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Rezension zu
Neuntöter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Emma muss man einfach lieben!

Von: Kaisu
03.10.2016

„Es wurde Abend, Es wurde Morgen, Und niemand fand sie. [Die] drei Leichen am Potsdamer Platz.“ (Klappentext) Die Berliner Polizei bekommt einen äußerst ungewöhnlichen Fall aufgetischt: Da hängen doch tatsächlich drei Leichen in Form von Kokons ganz oben in einem Baugerüst. Einfach so. Und keiner hat was gemerkt. Oder besser gesagt, will etwas bemerkt haben. Dabei sind so gebündelte Menschenpaket in Panzertape gar nicht so einfach zu tragen. Wie soll das funktionieren? Einen Alleingang kann man eigentlich direkt ausschließen. Doch wer hat so gute Argumente, dass er für so eine Tat Helfer zusammentrommeln kann? Und wieso um alles in der Welt sind diese menschlichen Kokons bisher keinem aufgefallen? Vermisst niemand die Opfer darin? Fragen über Fragen ploppen direkt in den ersten Kapiteln über einem auf und keine will man so recht beantworten können. Doch dann taucht da Emma auf. Emma Carow. Ein Frau, die genauso verkorkst, wie der Fall selbst ist und der man direkt die Aufklärung zutraut. Nur irgendwie glaubt ihr Umfeld nicht so recht an sie. Die Fallanalystin ist zu eigen für ein „normales“ Arbeitsklima. Sie sticht daraus hervor wie ein bunter Vogel. Und das ist an dieser Stelle nicht einmal negativ gemeint. Man spürt, dass diese Frau schon einiges durchgemacht und nie verarbeitet hat. Es frisst sich innerlich in ihre Seele und beeinflusst ihr ganzes Leben und somit auch ihren Beruf. Denn sie hat eine Art sechsten Sinn, was Serienkiller angeht. Sie kann sich in sie hineinversetzen und verstehen. Das macht sie nicht unbedingt beliebter. Man glaubt man ihr nicht, da sie nicht immer all ihre Ideen oder Ansätze nachvollziehbar darlegen kann. Da sind es eher die Kollegen oder besser gesagt DER Kollege, der ihr den Rang abläuft und sich die goldenen Federn für den aktuellen Fall einzuheimsen wird. Wie soll man ihr auch vertrauen können, wenn sie Wege geht, die sich nicht gehen soll oder darf. Und vor allen, wenn man sie nicht kennt und weiß, woher sie diese Ahnungen hat? Natürlich erfährt man ihre Geschichte und die ist nicht sonderlich rosig. Macht aber klar, warum die gute Emma so ist, wie sie ist. Gerade dieses eigensinnige und verdrehte, hat dafür gesorgt, dass ich sie ins Herz geschlossen und mitgefiebert habe, wenn sie mal wieder etwas macht, was „normale“ Menschen eben nicht machen. Selbst wenn das eigene Leben dabei abrupt enden könnte. Emma zieht ihr Ding durch. Teilweise mit Scheuklappen vor den Augen und nahe an der Selbstzerstörung. Aber irgendwo baummelt immer ein Rettungsanker und selbst für Emma gibt es einen, wenn auch dieser meist anders daher kommt, als man annehmen möchte. Man merkt schon, dass mich die Hauptfigur Emma, sehr in ihren Bann gezogen hat. Neben ihr tauchen natürlich noch zahlreiche andere Gesichter auf. Kollegen, Vorgesetzte, Opfer, Verwandte, Zeugen und Freunde. Die Übersicht verliert man dabei nie. Emma ist die ganze Zeit der rote Faden, auf den man sein Hauptaugenmerk gerichtet hat und die Nebencharaktere versuchen immer in bunten Farben bei ihr anzubandeln. Nicht alle schaffen das und das sollen sie auch nicht. Wer jedoch in ihr Visier gerät, wird gnadenlos bis zum Ende mitgeschleift und selbst wenn das nur gedanklich passiert. Das Ende selbst kommt flott daher. Man ahnt es schon ein wenig, ab einem gewissen Zeitpunkt, Trotzdem ist es klasse erzählt und die Spannung, sowie Neugierde reißen bis zum letzten Wort der Sprecherin nicht ab. Welche übrigens in Form von Friederike Kempter (Kommissarin aus Münsteraner Tatort) klasse gewählt wurde und wie die Faust aufs Auge passt! Mein einziger Wermutstropfen ist der Weg, den das Ende geht. Er ist anders wie der Rest des Buches – irgendwie zu geradlinieg und vorhersehbar – etwas, was eben der Rest des Buches nicht macht. Hier hätte man konsequenter seinen Schreibweg gehen sollen. Alles in allem empfehle ich dennoch aus vollstem Crime-Leserherzen dieses (Hör)Buch. Weil es einfach in Form von Emma aus der Reihe tanzt und anders ist. Eine Figur, die eben nicht den vorschriftsmäßigen Weg geht, starke Raucherin oder Alkoholikerin oder depressiv oder in einer Scheidungskrise ist. Sondern menschlich. Traumatisiert durch ein Erlebnis, was sie nie richtig verarbeitet hat. Und nie hat sie jemand richtig ernst genommen. Bis eben so ein fieses Neuntöter-Monster kommt und ihren inneren Dämonen an die Oberfläche lockt.

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