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Rezension zu
JACKABY

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sherlock + Phantastik = großer Spaß!

Von: Die fantastische Bücherwelt
14.08.2016

Meine Meinung: „Jackaby“ von William Ritter ist der Auftakt einer Historical-Fantasy-Reihe, die an die Geschichten von „Sherlock Holmes“ angelehnt ist. „Guten Abend allerseits. Viele von Ihnen kennen mich ja schon, aber wer noch nicht die Gelegenheit hatte, mit mir zusammenzuarbeiten – oder mich hinter Gitter zu bringen – mein Name ist R. F. Jackaby. […] “ (S. 247) Für mich ist es tatsächlich bereits die dritte „Sherlock-Story“ in diesem Jahr und eine scheint besser als die andere. Mit dem Extraschuss Phantastik und der heimeligen Atmosphäre des historischen New Fiddlehams erkämpft sich „Jackaby“ allerdings einen klaren, wenn auch kleinen, Vorteil – denn so ist es einfach noch mehr „meins“. Hinzukommt ein Schreibstil, der süchtig macht. Pointiert und doch klangvoll trifft Ritter genau die jugendliche Note, die in dem historischen Kontext noch angebracht ist. Den Zeitgeist hat er perfekt eingefangen, nimmt es damit allerdings nicht immer ganz genau. So wirkt es nie affektiert und das gibt ihm Raum für die gekonnte Situationskomik, die vor allem in den schlagfertigen Dialogen zum Tragen kommt. „Was ist das eigentlich, was Sie da zeichnen?“, fragte ich. Jackaby zog ein finsteres Gesicht. „Ich erfasse die Daten. Machen Sie weiter.“ „Ist das Elfensprache oder etwas Ähnliches?“ Er trat ein Stück von der Tafel zurück und starrte mit ausdrucksloser Miene darauf. „Nein.“ „Sind es Hieroglyphen? Was bedeutet dieses Zeichen, das Sie gerade geschrieben haben? Das wie eine Gans aussieht, die an einem Stück Schnur zerrt?“ „Das ist eine Sieben.“ „Oh.“ Wir betrachteten beide die Tafel. Ich legte den Kopf schräg. „Ach so, ja richtig, jetzt sehe ich es auch. Glaube ich.“ (S. 101 ff) Die Geschichte übt, zumindest auf mich, einen ungemeinen Sog aus. Ritter nimmt sich nicht viel Zeit für eine Einführung: die Hauptakteure, R. F. Jackaby und Abigail Rook, treffen fast sofort aufeinander und werden nur kurze Zeit später in den Fall verwickelt, der fortan das Geschehen dominiert und kontinuierlich auf Trab hält. Langeweile gibt es keine – man wird als Leser konstant auf Trab gehalten, wenn nicht schon des Rätsels Lösung wegen, dann durch den Humor, der schlichtweg glücklich, oder dank der Skurrilität, die alles möglich macht. Motive aus „Sherlock Holmes“ finden sich einige, aber nicht genug für ein reines Retelling. Dass „Jackaby“ an dem berüchtigtsten Detektiv der Weltliteratur angelehnt und Ritter davon inspiriert wurde, steht natürlich außer Frage – und doch erschafft der Autor etwas Eigenes. Hardcore-Sherlock-Fans müssen hier also nicht jedes Haar aus der Suppe fischen, sondern können sich problemlos auf die anderen Aspekte der Geschichte konzentrieren. Der Begriff, den ich verwende, lautet Seher. Ich sehe. Also bin ich ein Seher. Der Seher genau genommen. (S. 112) Die phantastischen Elemente sind gleichzeitig zentral und dezent. Ritter interpretiert viele Sagen und Legenden sehr originell und knüpft sie ganz zart an das Geflecht seiner Welt an. Dadurch, dass nur Jackaby Übernatürliches wahrnehmen kann, außer wenn das Übernatürliche wahrgenommen werden möchte, spielt der Autor gleichzeitig mit (unserem) dem Konzept des Glaubens. Ist diese eine Sache wirklich unnatürlich? Oder werden wir bzw. Abigail zum Narren gehalten? Blitzartig wurde mir klar, dass es Jackaby gelungen war, mir wieder einen Weg zu diesem Winkel meines Gehirns zu bahnen. Es war eine winzige Ecke, in der ich als Kind gelebt hatte und in der alles möglich und Magie kein albernes Hirngespinst, sondern eine schlichte Tatsache gewesen war, allerdings abgeschieden und schwer zugänglich. Damals hatte ich gewusst, dass es Drachen und Ungeheuer gab, aber ich hatte es freudig hingenommen, denn es bedeutete, dass es dann ja auch Zauberer, Feen und fliegende Teppiche geben musste. (S. 96) Fragen, die sich Abigail gerade zu Anfang buchstäblich stellt – bis sie sich entscheidet zu glauben. „Also ist sie bloß verrückt?“ Jackaby zögerte, und als er sprach, lag in seiner Antwort eine mitfühlende Ernsthaftigkeit. „Hatun sieht eine andere Welt als Sie oder ich. Es ist eine sehr viel furchterregendere Welt, voller schrecklicher Gefahren, und doch entscheidet sie sich dafür, genau diese Heldin zu sein, die diese Welt braucht. Sie hat die Stadt und ihre Bewohner bereits unzählige Male vor irgendwelchen Ungeheuern gerettet. Dass diese Kämpfe für gewöhnlich nur in ihrem Kopf stattfinden, schmälert nicht ihre Tapferkeit. Die schwersten Kämpfe ficht man stets im Kopf aus. (S. 117) Zu den Figuren möchte ich ansonsten gar nicht viel mehr sagen. Jackaby und Abigail sind, erwartungsgemäß, an Sherlock und Watson angelehnt, aber keine Kopien davon. Jackaby, der wie sein Vorbild über keinen „emotionalen Quotienten“ verfügt, zeigt sich einige Male überraschend einfühlsam. Allerdings nur im Zusammenhang mit übernatürlichen Wesen, denen er sowieso seine komplette Aufmerksamkeit schenkt. Abigail ist sein bodenständiger Konterpart, aber eben auch vor allem eine Frau, die sich im 19. Jahrhundert behaupten und selbst über sich bestimmen will. Aber Sie, Abigail Rook, Sie nehmen Briefkästen und Papierkörbe wahr und…Menschen. Jemand, der Banales und Gewöhnliches bemerkt, ist in der Tat außergewöhnlich. Noch irgendwelche Fragen? (S. 81) Fazit: William Ritters „Jackaby“ könnte man als Historical-Fantasy-Geschichte à la „Sherlock“ bezeichnen. Oder auch als historischer Krimi mit Fantasy-Elementen. Irgendwas dazwischen trifft es wohl genau; jedenfalls ist für viele Lesertypen was dabei. Ich mochte jeden Aspekt davon, konnte das Buch, einmal angefangen, gar nicht mehr aus der Hand legen. Witzig, originell und eben mit dem gewissen „Sherlock-Charme“ versehen ist „Jackaby“ ein wundervoll unterhaltsamer Reihenaufakt – und schnell gelesen noch dazu. 5/5 Bücher!

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