Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Berlin 1936

Rezension

Von: Franziska aus München
27.06.2016

Anlass: Wie ihr in letzter Zeit gemerkt habt, habe ich aktuell ein Faible für echte Geschichtsschreibung und plastisch erzähltes. Inhalt: Die Berliner Olympiade 1936 wird hier beschrieben in tageweisen Abschnitten - spannend ist daran, dass wir nicht nur wissen, wer an welchem Tag in welcher Disziplin antrat und gewann - untermalt mit eindrücklichen Bildern von zum Beispiel Jesse Owens. Sondern auch, was hinter den Kulissen geschah, wer welche Abendgesellschaft gab, um ausländische Diplomaten zu umgarnen, wer wen betrog, wohin man ausging und wer die jeweiligen Lokale führte. Dazu gibt es - ganz nebenbei - den größeren Kontext: zeitgleich Umsiedlungen von Sinti und Roma in Berliner Randgebiete, Bau von Konzentrationslagern, Verschleppung von Juden, Verleumdung von Personen, die schlecht über das Regime reden. Auch über Berliner Nachtlebengrössen und was aus ihnen wurde, weil sie nicht reinrassig arisch waren, verschwinden wollten oder sich kritisch äußerten wird berichtet- und was aus ihnen wurde. Und wie die Diplomaten, Journalisten, Schriftsteller sich dazu verhielten, wer sich einlullen ließ, wer abgestoßen ist, wer zweifelt und wer sich umworben und gut dabei fühlt. Meinung: Wunderbares Zeitzeugnis im Stil von Ferdinand von Schirach. Sehr ruhig, neutral-beobachtend und damit manchmal irritierend, aber gerade deshalb gut und beunruhigender. Zuzusehen, wie Menschen es gut und als freie Meinungsäußerung empfinden, dass man so über Juden reden kann, wie Frauen sich AH an den Hals warfen, das ist..widerlich! Ich musste das Buch ab und an aus der Hand legen und tief ein- und ausatmen, um mich zu beruhigen. Für wen: Die, die nicht vergessen wollen und sich ab und zu die Frage stellen, wie normale Menschen sich korrumpieren lassen. Und ob man selber die Kraft gehabt hätte zu widerstehen. Ich halte mich definitiv für eine Kämpferin - Studentenrat, für Kollegen aufstehen, Freunden den Rücken zu stärken, Partner sein in schweren Zeiten - aber das ist doch eine ganz andere Nummer mit dem beständigen Druck von außen und der Schlinge, die sich zuzieht.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.