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Rezension zu
Die Ernte des Bösen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Bein in der Post und ein Blick in die Vergangenheit

Von: Lisa von 81 Stufen nach Hause
21.06.2016

Drückt mir einen Krimi in die Hand und ich werde niemals wissen, wie es ausgeht - bis jetzt! Beim Lesen von »Die Ernte des Bösen« habe ich das allererste Mal in einem Leben eine Kleinigkeit geahnt, die sich später als richtig rausstellte. Ich war ein bisschen stolz, denn sonst bin ich oft die einzige Person, die von der Auflösung überrascht ist. Einige mögen jetzt einwerfen, dass es doch gerade die Überraschung ist, die einen Krimi ausmacht und das Buch damit an Spannung verliert - finde ich in keinster Weise. Zum einen möchte ich mit meiner Theorie richtig liegen und zum anderen halte ich die Spannung nur sehr schwer aus. Außerdem wusste ich nicht, wie es ausgeht - mir kam nur eine Person sehr komisch vor und ich fragte mich, ob diese wohl im Zusammenhang mit dem aktuellen Fall stand. Ich kann also noch viel besser in meinen Ermittlungen werden. Dass ich nun etwas geahnt habe, lag wahrscheinlich auch an meinem gestiegenen Interesse an der Kriminalliteratur. Bis vor wenigen Jahren habe ich noch gar keine Krimis gelesen, jetzt greife ich zwar selten (zwei bis drei Mal im Jahr) dennoch regelmäßig zu einem. Dies liegt auch daran, dass Joanne K. Rowling unter dem Pseudonym Robert Galbraith nun schon zum dritten Mal den Privatdetektiv Comoran Strike und dessen Assistentin/Privatdetektivn in Ausbildung Robin Ellacott ermitteln lässt - und bei der Autorin der weltberühmten »Harry Potter« Reihe fühle ich mich als Leserin schon seit über 15 Jahren sehr gut aufgehoben. Nachdem im ersten Teil der angebliche Selbstmord eines Models aufgeklärt wurde (»Der Ruf des Kuckucks«) und im zweiten das mysteriöse Verschwinden eines Schriftstellers mitsamt seines brisanten Manuskriptes gelöst wurde (»Der Seidenspinner«), rückt jetzt die Detektei selbst in das Kreuzfeuer. Comorans Assistentin Robin will in wenigen Wochen heiraten und lässt sich aus diesem Grund Pakete direkt ins Büro liefern. So ist sie in keinster Weise überrascht, als ihr ein Kurier vor dem Büro ein längliches Paket überreicht. Allerdings befinden sich in diesem keine Servietten, keine Tischdecken und auch keine Schuhe - sondern ein abgetrenntes Frauenbein. Ihr Chef Comoran Strike kann sogleich vier Menschen nennen, die ihn so sehr verachten, dass sie solch ein grausames Geschenk schicken würde. Einer unter ihnen ist ein bekannter Mafioso, auf den sich die Ermittlung der Polizei konzentrieren. Comoran stürzt sich jedoch auf die anderen drei Verdächtigen, die in seiner Vergangenheit eine unrühmliche Rolle gespielt haben. Und was ist eigentlich, wenn das Bein nicht von jemanden aus Comoran Strikes Vergangenheit geschickt hat, sondern aus Robin Ellacotts? Auf knapp 700 Seiten versuchen die beiden den Kreis der Verdächtigen immer weiter einzugrenzen und begeben sich auf Spurensuche in die Vergangenheit, vor allem von Strike. Das Besondere bei diesem dritten Teil ist allerdings, dass nicht nur darüber berichtet wird, wie die Ermittlungen voran schreiten, sondern man bekommt auch ein Blick ins Innenleben des Absenders des Beins - natürlich anonym. Unweigerlich fragt man sich, ob die Protagonisten diesen schon einmal getroffen und befragt haben. Der Absender ist ein stiller Beobachter der Ermittlungen, kommt immer näher und wartet geduldig auf seinen Zug - sehr unheimlich. Der Aufbau des Romans ist dem der Vorgängern sehr ähnlich - dialoglastig, viele Charaktere und Geheimnisse vor dem Publikum. Aber wenige werden diesen unabhängig