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Rezension zu
Der italienische Garten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine starke Geschichte, die ans Herz geht

Von: Buntes Tintenfässchen
06.07.2016

Der italienische Garten von Bestseller-Autorin Alyson Richman spielt während des Zweiten Weltkriegs in dem kleinen italienischen Küstenstädtchen Portofino nahe des Cinque Terre und erzählt die Geschichten der jungen Elodie und des alleinstehenden Dorfarztes Angelo. Beide Schicksale sind sehr berührend und dramatisch und verbinden sich überraschend an einem Oktobertag am Hafen von Portofino miteinander. Die Ausgangssituation ist nämlich die, dass Elodie hier unter falschem Namen von Bord eines Passagierschiffes geht und während der Ausweiskontrolle in Bedrängnis gerät. An dieser Stelle kommt Angelo ins Spiel, der der Fremden zu Hilfe eilt, indem er sie spontan als seine Cousine ausgibt und sie so vor den Deutschen rettet. Nach dieser für beide schicksalhaften Begegnung reist der Leser Kapitel für Kapitel in Elodies und Angelos Vergangenheit, sodass man Stück für Stück nachvollziehen kann, wie Elodie in diese verzweifelte Lage geriet und schließlich bei Angelo landet und wie dieser wiederum zu dem einsamen, traurigen Mann wurde, als der er in Portofino bekannt ist. Beide Protagonisten sind sehr einnehmende, authentische Charaktere, deren Schicksale mir beim Lesen sehr nahe gegangen sind und mich tief berührt haben. So erfährt man, dass Elodie im Sommer 1943 während des Aufrüstens der Nazis in ihrer Heimatstadt Verona eine beeindruckende Verwandlung durchmacht und von der braven, talentierten Cellistin und Musikstudentin zu einer starken, mutigen jungen Frau wird, die für ihr Vaterland, ihre Familie und ihre Freunde ihr Leben aufs Spiel setzt, indem sie sich der italienischen Resistenza anschließt und für die Widerstandskämpfer versteckte Codes übermittelt. Anfangs noch eher naiv, hat mich Elodies Verhalten im Laufe der Geschichte sehr beeindruckt und ich konnte nur meinen Hut ziehen vor diesem jungen Mädchen, das sich immer wieder in tödliche Gefahr begibt, um etwas zu bewegen und ihr Land von den Nazis zu befreien. Beeindruckt und betroffen gemacht hat mich auch der interessante Einblick in die Arbeit der italienischen Resistenza, von der ich bis dahin noch gar nichts gelesen hatte. Die französische Resistance und die Partisanen in Polen, Tschechien und der Sowjetunion sind einem ja durchaus geläufig und natürlich kennt man auch deutsche Widerstandskämpfer wie die Geschwister Scholl und Dietrich Bonhoeffer, mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Italien hatte ich mich bisher aber noch gar nicht beschäftigt. Etwas, was ich dank Alyson Richmans Roman auf jeden Fall nachholen werde, denn der Einfallsreichtum, die gute Organisation und der eiserne Wille, etwas zu bewegen, haben mich tief bewegt. Ebenso wie die einzelnen Schicksale der Mitglieder der Resistenza und die vielen Schicksalsschläge, die Elodie als sogenannte "staffette" innerhalb kürzester Zeit erleiden muss. Auch Angelo ist ein interessanter, vielschichtiger Charakter und seine Vergangenheit ist beinahe ebenso bewegt und traurig wie die Elodies. Auch er hat nach seinem Medizinstudium in einem Krieg gekämpft und wurde in Äthiopien verwundet, während seine schwangere Frau zuhause auf ihn wartete. Dieser geschichtliche Abriss ist ebenso geschickt und überzeugend in die laufende Handlung eingewebt wie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus durch die Resistenza. Zwischen den Rückblicken kehrt Richman immer wieder nach Portofino zurück, wo Elodie und Angelo sich in ihrer Not allmählich näher kommen und in dem jeweils anderen Trost finden, ein schöner, berührender Aspekt, der die Geschichte zu etwas ganz Besonderem macht. Alyson Richman gelingt die Verknüpfung von wunderschönen Schauplätzen wie Venedig, Verona und dem traumhafte gelegenen Portofino mit seinen duftenden Zitronenhainen mit den Schrecken zweier Kriege perfekt. Was mich außerdem sehr beeindruckt hat: Durch die Geschichten von Elodie und Angelo ziehen sich zwei Konstanten - die Musik und die Literatur. Elodie ist eine begnadete Cellistin, die sich ihr Talent während ihrer Arbeit als "staffette" in der Resistenza zunutze macht, und findet ihre erste große Liebe in einem Buchladen. Auch bei Angelo und seiner Frau spielen Bücher eine wichtige Rolle und so verbindet eben auch Angelo und Elodie eine gemeinsame Leidenschaft. Vor allem Der kleine Prinz von Antoine Saint-Exupery taucht immer wieder auf und ich bin nun absolut neugierig auf dieses kleine Büchlein, das ich bis jetzt noch immer nicht gelesen habe (Asche auf mein Haupt). Insgesamt habe ich Alyson Richmans Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite geliebt, mich von ihr gefangen nehmen lassen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der einzige kleine Kritikpunkt ist für mich das Ende, das mich zwar berührt, aber auch ein bisschen ratlos zurückgelassen hat. Ich hätte gerne noch mehr zu den verschiedenen Personen erfahren. Mein Fazit: Die Geschichte der ehemaligen Resistenza-Kämpferin Elodie und des vereinsamten Landarztes Angelo, die Alyson Richman in ihrem Roman Der italienische Garten erzählt, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen, berührt und absolut erreicht. Fernab von jeglichem Kitsch oder unnötiger Sentimentalität, ist Richmans Erzählung echt, pur und historisch authentisch, dabei aber keineswegs kühl oder distanziert. Das perfekte Sommerbuch zum Träumen und Mitfiebern.

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