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Rezension zu
Berlin 1936

Informativ, verständlich geschrieben, mit vielen Informationen passend zu. 70. Jahrestag

Von: Michael Lehmann-Pape
16.06.2016

Tag für Tag, beginnend bei der Eröffnungsfeier a, 1. August und Endend mit der Abschlussfeier am 16. August lässt Hilmes in ganz eigener Weise mit einer spürbaren Intimität zu den vielen Personen, denen er je kurz nachgeht in diesen Tagen, die Olympiade von 1936 noch einmal vor den Augen des Lesers auferstehen. Er macht es konkret. Er folgt Menschen, die vor Ort anwesend waren. Manche davon überaus bekannt, andere wiederum ganz einfache Leute. Sportler kommen nicht zu kurz, auch das halbseidene Berlin findet seine Aufnahme im Buch. Politiker begegnen sich, im geheimen wird durchaus weiter „aufgeräumt“. Aufgelockert durch eine ganze Reihe von Fotografien entsteht so letztendlich eine gewisse Romanform, in der Kapitelweise das Erleben der konkreten Personen nachgezeichnet wird. Dies präzise, eher knapp beschrieben und dennoch so, dass der Leser sich den Personen innerlich anzunähern vermag. Wobei eine fast ebenso große Rolle die Örtlichkeiten Spielen. Cafés, elegante Hotels, das Stadion, die Stadt selbst mit ihrer heraus geputzten Stimmung (im wahrsten Sinne, denn so manche Schmähruf an jüdischen Geschäften war abgewischt. Was diesen biographischen Portraits eine auch aktuelle Note verleiht. Jene „Wölfe im Schafspelz“, die alten, auch in Berlin damals schon verbreiteten Ressentiments rassistischer Art, das war ja nicht ganz unterdrückt, da spüren die Besucher hier und da mit einem kurzen Blick, an kleinen Zeichen, das es im Hintergrund schon brodelt. Dazu brauchte es gar nicht erst Hitler mit seinem Unbehagen, farbigen Siegern zu applaudieren. Und innerlich seine Enttäuschung über die Niederlage des Deutschen Erich Borchmeyer kaum verhehlen kann. Ob es nun die Ciro-Bar ist, die mit Swing Tönen die eleganten Gäste in ganz internationalen, „normalen“ Gestus unterhält. Ob in der „Residenz Casino“ über Tischtelefone Kontakt geknüpft wird (damals nicht unüblich). Es kann also weitestgehend „ganz normal und friedlich und „schön“ sein und sich verhalten werden, an so mancher Kleinigkeit ist dennoch zu sehen (wer sehen möchte), was da im Kommen ist. Ob ein „wehret den Anfängen “ möglich gewesen wäre bei konsequenter Bündelung der Kräfte? In manchend er kleinen Geschichten erscheint es fast so und für die Gegenwart gilt dies vielleicht noch. Wie in der „Sherbini-Bar“, in der sich die Geschäftsführerin wohlweislich zurückhält, denn sie ist Jüdin. Oder auch Thomas Mann, der ein immer deutlicheres Unbehagen spürt bei der Radio-Übertragung der Spiele, der weiß, dass es nur darum geht, die Ausländer zu beeindrucken. Und doch dann eher mit seinen körperlichen Malästen beschließt, sich zu beschäftigen. Locker und gut zu lesen, vielfach auf den Punkt gebracht, ergibt das Buch im Gesamten ein überaus breites Bild der Atmosphäre und mancher Hintergründe in diesen Tagen der Olympiade in Berlin 1936, die es wert sind, gelesen zu werden. Weil eine bestimmte Strategie des Scheins, um das Sein zu überdecken, zu allen Zeiten Anwendung findet und es gut ist, immer genau hinzuschauen.

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