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Rezension zu
Der Freund von früher

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Freund von früher

Von: Fräulein Julia
21.07.2016

Als Oscar seinen ehemaligen Schauspielerfreund Alfred nach Jahren wieder trifft, wirkt dieser enthusiastisch – doch wenige Tage später findet Oscar ihn tot in seiner Wohnung. “Der Freund von früher” von Wolfgang Mueller ist ein kompakter Berlin-Roman mit viel Lokalkolorit. Einst war Albert Lasser ein bekannter Schauspieler gewesen, teilte sich eine knarzende Dachwohnung im unsanierten Berlin-Mitte der Nachwendezeit, welches damals noch einem riesigen Spielplatz für Erwachsene glich. Doch nach und nach blieben die Aufträge aus und sein Abstieg begann: “Er ging auf jeden Event, er umgarnte die, von denen er dachte, sie wären wichtig, trank, nahm Drogen, bis irgendwann die Depression so groß wurde, dass er an nichts mehr glaubte, jede Hoffnung sich als Trug erwies, bis er so weit unten war, dass selbst eine Rolle für ein Fertiggericht ihm wie der Durchbruch zu einer zweiten Karriere vorkam.” Als Oscar seinen früheren Mitbewohner überraschend wiedersieht, wirkt dieser erstaunlich motiviert – “Hab ich dir erzählt, dass ich vor der größten Herausforderung meines Lebens stehe?” – etwa nur aufgrund seiner Rolle in einer Werbung für Mikrowellenessen? Zu einer Erklärung kommt es nicht, denn Oscar findet Albert stattdessen mausetot in seiner Wohnung vor. Was ist hier passiert? Um den Nachlass seines Freundes, mit dem er so lange nicht mehr in Kontakt gestanden hatte, zu Regeln, zieht Albert für ein paar Tage (eigentlich hat er sich mit seiner Freundin Clara und einem Reihenhaus in Spandau längst von den Exzessen von Berlin-Mitte losgesagt) in die alte Wohnung ein. muellerUnd dann überschlagen sich die Ereignisse: Nicht nur steht der Hausverwalter plötzlich mit dem neuen Hausbesitzer vor der Tür, der das bröckelnde Mietshaus gerne umbauen und in schicke Lofts verwandeln möchte, auch diverse Personen aus der gemeinsamen Vergangenheit von Oscar und Albert geben sich plötzlich die Klinke in die Hand. Und wer ist eigentlich diese geheimnisvolle Emma, mit der Albert in den letzten Monaten so zärtliche Emails ausgetauscht hatte? Der Klappentext des Buches klang zunächst nach einem handelsüblichen Krimi mit Berlin-Bezug – doch “Der Freund von früher” ist viel mehr. Wolfgang Mueller wirft hier – und zwar gekonnt – verschiedene Themen wie Gentrifizierung, Einstürzende Altbauten, Heuschrecken-Vermieter, (N)ostalgie, unverheilte Liebesgeschichten und das typische “Berlin-Gefühl” in einen Eimer, fügt eine Prise Authentizität und Lokalkolorit dazu, rührt einmal kräftig durch und fertig ist die Geschichte. Eine Geschichte, in die man mit dem ersten Wort einsteigt und die man erst wieder – zwischendurch ein bisschen nach Luft schnappend – mit dem letzten Satzzeichen verlässt…

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