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Rezension zu
Mission Freiheit – Wolfgang Vogel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

arne grahm

Von: arne grahm aus Berlin
22.06.2016

ich schätze viele artikel von herrn prötzl sehr, muss ihnen aber mitteilen, dass sie zumindest in meinem persönlichen fall, der auch gegenstand des buches ist, nicht sauber recherchiert haben. es geht um einige details zum thema zwangsadoption. meine adoptivmutter war zum beispiel nie staatsbürgerkunde-lehrerin, sondern unterstufenenlehrerin, ihre gefährlichste Waffe war ihr akkordion und schüler bespielsweise, die wegen ihres christlichen glaubens in der schule große probleme hatte, hat sie immer verteidigt. ihr großer bruder wurde von den russischen besatzer in den tod getrieben und auch ihr sind schlimme dinge widerfahren. es gibt also keine einfachen bilder in dieser geschichte, auch wenn solche bilder vielleicht denn eindruck besonderer 'linientreue' verstärken würden. allerdings sind geschichten ohne einfache bilder nicht so schön medienkompatibel. auch die rolle meines adoptivvaters im dietzverlag war eher ästhetischer, als ideologischer natur. ich habe mich vor vielen jahren bereits in sämtliche korrespondenz des jugendamtes und meinen adoptiveltern vertieft und auch wenn es bestimmten erwartungen nicht entspricht, die ddr-behörden haben auch meine adoptiveltern belogen. ich verstehe durchaus das Bedürfnis meiner leiblichen mutter, konkrete mittäter ausmachen zu wollen, aber bei einem ähnlichen rechercheunfall eines journalisten konnte ich die unwahrheit des eindrucks einer 'mittäterschaft' meiner adoptiveltern bereits gerichtlich klären lassen. das ist aber hier in diesem fall überhaupt nicht mein Interesse, also bitte verstehen sie meine worte hier lediglich als konstruktive kritik. ein anderer punkt, hat direkt mit rechtaanwalt wolfgang vogel zu tun: ich bin im alter von 20 jahren direkt in seiner kanzlei erschienen und wurde auf ziemlich barsche art und weise wieder herauskomplimentiert. er könne nichts für mich un und wisse auch garnicht, was von ihm wolle. ich hätte doch eltern (womit er tatsächlich recht hatte, den meine adoptiveltern betrachte ich bis heute als meine eltern.) das ironische daran ist aber, dass ich dann selbst tätig wurde und die widersprüche zwischen dem ddr-gerichtsurteil und der darstellung in der ddr-presse herausarbeitete. damit konnte ich wenige wochen nach dem rausschmiss aus vogels kanzlei die stasi ziemlich verunsichern, die zurecht einen weiteren medienskandal befürchtete. was soll ich sagen - ich bekam mit 'berittenem boten' (nicht mit der post) plötzlich ungefragt einen ganz offiziellen termin in der kanzlei wolfgang vogels! er ließ sich an diesem tag nur leider von einem seiner kollegen vertreten und ich bin ihm bis zu seinem tod dann nie wieder begegnet. ich bin dann ca. 2 jahre vor mauerfall ausgereist, stehe also hoffentlich nicht in verdacht, hier diese unsägliche rechtsbeugung der ddr beschönigen zu wollen. ich könnte an dieser stelle auch noch von ausgewählten zusammentreffen wolfgang vogels mit engen freunde von mir berichten, die sich mitte der 80er in politischer haft befanden… hm… - also ein apparatschik war herr vogel sicherlich nicht, aber ein anwalt, der eben nur für honorar gearbeitet hat. warum muss man eigentlich posthum immer alles überhöhen? rhetorische frage… da ich gerade an meiner eigenen wahrheit dieser ereignisse schreibe, würde ich mich aber sehr auf ein gespräch mit herrn prötzl freuen. mit besten grüßen arne grahm Anmerkung von Norbert Pötzl, Autor von „Mission Freiheit“: Arne Grahm war, wie ich es in "Mission Freiheit" beschrieben habe, einer jener sechs Fälle von erwiesenen Zwangsadoptionen in der DDR, die Wolfgang Vogel zu lösen versucht hat. Jeder Fall war hochkompliziert, die Hintergründe im Detail zu beschreiben hätte den Rahmen einer Biografie über Wolfgang Vogel gesprengt. Immerhin wird der Fall Grahm auf dreieinhalb Buchseiten (S. 329 ff.) dargestellt und zwar im Wesentlichen aufgrund von Dokumenten, etwa der gesamten Korrespondenz zwischen Rechtsanwalt Vogel und Arne Grahms leiblicher Mutter sowie von Gerichts- und Stasi-Akten. Arne Grahm selbst wird zweimal nach Interviews zitiert, die er Berliner Tageszeitungen gegeben hat. Meine Quellen sind in den Fußnoten 703 bis 711 angegeben. Hier wie auch im gesamten Buch habe ich stets schriftlichen Unterlagen den Vorzug vor mündlichen Äußerungen gegeben, um mich gerade nicht dem Vorwurf auszusetzen, ich hätte Wolfgang Vogels Wirken im Nachhinein überhöhen wollen. Zur damaligen Zeit gefertigte Dokumente kommen - bei aller Zweifelhaftigkeit von Stasi-Akten, was ich explizit anspreche - dem objektiven Sachverhalt näher als nachträgliche, zwangsläufig subjektive Interpretationen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der jeweils Beteiligten.

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