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Rezension zu
Der weite Raum der Zeit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der weite Raum der Zeit

Von: Mareike
13.07.2016

Shakespeare ist in diesem Jahr 400 Jahre tot. Als Partner der Hogarth Press - dem Verlag, den Virginia und Leonard Woolf gegründet haben - veröffentlicht der Knaus Verlag acht Werke Shakespares in neuer Erzählweise. Acht bekannte Autor_innen (neben Jeanette Winterson folgen u.a. Jo Nesbo und Margaret Atwood) erzählen Shakespeares Werke in einer neuen Version, machen die Geschichten zu ihren eigenen. Und ich durfte Jeanette Wintersons "Der weite Raum der Zeit" lesen (Danke!), der die Geschichte aus Shakespeares Wintermärchen aufgreift. Im Wintermärchen wirft Leontes, König von Sizilien, seiner schwangeren Frau Hermione vor, ihn mit seinem Freund Polixenes zu betrügen. Als Hermione ein kleines Mädchen zur Welt bringt, erkennt Leontes sie nicht als seine Tochter an und befiehlt, sie auszusetzen. Perdita verliebt sich später in Polixenes einzigen Sohn und versucht mit ihm das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Aus Leontes wird Leo, ein Investmentbanker in London, aus Hermione wird MiMi eine gefeierte Sängerin und aus Polixenes Xenos, der gemeinsame homosexuelle Freund. Schon hat Winterson diese Geschichte über Eifersucht und ihre Folgen, über die Vergangenheit, die jeden Menschen beeinflusst, in die heutige Zeit übertragen. Leo, der plötzlich besessen ist von dem Gedanken, dass MiMi ihn mit Xenos betrügt, schon immer mit Xenos betrogen hat, kann und will die Tochter nicht als seine anerkennen, sieht sie viel mehr als Xenos' Kind. Sieht die Gemeinsamkeiten, die sie mit Xenos hat und versucht, sie loszuwerden. Durch einen Zufall finden Shep, ein Barpianist und sein Sohn Clo das kleine Mädchen und werden ihm eine Familie. Jahre später lernt Perdita Zel kennen, der Xenos' Sohn ist und verliebt sich in ihn. Als ihnen all die Lügen um die Ohren fliegen, machen sich Perdita und Zel gemeinsam auf die Suche nach Perditas leiblicher Familie. Kaum zu glauben, dass ein Stück, das älter als 400 Jahre ist noch brandaktuell sein kann. Eindrucksvoll erzählt Winterson von einem Menschen, dessen einzige Gefahr er selbst ist. Der alles zerstört, was er liebt. Jeanette Winterson macht aber auch bewusst, dass einzig und allein der Mensch dem Menschen helfen kann, in dem er sich von der Vergangenheit löst und verzeiht. Jeanette Winterson schafft es, das Wintermärchen in eine großartige und bewegende Gegenwartgeschichte zu packen. Im Nachwort erzählt Winterson, dass das Wintermärchen seit 30 Jahren Teil ihres Lebens ist, dass es zu den "Wortwelten" gehört, ohne die sie nicht leben kann. Man glaubt es ihr sofort! So packend, so poetisch erzählt sie die Geschichte neu, sie lässt absolut keinen Zweifel daran. Das Buch hat mich an meinem freien Tag erreicht und ich habe ihn nur zu gerne mit "Der weite Raum der Zeit" im Bett verbracht. Einen besseren Partner für einen verregneten Mittwoch im Bett hätte ich mir wahrlich nicht wünschen können. Ich freue mich auf die anderen Titel der Reihe, ich werde sie wohl alle lesen müssen! Der weite Raum der Zeit ist bei Knaus erschienen. ISBN: 978-3-8135-0673-0 288 Seiten, 19,99 €.

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