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Rezension zu
Pariser Symphonie

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

SCHICKSAL UND HÜFTSCHWUNG – Die Erzählungen der Irène Némirovsky.

Von: Tanja Jeschke aus Stuttgart
02.06.2016

Rezension Irène Némirovsky: Pariser Symphonie. Erzählungen. Manesse Verlag, Zürich, 2016. 224 Seiten. Mit einem Nachwort von Sandra Kegel. SCHICKSAL UND HÜFTSCHWUNG – Die Erzählungen der Irène Némirovsky. Von Tanja Jeschke Gerade lief im Kino die Verfilmung ihres großen Romans „Suite Francaise“, jetzt liegen uns 11 Erzählungen von Irène Némirovsky vor, erschienen bei Manesse unter dem ebenso romantischen Titel „Pariser Symphonie“. Es klingt etwas Wehmut mit in diesen Titeln, Sehnsucht nach jener vergangenen Welt, die uns die Nazis endgültig geraubt haben. Das Foto auf dem Cover sagt alles: Da schwingt eine junge Frau ihren weiten Rock hoch oben auf dem Eiffelturm, steht gefährlich nah am Abgrund und schickt doch ein selbstgewisses Lächeln hinunter auf das wunderschöne Paris. Man kann die Erzählungen nicht ohne das Wissen lesen, dass die Autorin leider zu jenen gehört, die hinabstürzten, die ihre jüdische Herkunft im Nazireich mit dem Tod bezahlen mussten: Mit 39 Jahren wurde die Tochter eines russisch-jüdischen Bankiers aus Kiew in ihrem französischen Exil aufgespürt und 1942 in Ausschwitz ermordet. Und doch hat sie ihren Blick Zeit ihres Lebens nicht auf die Politik gerichtet, sondern sich mit den Wirkkräften des Unbewussten beschäftigt, die zeitlos und tief im Inneren den Menschen bestimmen. Némirovsky war überzeugt davon, dass der Mensch dem eigenen Schicksal unterliegt und Änderungen nicht möglich sind. In ihren Erzählungen, die teils von einer elegischen, teils einem Drehbuch ähnelnden Sprache getragen sind, spielen Imaginationen aus der Vergangenheit, Ahnungen und Träume eine größere Rolle als gegenwärtige Umstände oder Beziehungen. Liebe kommt kaum ohne Verrat vor, Blutsbande sind Verstrickungen und Geschehnisse wie Gefahren nicht beeinflussbar. Das mag fatalistisch wirken, aber es steckt mehr dahinter als ein naiver Irrglaube. Den oberflächlichen Hüftschwung des genuss- und wellnessorientierten Lebens, das auch die Autorin gut kannte, bringt sie zum Erstarren, wenn sie auf den Schlamm am Boden zeigt, auf die Armseligkeit der Reichen und der Prostituierten im Paris der Zwanziger und Dreißiger Jahre gleichermaßen. Da ist nichts, was Stehvermögen geben könnte! Eifersucht, Neid, Habsucht, Gier, Besessenheit – so lautet das Schicksal. Dass mit dem Wissen um solche Verlorenheit das Wüten der Nazis von der Autorin beinahe übersehen wurde, wundert einen nach der Lektüre ihrer Erzählungen nicht mehr so sehr.

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