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Rezension zu
Der dunkle Grund des Sees

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein atmosphärischer Kriminalroman für die dunkle Jahreszeit

Von: Literate Wanderlust
30.08.2016

Der dunkle Grund des Sees – Stefanie Kasper Über die Autorin. Stefanie Kasper, geboren im Jahr 1984, ist im Bayerischen Oberland aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Mann und zwei Söhnen im Ostallgäu. Eigentlich Redakteurin, widmet sie sich jetzt voll und ganz der Schriftstellerei. Neben einigen historischen Romanen entstammen ihrer Feder auch drei Kriminalromane, die allesamt in Süddeutschland angesiedelt sind. Über das Buch. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter Elisa beschließt Isabel Radspieler wieder in ihr altes Heimatdorf zurückzuziehen, um sich um ihren Adoptivvater zu kümmern. Kaum angekommen, findet Isabel in einem Versteck in ihrem früheren Kinderzimmer einen Karton mit einem Brief von Elisa und mehreren Tonbändern. In dem Brief bittet Elisa Isabel, das Schicksal ihrer Familie zu ergründen: Elisas Eltern und ihre jüngere Schwester verschwanden spurlos, als der Forggensee gestaut und Elisas Heimatdorf Forggen im Zuge dessen geflutet wurde. Elisa bittet Isabel nun, das Verschwinden aufzuklären. Anhand der Tonbänder, auf die Elisa ihre Erinnerungen aufgezeichnet hat, begibt sich Isabel nun auf Spurensuche. Sie weiß nicht, dass sie sich selbst damit in höchste Gefahr begibt. Dem Buch liegt eine wahre Begebenheit zugrunde: Die Entstehung des Forggensees in der Nähe von Füssen im Bayerischen Allgäu vor gut 60 Jahren. Auf diesem Ereignis baut Stefanie Kasper ihren Kriminalroman auf, der auf zwei Ebenen erzählt wird, nämlich einmal durch Isabels Sicht in der Gegenwart und durch Elisas aufgezeichnete Erinnerungen aus den 1950er-Jahren. Der Autorin gelingt es dabei sehr gut, diese beiden Blickwinkel in Einklang zu bringen und nicht nur durch die familiären Beziehungen miteinander zu verweben. Auch finde ich, dass Stefanie Kasper mit den Hauptpersonen sehr lebhafte und greifbare Charaktere geschaffen hat, zu denen der Leser bzw. die Leserin schnell eine Beziehung aufbauen kann. Es sind Charaktere, die nicht blass und blutleer sind, sondern vielmehr das Gefühl vermitteln, dass sie nicht nur auf dem Papier existieren. Mein Kompliment dafür! Auch ist es Stefanie Kasper gelungen, eine sehr atmosphärische, dunkel-stimmungsvolle Geschichte zu erzählen, die im Laufe des Buches immer mehr an Fahrt und an Spannung aufnimmt, dabei aber immer einen gewissen ruhigen Unterton behält. Das Bedürfnis des Lesers, zu erfahren, was damals im Jahr 1954 wirklich passiert ist und wie sich die Nachwehen der Ereignisse bis in die heutige Zeit ziehen, wächst stetig. Mir hat das Buch gut gefallen, jedoch habe ich auch ein paar kleinere Kritikpunkte. Im Buch leidet Isabel an einer psychischen Erkrankung. Das hätte es meiner Meinung überhaupt nicht gebraucht, denn dieser Punkt tut nichts für die Geschichte und auch als mögliche Rechtfertigung für Isabels Verhalten ist dieser Punkt unnötig. Die Erkrankung wird thematisiert, aber irgendwie bleibt sie doch immer außen vor und erfüllt meines Erachtens keinerlei Sinn und Zweck für die Geschichte. Dafür hätte ich mir andere Punkte des Buches wiederum ein bisschen weiter ausgearbeitet gewünscht, besonders die Schlussfolgerungen, die gezogen werden, und die jeweiligen Erinnerungen und Versionen aller beteiligten Personen an die Ereignisse von damals. Bei der Sprache musste ich hin und wieder schmunzeln: Stefanie Kasper bedient sich gerne mal Worte, die ein wenig veraltet und nicht mehr so gebräuchlich sind. Das finde ich toll! Ich finde es unheimlich schön, wenn ältere Wörter und Begriffe aus der Versenkung geholt und mit neuem Leben erfüllt werden. Aber in Verbindung mit Isabels Blickwinkel, der Perspektive einer jungen Frau in ihren Zwanzigern, fand ich es manchmal doch ein wenig unrund („unpassend“ ist mir an dieser Stelle ein bisschen zu stark). Aber das ist Kritisieren auf hohem Niveau, denn insgesamt hat Stefanie Kasper hier einen tollen, spannenden Kriminalroman mit – Achtung, Wortwitz! – viel Tiefe abgeliefert, der mich neugierig auf weitere Werke der Autorin gemacht hat.

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