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Rezension zu
Was ist bloß mit Mama los?

Verständlich erklärt, schön bebildert!

Von: Charlousie
02.06.2016

»Inhalt« Als ich ein Kind war, war das Thema psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen und Angststörungen mehr als verpönt. Man hat nicht mit anderen darüber gesprochen. Warum auch? Damit die Lehrer und die anderen Kinder bemerken würden, dass man schlecht ist? So schlecht, dass die eigene Mutter schon depressiv geworden sei? Denn irgendwas muss man schließlich verbrochen haben, wenn man so bestraft wird. Nein, darüber spricht man nicht. Und schon gar nicht mit den Freunden und den Lehrern. Manchmal redet man mit seiner Mutter darüber. An Tagen, die mal gut sind. Aber meistens ist man traurig und hilflos und fragt sich im Rückblick, warum nie jemand geholfen hat. Denn obwohl man nicht darüber sprach, haben es doch alle mitbekommen. Eine Tatsache, die man als Kind ausgeblendet hat. Denn als Kind wollte man nicht, dass die Welt diesen Mangel bemerkt. Bemerkt, dass man irgendwie schlecht ist. »Fühlen Kinder sich schuldig?« „Was ist bloß mit Mama los? Wenn Eltern in seelische Krisen geraten. Mit Kindern über Angst, Depression, Stress und Trauma sprechen“ ist ein Buch, das ich lesen wollte, weil ich als Kind von einem Elternteil mit psychischer Krankheit betroffen war. Der Eingangstext beschreibt meine Situation, als ich ungefähr 10-12 Jahre alt gewesen bin und greift in Teilen auf, womit sich das Buch der Dänin Karen Glistrup beschäftigt. Wenn die Eltern krank sind, wissen sie selbst kaum noch, wie sie mit ihrem Leben umgehen sollen. Was sie dann vielleicht noch weniger wissen, ist, wie sie ihren Kindern ihre temporäre Trauer oder sogar Lebensunfähigkeit erklären sollen, ohne sie zu sehr zu belasten. Und genau da setzt Karen Glistrups Bilderbuch/Sachbuch/Ratgeber an. „Was ist bloß mit Mama los?“ ist Bilderbuch, Sachbuch und Ratgeber in einem, je nachdem wie es von wem gelesen wird. Einfachheitshalber wird es zukünftig Ratgeber genannt. »Verständlich erklärt, schön bebildert« Es unterstreicht mit sehr gelungenen Farbillustrationen verschiedene Krankheitsbilder Erwachsener. Zum Beispiel Depression, Angst, Wut, Trauma und Schlafstörung. Es erklärt sachlich und leicht verständlich in einfacher Form, was es damit auf sich hat. Und gibt dann Tipps, wie man mit seinen Kindern darüber reden kann. Wie auch Kinder ihre Eltern darauf ansprechen oder merken können, welche Verfassung die Eltern gerade haben. Und da mehr denn je ein aktuelles Thema ist: Wie man beispielsweise Flüchtlingen nicht versehentlich Ignoranz entgegenbringt, nur weil man sich nicht traut Fragen zu stellen oder weil man nicht weiß, wie man sie auf ihre gefährliche Reise oder traumatische Erlebnisse in der Heimat ansprechen soll. Die Bilder helfen auch den Kleinsten, gewisse Dinge zu verstehen. Für die Älteren sind die Texte die perfekte Ergänzung. Hierfür hat Karen Glistrup auf den ungeraden Seiten einen grünen Kasten für ältere Kinder, aber primär für Erwachsene entworfen, der detaillierteres Wissen und Hilfeanleitungen gibt, wodurch sich die restlichen Texte und Illustrationen hauptsächlich an die Kinder wenden. »Reden. Reden. Reden. Und noch mehr reden!« Die Eltern werden ermutigt, das Buch offen herumliegen zu lassen, so dass eine Kommunikationsbasis geschaffen werden kann. Und dies ist in meinen Augen das wirklich wertvolle an diesem Ratgeber: Er malt keine rosarote Welt oder fördert den Irrglauben, das am Ende immer alles gut werden würde. Der Ratgeber vermittelt, dass der Dialog den Kindern hilft, die Krankheit ihrer Eltern zu verarbeiten und sich nicht sogar als Auslöser oder böse Ursache zu sehen. Andersherum hilft er aber auch den Erwachsenen, die so vielleicht bemerken, dass Reden besser als Schweigen ist. Denn eine vergiftete Atmosphäre bemerken Kinder ja doch. „Was ist bloß mit Mama los?“ zeigt auf, wie schnell und unbemerkt psychisch kranke Verhaltensmuster „kopiert“ und in die nächste Generation getragen werden. Und noch einen positiven Nebeneffekt besitzt Karen Glistrups Ratgeber: wenn schon die Jüngsten behutsam mit der Krankheit ihrer Eltern konfrontiert werden, können sie dieses Thema vor anderen nicht als unnormal, belastend oder tabuisiert empfinden. Der Umgang mit solchen Krankheiten kann so normal wie eine laufende Nase oder ein gebrochenes Bein werden. „Was ist bloß mit Mama los?“ fördert somit den normalen Umgang mit einer häufig auftretenden Krankheit, von der jede 4-5. Familie betroffen ist. »Fazit« Nicht umsonst dient die Originalausgabe in Dänemark als Schullektüre für die 1.-6. Klasse und hat die Kronprinzessin Dänemarks als Schirmherrin. Ich selbst habe als ehemals Betroffene einige der beschriebenen Szenarien und Emotionen wieder erkannt und empfinde diesen Ratgeber in diesem Themengebiet als eine herausragende Umsetzung. Eine Umsetzung, die den Eltern und vor allen Dingen Kindern anschaulich zusammengefasst vieles verständlicher und einfacher machen kann. „Was ist bloß mit Mama los?“ sollte meiner Meinung nach auch in den deutschen Schulkanon aufgenommen werden, damit auch Deutschlands Lehrer, Eltern, Kinder, ja allgemein die Gesellschaft, ein besseres und offeneres Bewusstsein für eine weit verbreitete Krankheit entwickelt. Ein Buch, das wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient! Also, los lesen!

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