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Rezension zu
Meinen Hass bekommt ihr nicht

[Rezension] Antoine Leiris: Meinen Hass bekommt ihr nicht

Von: Katja
05.09.2016

Antoine Leiris – Jahrgang 1981 – war Kulturredakteur bei den französischen Radiosendern France Info und France bleu. Inzwischen arbeitet er in Paris als freier Journalist. Selten habe ich ein Buch gelesen, welches mich so stark in seinen Bann zieht, dass selbst ellenlange Wartezeiten in der Arztpraxis einem vorkommen wie nur wenige Minuten. Es wurde viel geschrieben und berichtet über die Anschläge in Paris. Die Bilder ziehen auch jetzt, fast ein Jahr später, noch immer lebhaft an einem vorbei, wann immer die Worte Bataclan und Paris in einem Satz fallen. So schrecklich diese Bilder sind, umso schlimmer ist es doch, sich vorzustellen wie dieser Anschlag das Leben so vieler Menschen erschüttert hat. Antoine Leiris gehört zu diesen Menschen, verlor er doch an diesem Abend seine Frau. Und er gehört zu jenen, denen es gelungen ist, die wahren Fluten von Gefühlen und Eindrücken, die in einem solchen Moment über dem eigenen Selbst hereinbrechen, in Worte zu fassen. Und das auf unglaublich berührende Art und Weise. Mit einem Post auf Facebook, den Leiris kurz nach den Anschlägen veröffentlicht, findet er Worte. Worte, die bitter nötig sind dort, wo gerade nur Fassungslosigkeit und Sprachlosigkeit herrschen. Worte, die später zum Titel seinen Buches werden sollten. In „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ berichtet Leiris über die ersten Tage, Wochen, nach dem Anschlag. Die Zeit nach diesem einen Augenblick, der ihm den Boden unter den Füßen hinfort gerissen hat. Von jetzt auf gleich ist er allein, allein mit seinem kleinen Sohn, der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 17 Monate alt ist. Ein Mann, der nicht weiß, wie es weitergehen soll, doch der weiß, dass es weitergehen muss. Für seinen Sohn. Leiris lässt den Leser teilhaben an seinen tiefsten Gefühlen. Am Warten und Hoffen auf den erlösenden Anruf nach dem Anschlag, auf die Stimme seiner Frau, die ihm sagt „Alles ist in Ordnung“. Doch dieser Anruf kommt nicht. Er schreibt über seinen neuen Alltag. Die Routine, die ein Leben mit einem Kleinkind fordert. Eine Routine, die Leiris selbst letztendlich dazu zwingt, zu funktionieren, weiterzumachen, nicht aufzugeben. Aber er schreibt auch über seinen Kummer, seine Verzweiflung, über Trauer und Schmerz und Hilflosigkeit. Und über die Liebe. Diese unglaubliche Liebe zu seiner Frau – unendlich sanft und zärtlich, voller Vertrauen und Leidenschaft. Eine Liebe, die durch nichts und niemanden zerstört werden kann. Denn Antoine Leiris hat nicht aufgehört seine Frau zu lieben, auch wenn das Fundament, auf dem diese Liebe gebaut ist, und umso zerbrechlicher erscheint. Eine Liebe, die weiterlebt, in ihrem gemeinsamen Sohn. In „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ schreibt sich Leiris alles von der Seele. Liebe, Kummer, Sorgen, Schmerz, Wut, Angst. Alles findet seinen Weg auf das Papier, schonungslos und ungefiltert. Und genau das macht ihn aus, den Zauber, der diesem Buch innewohnt. Leiris lässt es nicht zu, dass die Täter sich an seinem Hass bereichern. Stattdessen lebt er weiter, mit seinem Sohn, um mit dem was ihm geblieben ist, ein glückliches Leben zu führen – und den Tätern damit ins Gesicht zu lachen. Es ist schwer, tatsächlich in Worte zu fassen, welche Achterbahnfahrt an Gefühlen „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ bei mir ausgelöst hat. Fakt ist, dass das Buch mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, mich wahrscheinlich nie wieder ganz verlassen wird. Denn was Leiris hier mit uns teilt, ist ehrlich, schmerzhaft, und doch voller Liebe und Hoffnung. Lesen! Unbedingt!

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