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Rezension zu
Götter der Rache

Sigurd im Märchenland

Von: der Michi
27.08.2016

Die Kultur der Wikinger birgt jede Menge interessanten Stoff. Wo die Überlieferungen aufhören muss man die Lücken zwar auffüllen, aber auch das kann man mit Feingefühl und umfangreicher Recherche ausgleichen. Leider ist davon in der ersten Hälfte des Buches wenig zu spüren. Ein Klischee reiht sich an das nächste und die Rachegeschichte kennt man auch schon aus anderen Büchern. Dabei enthalten gerade die Entdeckungsfahrten und kulturellen Kontakte der Nordmänner (und -frauen) noch so viel unerforschtes Terrain. Stattdessen verarbeiten Sigurds Männer ihren Götterglauben in belustigende Flüche ("Bei Thórs haarigen Eiern!" und dergleichen) und saufen, raufen und schippern durch mehrere episodische Szenen. Noch dazu bezieht man sich in gefühlt jedem zweiten Satz auf die Heldentaten irgendwelcher Sagengestalten, die die Taten der Truppe legitimieren sollen. Rhetorische Fragen und die ausführlichen Gedankengänge Sigurds sorgen zudem oft für einen schleppenden Lesefluss. In der zweiten Hälfte gibt es allerdings einen Hoffnungsschimmer. Die bunt gemischte Kriegerschar enthält manchen überraschend gestalteten Charakter, was Schwung in Figurenkonstellation und Handlung bringt. Zudem wirken die Segeltechniken und die Sagenwelt ausführlich recherchiert. Letztendlich bleiben diese Aspekte aber Randerscheinungen in einem überschaubaren Szenario, das nur selten aus seiner stringenten Erzählweise ausbricht. Wolfgang Thon, der selbst wiederholt als Buchautor und Übersetzer entsprechender Genreliteratur in Erscheinung getreten ist, überträgt den Roman sinnvoll ins Deutsche, lässt stellenweise aber noch die Satzstruktur des englischen Originals durchschimmern. Ob das Absicht ist oder im Eifer des Gefechts geschah weiß man nicht. Schön ist jedenfalls die verwendete Schriftart, die mit ihrer dezenten Eleganz das Thema des Romans angemessen hervorhebt. Positiv hervorzuheben sind außerdem die sinngemäß verwendeten (alt)nordischen Buchstaben wie ð und ø bei diversen Eigennamen, insgesamt erfolgt das aber eher inkonsequent. Immer wieder variieren die Schreibweisen, was aber auch bei der typografischen Umsetzung passiert sein kann. Insgesamt ein eher einfach gehaltenes Wikingerabenteuer, das anspruchsvollen Lesern von Historienromanen vermutlich nicht ausreichen wird. Wer mehr Wert auf ausführlich recherchierte Hintergründe legt, dem seien die Uthred-Romane von Bernard Cornwell empfohlen, der ebenfalls einen jungen Mann unter Wikinger geraten lässt, das Ganze im Gegensatz zu Giles Kristian aber mit historischen Ereignissen verknüpft. Wikingerfans finden hier aber zumindest die Grundlagen ihrer Leidenschaft, was manch einem vielleicht genügt. Originaltitel: "God of Vengeance" ("Gott der Rache") Seitenzahl: 608 Format: 11,8 x 18,7 cm Verlag: Heyne Bonusmaterial: Glossar mit Erläuterungen zu den verwendeten Begriffen

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