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Rezension zu
Berlin 1936

Blick hinter die Kulissen der Olympiade 1936

Von: Martinas Buchwelten
15.08.2016

Pünktlich zum Beginn der Sommerolympiade in Rio habe ich ein Buch über eine andere Olympiade, die genau achzig Jahre zuvor stattgefunden hat, gelesen. Damals wurde das Bild eines Wettstreites gezeigt, der sich nicht nur um Medaillen drehte, sondern der das damalige Deutschland alles andere als judenfeindlich und betont weltoffen zeigen sollte. Es geht um die Sommerolympiade in Berlin 1936, wie uns der Titel bereits verrät. Der Sport steht allerdings nicht im Vordergrund, denn Oliver Hilmes lässt uns in seinem Buch hinter die Kulissen schauen. Er erzählt in einer Zeitspanne von sechzehn Tagen über diverse Einzelschicksale während der Olympiade zur Zeit des beginnenden Nationalsozialismus. Dabei behandelt er diese Schicksale völlig unbekannter Personen genauso, wie die von bekannten Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Das Buch ist in genau sechzehn Abschnitte gegliedert, die die Tage vom 1. bis zum 16. August dokumentieren. Ein schwarz-weiß Foto auf der Vorderseite, danach ein kurzer Wetterbericht des Reichswetterdienstes und im Anschluss erzählt Hilmes das Geschehen des Tages aus Sicht verschiedener Personen. Das können Berühmtheiten wie Leni Riefenstahl sein, die die Olympischen Spiele erstmals aus einer ganz anderen Sichtweise filmen möchte und dabei ungewollt Hindernisse für die Sportler aufstellt oder kurze Sequenzen aus dem Leben ganz normaler Menschen wie du und ich. Aber auch die teilnehmenden Sportler kommen nicht zu kurz, allen voran der Amerikaner Jesse Owens, der die Olympiade dominiert. Hitler ist darüber alles andere als erfreut und erregt sich am schwarzen Läufer, den er als wilden "Dschnugelmenschen" bezeichnet und nicht mit der weißen (Herren-)Rasse gleichsetzt. Einige Personen begleiten wir immer wieder durch diese sechzehn Tage, wie den US-Autor Thomas Wolfe, den Verleger Ernst Rowohlt oder den Barbesitzer Leon Henri Dajou. Göring, Hitler und Goebbels verfolgen die Spiele auf der Tribüne und zeigen sich abends bei diversen Festen und Ehrungen, während sie bereits den Krieg planen und die ersten Menschen abtransportieren lassen. Dies wird in kleinen Abschnitten genauso erzählt, wie die Barbesuche der ausländischen Gäste. Tagebucheinträge von Jospeh Goebbels vervollständigen die Sicht auf die Spiele. Man erkennt, wie Hitler und seine Leute nicht nur die Deutschen geschickt manipulieren konnten, sondern auch das ausländische Publikum, sogar Menschen, die voller Skepsis angereist sind und Hitler eher negativ gegenüber standen. Wie gewaltig und beeindruckend hier die gesamte Organisation zum Einsatz kam und was sich hinter den Kulissen alles abspielte, ist oft nur zu erahnen. Aber Propaganda für das eigene Land bei wichtigen Großveranstaltungen gab es nicht nur damals, sondern wird auch heutzutage noch genauso gehandhabt. Ganz zum Ende des Buches als Art Epilog findet man noch ein Kapitel mit der Überschrift "Was wurde aus...?". Hier erfährt der Leser was aus den Menschen geworden ist, über die der Autor in den sechzehn Kapiteln geschrieben hat. Schreibstil: Der Schreibstil von Oliver Hilmes zieht den Leser direkt in das Geschehen und schon befindet man sich in Berlin im Jahr 1936. Obwohl dies ein Sachbuch ist, lebt das Buch von der lebendigen und atmosphärischen Erzählweise des Autors. Oliver Hilmes hat sehr gut recherchiert. Die verschiedenen Schicksale einzelner Personen, die rund um Hitler, Göring und Goebbels eingeflochten sind, machen das Thema etwas leichter und realer. Fazit : "Berlin 1936" ist ein lebendiges Sachbuch. Hier wird Geschichte interessant und unterhaltsam erzählt, man darf hinter die Kulissen blicken und dabei hat der Autor auch noch sehr gut recherchiert.

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