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Rezension zu
Kann man da noch was machen?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Spiegel unserer inklusive Gesellschaft

Von: Frank
18.09.2016

Von manchen Menschen existieren Biografien, weil sie etwas außergewöhnliches geleistet haben. So wie zum Beispiel Steve Jobs, der ein Mobiltelefon kreiert hat, von dem die wenigsten dachten, dass sie es bräuchten. Bei Laura Gehlhaar war es anders. Bei ihr waren es die Menschen in ihrer Umgebung bzw. unserer Gesellschaft, die sie veranlasst haben, dieses Buch zu schreiben. Die Menschen, die in irgendeiner Art und Weise auf Laura Gehlhaar reagieren, wie es bei anderen Menschen nicht tun. Dabei fallen die Reaktionen durchaus sehr unterschiedlich aus. Manche lassen mich als Leser nur den Kopf schütteln und fragen: "Ist das wirklich passiert"? Andere sind recht witzig, so dass ich als Leser hin und wieder schmunzeln musste. Die Anekdoten aus Gehlhaars Leben verpackt sie durchaus in so manch witzigem Kapitel, wobei das Buch nicht durchgehend komisch ist. Es ist eben keine Komödie. Der Schreibstil ist recht flüssig und die Biografie lässt sich gut lesen. Allerdings wirken manche Kapitel sehr konstruiert. So, als hätte Gehlhaar versucht, das Erlebte in ein nettes Gespräch packen. So ist z.B. das "Blicke-Kapitel" recht interessant, aber das Gespräch mit Lauras Freund Jan klingt an manchen Stellen etwas hölzern. Apropos Biografie. Der Begriff mag in die Irre führen, denn der Leser erfährt zwar viel aus dem Leben von Laura Gehlhaar, aber dennoch ist es keine klassische Biografie, in der alle Episoden ihres Lebens aufgeschlüsselt werden. Es ist mehr eine Ansammlung von skurrilen, interessanten, lustigen, schockierenden Geschichten. Dieses Buch zeigt aber noch mehr. Nämlich die tatsächliche "Nicht-Inklusion" in dieser Gesellschaft. Natürlich erzählt Laura Gehlhaar von Erfahrungen, die ich mir als Nicht-Rollstuhlfahrer auch vorstellen kann. Nicht ans oberste Supermarktregal gelangen, in einer zu engen Parklücke keinen Rollstuhl neben das Auto stellen können, keine Treppen steigen können. Das Buch vermittelt allerdings recht gut, dass es nicht diese Dinge sind, die sie abseits der Gesellschaft stehen lassen. Es sind die Menschen, die ablehnend oder bevormundend ihr gegenüber treten. Selbstverständlich wird das Buch an vielen Stellen politisch. Stellen, an denen jeglicher Witz fehlt und ganz offensichtlich wird, dass Deutschland kein inklusives Land ist. Das merke ich persönlich alleine daran, dass weder mir noch meinen Kindern behinderte oder irgendwie eingeschränkte Menschen über den Weg laufen. Selbst Laura Gehlhaar fragt sich, wo alle die behinderten Menschen sind, denn auch in ihrem Leben sind Begegnungen mit Behinderten weniger häufig als man denken mag. Für manchen Leser mag der Zeigefinger zu oft erhoben werden, vor allem im Mittelteil des Buchs. Das Lesevergnügen erreicht aber seinen Höhepunkt, als sie am Ende davon erzählt, wie sie das Buch geschrieben hat. Oder besser, wie sie es begonnen hat. Fazit Dieses Buch richtet sich an alle interessierten Menschen, die gerne in Bereiche der Gesellschaft blicken möchten, die ihnen nicht so ohne weiteres zugänglich sind. Es ist durchaus kein Buch von einer Behinderten für Behinderte. Auch Nicht-Behinderte finden hier einen reizvollen und empfehlenswerten Lesestoff, der nicht nur unterhält, sondern auch aufklärt. Ich für meinen Teil habe zumindest sehr viel dazugelernt, wie mit Behinderten in dieser Gesellschaft umgegangen wird und wie ich es anders machen kann. Auf meinem Blog gibt es ein paar zusätzliche persönliche Gedanken von mir: http://ogy.de/gehlhaar

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