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Rezension zu
Amber und ihr Esel

Zu lesen wie ein Roman aber vom Leben geschrieben

Von: JoLou
30.07.2016

Amber und ihr Esel ist ein Buch von der lebensrettenden Kraft einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier und zwar für beide Seiten. Natürlich lese ich, als Mutter einer Tochter mit Behinderung solche Bücher ganz anders, denn meine Erfahrungen sind anders als die von den meisten Müttern, doch hören wir erst einmal was der Verlag über das Buch sagt: "Als Shocks, der Esel, auf einer irischen Farm seinem Schicksal überlassen wurde, war es fraglich, ob er sich jemals wieder erholen würde. Als Amber mit nur 26 Wochen als Frühchen zur Welt kam, war auch ihr Schicksal ungewiss. Ein Luftröhrenschnitt rettete ihr Leben, doch die Ärzte teilten Julian und Tracy Austwick mit, dass ihre Tochter nie würde sprechen können. Später stellte sich heraus, dass sie außerdem an Kinderlähmung litt. Die Austwicks waren verzweifelt. Irgendwann griffen sie nach einem letzten Strohhalm und brachten ihre Tochter in ein Esel-Therapiezentrum, wo das Unglaubliche geschah: Die kleine Amber und der Esel Shocks begegneten sich wie Seelenverwandte und halfen einander, ihre Verletzungen zu heilen. Dank Shocks kann Amber heute sprechen und laufen, und auch der Esel ist mittlerweile gesund und voller Lebensmut. Es ist die bewegende Geschichte einer einzigartigen Freundschaft." Das Buch liest sich wie ein Roman, ist aber ein Tatsachenbericht, als Autoren zeichnen zwar Julian und Tracy Austwick, die Eltern von Amber, doch man spürt, das Buch hat einen Ghostwriter und das wird dann im Danksagungsteil auch kurz erwähnt. Manche Begriffe wurden wohl schlecht übersetzt, wie gesagt, ich bin viel zu tief in dem Thema drin, so ist die Ernährung über einen Zugang (Sonde) im Bauch im Deutschen auch ein Button und ganz sicher kein Druckknopf, und bereits im Verlagstext war ich irritiert warum sich ein Frühchen Kinderlähmung einfangen kann. Kinderlähmung, auch Polio genannt, ist eine Viruserkrankung und hat mit der Lähmung die Amber hat nichts zu tun. Vielleicht liest ja jemand vom Goldmann-Verlag meine Rezension und achtet bei der nächsten Ausgabe darauf. Das sind jetzt aber wirklich Kleinigkeiten, die mir eben auffallen und mich leicht stolpern lassen. Das Buch erzählt abwechselnd die Geschichten vom geschundenen Esel Shocks und die von den zu früh geborenen Zwillingen Amber und Hope. Viel wörtliche Rede und Beschreibung der Gemütszustände der ganzen Akteure macht das ganze Szenario viel greifbarer beim lesen und lassen es fast wie ein Roman wirken. In der Mitte des Buches sind 8 farbige Fotoseiten, damit man sich auch ein Bild von Amber und Shocks machen kann. Besonders lustig fand ich und es ist mir tatsächlich erst in der Mitte aufgefallen, der Mini-Esel der am Anfang jeden Kapitels ein Punkt weiter nach rechts läuft, dieses sind liebevolle Kleinigkeiten, die ich an Büchern liebe, genau wie die beiden großen Klappen des Taschenbuchs vorne und hinten. Deshalb mag ich lieber Bücher aus Papier und keine E-Books, lesen ist bei mir immer noch etwas mehr als nur geschriebene Wörter. Das Titelbild ist übrigens heftigst bearbeitet ;-) das Original kann man auf der facebookseite des Eselzentrums finden und in der englischen Fassung des Buches hält Shocks auch wenigstens noch die Ohren zur Seite; finde ich immer sehr lustig wie hier an der Realität geschraubt wird. (Okay, ich liebe Photoshop ja auch bei kleinen Schönheitsfehlern) Der Verlag hat ein paar (wenige) große Plüschesel an Kinderkliniken gespendet, mehr