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Rezension zu
Pariser Symphonie

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Filmische Novellen

Von: YukBook
14.07.2016

Was für ein Glück, dass die Erzählungen der französischen Schriftstellerin Irène Némirovsky erstmals auf Deutsch erschienen sind. Die elf kompakten Texte in dem Band „Pariser Symphonie“ lesen sich wie literarische Drehbücher – kein Wunder, denn die Autorin hatte ein starkes Faible für das Kino. In ihren melancholischen Novellen geht es um Erinnerungen in doppelter Hinsicht. Zum einen erinnern sie an den Ersten Weltkrieg und wie die Menschen in Frankreich damals lebten und fühlten; zum anderen geht es um die persönlichen Erinnerungen der Protagonisten, ihren Träumen, Ängsten und verpassten Lebenschancen. In der Erzählung „Umständehalber“ zum Beispiel fragt sich eine Mutter, ob ihrer frisch vermählten jungen Tochter ein ähnliches Schicksal blüht wie ihr selbst. Sie erinnert sich daran, wie sich ihr erster Ehemann René durch den Krieg immer mehr von ihr entfremdete. Sie wurde regelrecht eifersüchtig auf den Krieg, in dem ihr Ehemann grandiose Siege und katastrophale Niederlagen erlebte, den Alltag dagegen als banal und bedeutungslos empfand. Auch die Enkeltochter in „Die Diebin“ kann nicht vergessen und vergeben, dass ihre Mutter zu Unrecht als Diebin beschuldigt und vom Hof gejagt wurde und entscheidet sich, dasselbe Schicksal auf sich zu nehmen. Neben der Ehe greift die französische Schriftstellerin oft die Mutter-Tochter-Beziehung als Thema auf und verarbeitet damit offensichtlich ihre eigene unglückliche Kindheit. Besonders gut gefiel mir die titelgebende Erzählung „Pariser Symphonie“, die von einem Komponisten und einer Malerin handelt. Das Paar erlebt die Stadt Paris in verschiedensten Stimmungen und durch die wechselnden Jahreszeiten, mal verliebt und voller Hoffnung, mal verzweifelt und angewiesen auf die Hilfe reicher Sponsoren. Die Autorin arbeitet wie in einem Film mit Schnitten und Blenden und lässt sprachgewandt ein Kaleidoskop von Bildern und Farben, von Klängen und Tönen entstehen, dass man meint, man sei mitten im Geschehen. Ihre Begeisterung für das Kino zeigt auch der Text „Ein Film“, in dem der Leser die Szenerie wie eine Kamerafahrt erfasst – von der Totalen der Stadt bis zum Fokus auf ein Bordell. Das Buch macht Lust, mehr von Némirovsky zu lesen, die als Star der französischen Literaturszene galt und neben fünfzehn Romanen mehr als fünfzig Novellen verfasst hat.

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