von den ersten zwei lesen (was durchaus möglich ist) und so weiß man ein bisschen, wie der Stil sein wird. Und wie bei den Vorgängern macht es sehr viel Sinn sich eine Liste mit den vielen vorkommenden Personen anzulegen. Allerdings habe ich mich sehr schwer getan mit diesem Teil und habe sehr lange daran gelesen. Immer wieder habe ich andere Bücher und Hörbücher eingeschoben und es brauchte insgesamt fast zwei Monate es zu beenden. Die Ausgangssituation hat mir im Grunde gefallen und auch die Ermittlungen. Allerdings war alles noch langsamer und hingezogener als bei den Vorgängern, dafür war der Schluss umso abrupter und die letzte Szene war sehr Klischee beladen. Für mich einfach zu viel. In diesem Fall stand die beiden Hauptcharaktere selbst im Mittelpunkt und wir haben etwas über ihre Vergangenheit gelernt. Das war zeitgleich spannend, den beiden ein bisschen mehr Tiefe zu geben, aber auch langweilig, da kein großes Geheimnis gelüftet werden musste. Es war von Anfang an klar, dass jemand dieses Bein aus Rache geschickt hat und das hat sich im Laufe des Buches nicht geändert bzw. bestätigt. Keine richtige Spannung wurde aufgebaut und es war sehr arm an überraschenden Wendungen. Vielleicht war es auch wirklich weniger ein Krimi, als mehr eine Charakterstudie der beiden Protagonisten. Ich bin mir nicht so sicher, ob es dafür 670 Seiten gebraucht hätte. Was mich allerdings am meisten störte, war das Privatleben von Robin. Ich habe ein bisschen den Eindruck gewonnen, dass ihre Hochzeit zu sehr im Mittelpunkt stand und ihr Charakter und noch mehr der Charakter ihres Verlobten immer mehr aus der Zeit fallen und keine Tiefe haben. Sie ist schon selbstbewusster als zu Anfang der Reihe, doch immer noch möchte ihr Mann lieber eine Hausfrau/Mutter, ist eifersüchtig auf Strike und verlangt regelmäßig, dass sie aufhört dort zu arbeiten - zu gefährlich. Dieses Frauenbild mag ich überhaupt nicht - abwartend und geduldig. Ich möchte auch nicht, dass die Reihe zu einem klassischen Frauenroman mit kriminalistischen Anteilen verfällt und mich damit vergrault. Da hätte ich wirklich viel mehr erwartet und fand es äußerst unpassend. Dennoch habe ich was Neues über Robin gelernt und ich konnte ein bisschen besser ihren Charkter und ihre Handlungen verstehen. Comoran Strike mag ich eh sehr gerne, weil er nicht nur ein sehr guter Ermittler ist, sondern auch eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat und sein Charakter ein bisschen mehr ausformuliert ist. Hinzu kommt, dass es für mich Romane gibt, die als Buch funktionieren und Romane, die besser als Hörbuch funktionieren. Beispielsweise habe ich Daniel Kehlmanns »Die Vermessung der Welt« zunächst gehört und fand es schrecklich. Wenig später habe ich es dann noch mal gelesen und es ist wundervoll, großartig und sehr zu empfehlen. Die Bücher von Jan Weiler (»Kühn hat zu tun«) höre ich auf der anderen Seite immer, weil er sie selbst so gut spricht und dabei so unterhaltsam ist. Den ersten und dritten Teil der Krimireihe rund um Comoran und Robin habe ich gelesen, den zweiten im letzten Sommer gehört. Ich musste leider feststellen, dass es als Hörbuch viel besser funktioniert. Hier vergeht die Zeit viel schneller, ist fast kurzweilig und wird vom tollen Dietmar Wunder gesprochen. Weitere Teile werde ich in jedem fall hören. FAZIT: Der dritte Teil aus dieser Reihe war zwar spannend, gerade in Bezug auf die Vergangenheit der Protagonisten. Dennoch konnte mich der Inhalt bzw. der Fall selbst nicht richtig überzeugen. Es wurde sehr langatmig erzählt und einzelne Charaktereigenschaften fand ich äußerst fragwürdig.

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