalls erfährt der Leser von Evelyn und ihrem Schicksal. Sie flüchtete kurzentschlossen aus Deutschland nach Samoa, ohne ihrem Mann Bescheid zu geben. Ihr Leben befindet sich seit 4 Jahren im Abwärtsdrall. Der Alkohol ist ihr inzwischen ein Vertrauter geworden, seitdem sie mit ihrem Mann nicht mehr reden kann, der sich mehr und mehr in seine Arbeit zurückzieht. Evelyn, die unfreiwillig in die Ereignisse und in das Geschehen auf Samoa hineingezogen wird, vergisst kurzzeitig ihre eigenen Probleme und Sorgen und konzentriert sich auf die Hilfe, die sie Ili angedeien lässt. Die Sympathieträger dieses Buches sind zweifellos Tristan und Tuila, die ihre Liebe ausleben, auch wenn sie nicht erlaubt ist. Tuila ist eine bewundernswerte und starke Frau, die sich nie unterkriegen ließ, die alles überstand und sich auch noch genötigt sah, ihre Plantage und ihr Grundstück zu teilen. Aber auch Ili und Evelyn sind Persönlichkeiten, die man nur schwer vergessen kann. Jeder kämpft auf seine Art mit den Dämonen der Vergangenheit, die sie schließlich auch erfolgreich bekämpfen. Es ist ein Buch voller Liebe, Hoffnung und Träume. Aber auch ein Buch voller Neid, Hass und Skrupellosigkeit, die den Leser sprachlos werden lässt. Die Beschreibungen über die Schönheit der Insel fehlen ebensowenig wie ein klein wenig Geschichte zur Insel Samoa. Ich liebe ja solche Bücher, wo die Gegenwart mit der Vergangenheit miteinander verknüpft sind und die am Ende absolut stimmig sind. Genau solch ein Buch hat man hier in den Händen.

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