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Rezension zu
Hausbesuche

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Darf ich dich besuchen? Ich spendier´ den Kuchen!

Von: Carmen
30.08.2016

Mal wieder hat mir meine Tochter quasi ein anderes Genre aufgedrängelt! In einer Facebook-Gruppe war ihr das Sachbuch Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft erorberte aufgefallen und mir wurde die Ehre zuteil, es zu lesen. Bereut habe ich es nicht. Vielmehr wurde ich köstlich unterhalten. Die Autorin war mir völlig unbekannt und so ging ich völlig frei von Vorurteilen an die Sache heran. Stephanie ist Maskenbildnerin in Berlin und befindet sich gerade in Elternzeit. Nicht so ganz ausgelastet, droht sie in Depressionen zu versinken. Auch ihr Mann Tom, ein Musiker, ist ihr keine große Hilfe, da er sich in seine Arbeit flüchtet. Wie soll sie dem tristen Alltag entfliehen? Von Haus aus eher schüchtern und nicht gerade kontaktfreudig, beschließt Stephanie ihre Nachbarschaft kennen zu lernen. Aber wie soll sie das anstellen? Kurzerhand wettet sie mit ihrem skeptischen Ehemann, sich in 200 Tagen bei genau so vielen Leuten mit selbstgebackenem Kuchen zum Kaffee einzuladen. Neben dem Drang sich selbst zu beweisen, kommt auch eine gewisse Neugier zum Tragen: Wie sehen die anderen Wohnungen aus und wer wohnt darin? Aber aller Anfang ist schwer! Mit ironischen Bemerkungen ihres Mannes Tom (keine große Hilfe) und Schweineohren im Gepäck macht sie sich auf den Weg – und wird gleich an der ersten Klingel für eine Perverse gehalten! Stephanie lässt sich aber nicht abschrecken, selbst wenn ihr Göttergatte ihr so manches Horrorszenario ausmalt. Doch so schlimm sind die Nachbarn gar nicht, selbst wenn nicht jeder sie in die Wohnung lässt oder sie schon mal glaubt, einem Serienmörder in die Falle zu gehen. Um ihre Wette nicht aus den Augen zu verlieren, schreibt Stephanie in einem Blog über ihre täglichen Erlebnisse. Prompt hat sie dadurch wieder Kontakt mit ihrer Schwester, der nach ihrem Umzug nach Berlin völlig eingeschlafen war. Stephanies Tag ist jetzt fast zu kurz, da zuerst immer ein Kuchen gebacken werden muss. Dabei ist sie eigentlich keine besonders begabte Bäckerin. Zu allem entschlossen geht die Klingeltour trotzdem los. Mit dabei hat sie stets diverse Kaffeesorten, Teebeutel, Sahne und Zucker. Ihre Gastgeber müssen nur das Wasser beisteuern und natürlich ihre Geschichten. Auf diese Weise schafft sie meist einen Besuch pro Tag. Immer mutiger wird sie, als sie merkt, dass auch ihr Blog positiv ankommt und Leute sie in ihrem Ansinnen bestärken. So kommt Stephanie schließlich selbst in den Genuss von Einladungen – nicht unbedingt aus Ihrer Straße, sondern aus ganz Berlin. Als sich Tom eines Tages weigert, auf ihre knapp einjährige Tochter Marie aufzupassen, nimmt sie diese kurzerhand mit. Entgegen Toms Misstrauen öffnet sich nun wie durch Zauberhand so manche verschlossene Tür. Als Stephanie krank wird und nicht zum Kaffeekränzchen gehen kann, retten bereits Besuchte ihre Wette und machen Gegenbesuche oder stehen ihrerseits bei fremden Nachbarn auf der Matte. Das Ende der Wette – gibt es denn eines? Stephanie kennt inzwischen den Großteil ihrer Nachbarn, weiß wie diese wohnen und ist bekannt bei den Leuten in ihrer Umgebung. Ob sie ihre Wette wohl gewonnen hat? Dieses Sachbuch habe ich in nur wenigen Stunden runtergelesen! Der Schreibstil ist flüssig, häufig mit einem Augenzwinkern verfasst und vor allem eines: menschlich. Natürlich haben einige Besuche einen tieferen Eindruck bei der Autorin hinterlassen als andere, sodass ausgewählte Episoden geschildert werden. Manchen Erlebnissen widmet sie nur einige kurze Sätze, andere Situationen wiederum sind sehr detailliert beschrieben. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf, denn die 30 Kapitel sind genauso abwechslungsreich, wie die dazugehörigen Kuchenrezepte. Hier finden sich auch einige Verlegenheitskuchen, in die alles hineingerührt wird, was die Autorin zu dem Zeitpunkt gerade in ihren Küchenschränken hatte. Stephanie selbst war mir von Anfang an sympathisch, denn sie wirkt stets bodenständig und glaubwürdig. Obwohl sie anfangs nur ungern auf fremde Menschen zugeht, wird sie im Laufe der Zeit wesentlich unbeschwerter und forscher. Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft erorberte ist eine genauso kurzweilige, wie nachdenklich machende Lektüre. Die Geschichten der einzelnen Personen regen häufig zum Grübeln an. Wer von uns weiß schon, was der nächste Nachbar so alles treibt? Manchmal täuscht der erste Eindruck oder man denkt zu sehr in alt vertrauten Schubladen. Vielleicht stellt sich ja der bullige, gefährlich aussehende Typ von Nebenan als Teddybär mit Sammeltick heraus? Diese etwas anderen Hausbesuche laden jedenfalls auf herzliche Weise dazu ein, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Das Buch ist ein realistisches, aus dem Leben gegriffenes Lesevergnügen für Zwischendurch, das ohne großes Drama auskommt. Fast wäre mir übrigens beim Schmökern ein Fehler unterlaufen: ich wollte die Rezepte am Anfang jeden Kapitels überlesen. Gott sei Dank habe ich noch rechtzeitig gemerkt, dass hier sehr viel Humor und Selbstironie versteckt waren. Denn Stephanie hat so ihre Probleme mit dem Backen. Und die kamen mir teilweise äußerst bekannt vor. Kuchen angekokelt? Kein Problem: einfach das Schwarze abschneiden und Schokoladenguss darüber geben! Die Hausbesuche der Protagonistin sind zugegeben eine sehr gewöhnungsbedürftige Variante, seine Nachbarn kennen zu lernen. Erzählt wird das von der Kuchenbäckerin aber auf eine so natürlich-charmante Art, dass es einen reizt, es ihr gleich zu tun. Vielleicht ist ja ein solches Experiment in der heutigen Zeit und vor allem in Großstädten die einzige Möglichkeit zu erfahren, wer mit einem Tür an Tür wohnt? Nach dem Lesen fragte ich mich unwillkürlich, ob ich selbst den Mut hätte, bei fremden Leuten anzuklopfen. Vielleicht wäre es tatsächlich einen Versuch wert – auf jeden Fall würde es sicher für einige Überraschungen sorgen! Carmen, www.inkunabel.wordpress.com Autorin: Stephanie Quitterer Buchtitel: Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft erorberte Verlag: Knaus Verlag

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