darüber findet man hier. Im Buch sah es nach einer größeren Aktion aus, aber besser als nichts und eine tolle Geste. Ich finde es wichtig, dass diese Geschichte erzählt wurde, denn bei Tier gestützter Therapie denkt man doch meist an Delfine. Natürlich sind dort auch tolle Erfolge zu erzielen, nur würde man solchen Intensivwochen mit anderen Tieren ohne Reise in die Sonne verbinden, hätte man ganz oft sicher ähnliche Fortschritte, aber weit aus geringere Kosten. Eine fantastische Sache finde ich auch die Verbindung mit Tierrettung und Therapie. Wäre so ein Hof in unserer Nähe wäre meine Hilfe garantiert. Wir selbst sind auch auf der Suche nach einem Ort an dem Jolina therapeutisch von Tieren behandelt wird, doch hier ist ja ein Hoffnungsschimmer, denn ihre zukünftige Lehrerin wird einen Therapiehund mit in die Klasse bringen. Dass Shocks von Amber gerettet wurde steht für mich außer Frage, umgekehrt war Shocks für Amber sicher hilfreich, doch zusätzlich war er auch der erste positive Berührungspunkt den Amber hatte. Das letzte was ich tun möchte ist das Verhalten der Eltern zu bewerten, doch da ich nun schon seit 7 Jahren in der Lage stecke ein Kind mit Behinderung zu haben und seit 6 Jahren auch mit vielen Eltern Kontakt hatte die neu vor der Aufgabe und der Diagnose stehen kann ich nur sagen: "Nicht einigeln, so viel Normalität wie möglich und um Himmels willen die Kinder nicht mit Samthandschuhen anfassen." Natürlich muss man auf medizinische Gegebenheiten Rücksicht nehmen, doch vieles übertreibt man als Eltern. Zusätzlich funktioniert es besser wenn man Eltern bleibt und nicht zum Krankenpfleger oder Therapeut mutiert, was bei den Eltern von Amber leider im pflegerischen Bereich einfach durch die Umstände so war und somit auch deren Leben in eine Dauerschleife geriet. Warum ich das so betone? Mir ist wichtig zu zeigen, dass ein Leben mit behindertem Kind nicht unbedingt das Ende des "normalen" Lebens ist, natürlich muss man sich erst zurecht rütteln und sich Hilfe holen, die es natürlich, jedenfalls in Deutschland, kostenlos gibt. Im Buch erscheint es, als käme die Familie erst wieder in ihr Gleichgewicht als es Amber besser ging, doch gleichzeitig ist es vielleicht auch anders, Amber geht es besser weil sie plötzlich Kind sein darf und nicht nur Pflegefall. Noch ein zusätzlicher Bereich des Buches hat mir heftig Bauchschmerzen verursacht, der Aspekt des Geschwisterkindes als "Schattenkind". Bei uns war das nie Thema, unsere Große hat genau so ihre Rechte auf Qualitätszeit, wie unsere kleine behinderte Tochter auch mal zurückstecken muss. Jedenfalls im Buch erscheint es so, als wäre die auch zu früh geborene Hope, die sicher auch Defizite hat nur ein Anhängsel an Amber und der Grund warum es Amber eigentlich so schlecht geht. Mag sein, dass es gar nicht so war und es im Text dramatisiert wird, doch mir tat Hope schon gewaltig leid, die erst im Kindergarten aufblühte und enorme Fortschritte machte, weil sie dort Kind sein durfte. So erzählt "Amber und ihr Esel", der ja gar nicht ihr eigener Esel ist, nicht nur die Geschichte von Esel und Kind, sondern ganz viele andere Geschichten nebenher von Eselrettern und ihren weichen Seelen, von Ärzten, die immer das Schlimmste vorhersehen, weil sie die guten Fälle vielleicht einfach nicht mehr zu sehen bekommen, von Eltern, Tanten und Geschwistern. Ein wundervolles Buch, das trotz den ernsten Themen Spaß macht zu lesen, weil es ein Happy End hat und zwar eins aus dem realen Leben und schöner als von Hollywood ausgedacht.

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