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Rezension zu
Quiet Leadership – Wie man Menschen und Spiele gewinnt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ausführliche Erläuterung der Grundsätze als Trainer

Von: Michael Lehmann-Pape
24.08.2016

„Kultur frisst Strategie“. „Kein Spieler, der für Carlo spielt, sollte seinen entspannten Stil missbrauchen und seine Pflichten vernachlässigen“. Diese beiden Sätze bilden den Kern dessen ab, was Carlo Ancelotti als „Leader“, als Führer einer Mannschaft darstellt und auch dem Verein, in dem er arbeitet, verinnerlichen möchte. Intensive Beziehungen, eine „Kultur der Zusammengehörigkeit“, die auf Geduld, Empathie, Aufmerksamkeit und Zuwendung beruht, das ist der „familiäre Teil“ der Handschrift Ancelottis. Einordnung in die Gemeinschaft, absolut professionelles Verhalten seinerseits und seitens der Spieler, die „Rollenzuweisung“ innerhalb einer „Familie“ verstehen und Einhalten, dabei auf bewährte, durchaus aber abwechslungsreiche Mittel des Trainings vertrauend und (so gut wie) keine Trainingseinheit ohne Ball, darin drückt sich die Arbeitshaltung des Trainers aus und die Arbeitseinstellung, die er von seinen Spielern erwartet. Klar strukturiert legt Ancelotti diese Spiel- und Lebensphilosophie mit seinen Co-Autoren im Buch vor, unterfüttert seine sehr umgängliche Grundhaltung mit seinen vielfachen Erfahrungen als Trainer großer und größter Vereine und lässt, zur Illustration der einzelnen Elemente, ebenfalls große Spieler mit persönlichen Statements (die allesamt ungekünstelt und authentisch wirken) je zu den verschiedenen Themen zu Wort kommen. Wie da Ibrahimowitsch, dessen Neigung zur Reibung gerade auch mit Trainern bekannt ist, eindeutig schwärmt, wie Christiano Ronaldo das interne „Gesicht“ des Trainers beschreibt (und damit auch einen Teil der eigenen, echten Person mit einbringt), das ist gut und flüssig zu lesen und erholsam anders als so manch andere Versuche aus der Welt des Sports. Gerade weil Ancelotti sich selbst ein stückweit zurücknimmt und die „Methode“, die Haltung, die Leitkultur seiner Arbeit in den Vordergrund stellt, schärft sich sein eigenes Profil beim Lesen umso mehr, eben ohne den Eindruck von aufdringlichem Selbstbewusstsein oder gar Überheblichkeit zu vermitteln. Wobei ohne Zweifel (und sonst wäre Ancelotti nicht da, wo er ist) ein mangelndes Selbstbewusstsein keinesfalls im Raume steht. Aber eben nicht auf „Sprüche-Ebene“ oder weil er die Aufmerksamkeit und „Huldigung“ unbedingt für sich brauchen würde, sondern aus Erfahrung gereift, sich in seiner Art nicht verbiegen zu wollen (und dies auch nicht nötig zu haben). Das, ganz nebenbei, nicht nur die Arbeitsweise und Person des neuen Trainers von Bayern München dabei dem Leser nahekommt und bekannt wird, sondern auch die Regeln und Gesetzte des Profi-Fußballs hinter den Kulissen nebenbei mit in den Blick rückt (sowohl die zu Wort kommenden Spieler streifen Vergleiche mit anderen, bekannten Trainern, als auch Ancelotti selbst seine Zusammenarbeit mit den Besitzern der Clubs und den Sportdirektoren immer wieder einmal erwähnt), rundet die Lektüre zusätzlich ab. Informativ vermittelt das Buch einen nachhaltigen Eindruck der reflektierten Haltung Ancelottis und seiner Grundsätze als Trainer, „Anführer“, Mensch und Freund (mancher Spieler). Eine interessante und gut zu lesende Lektüre.

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