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Rezension zu
Das letzte Ritual

Wer durchhält, wird belohnt

Von: Tintenhain
06.10.2016

Nach Yrsa Sigurðardóttirs Thrillern war ich inzwischen ganz heiß auf ihre Krimireihe um Dóra Guðmundsdóttir. Ich habe ehrlich gesagt nicht einmal im Klappentext nachgelesen, worum es gehen soll, so blind habe ich auf den Namen der Autorin vertraut. Dóra, die als Anwältin in einer kleinen Kanzlei arbeitet, wird von einer deutschen Familie beauftragt, als Einheimische Erkundigungen zu einem Mord an ihrem Sohn, dem Studenten Harald Guntlieb, anzustellen. Ein grausamer Mord, der ganz offenkundig in Zusammenhang mit Drogen und vor allem Haralds morbidem Interesse an Hexenkulten und Hexenverbrennungen steht. Gemeinsam mit dem Angestellten der Familie Guntlieb, Matthias, versucht Dóra zu erfahren, was dem Studenten widerfahren ist. Die Handlung entfaltet sich nur langsam. Es wird zunächst viel Zeit darauf verwendet, in die Materie der Hexenkulte und -verbrennungen einzuführen. So stoßen Dóra und Matthias auf das Wort Malleus Maleficarum und rätseln erst einmal herum, bis sie darauf stoßen, dass es sich um den „Hexenhammer“ handelt, der dann auch lang und breit erklärt wird. Wenn man sich auch nur ein bisschen schon einmal mit der Zeit befasst hat, wird das schnell ermüdend. Auch die Befragungen der Freunde Haralds erweisen sich als langwierig und es dauert bis endlich mal richtig Schwung in die Geschichte kommt. Dass Dóra in einer Anwaltskanzlei arbeitet, bekommt man in den acht Tagen, in denen der Mord aufgeklärt wird, eigentlich kaum mit. Über ihren Partner werden drei Worte verloren, nur die aus Versehen mitgekaufte Sekretärin Bella erinnert immer mal an Dóras Job. Man erfährt, dass Dóra alleinerziehende Mutter zweier Kinder ist, wobei hier der pubertierende Sohn Gylfi eine größere Rolle spielt. Matthias, der deutsche Angestellte der gut situierten Familie Guntlieb, wird zunächst als überkorrekt gekleideter, steifer Schnösel gezeichnet und entspricht vermutlich einfach dem isländischen Klischee eines Deutschen. Erst ab der Hälfte des Buches bekommt er vermehrt Charakterzüge und wird als Mensch erkennbar. Dann allerdings gewinnt er schnell vielschichtigere Eigenschaften, die man gern besser kennen lernen möchte. Ich habe mich einige Zeit recht schwer getan, bis meinem Eindruck nach auch die Autorin so richtig in ihre Geschichte gefunden hatte und wusste, was sie mit den Personen machen wollte. Dann erst wurde es richtig rund. Bis dahin hatte es vielmehr den Anschein als habe sie die Hexenverbrennungen und -kulte als Aufhänger genommen, um ihre Personen und die Handlung drumherum zu stricken. Auch wenn es ein wenig Geduld braucht, so wird dann doch noch ein richtig guter Krimi daraus. Zunehmend gelingt es der Autorin, ihren Figuren Tiefe zu verleihen, so sehr, dass ich am Ende des Buches unbedingt den zweiten Band lesen möchte, um zu erfahren, wie es Dóra und ihrer Familie und vielleicht auch Matthias weiter ergehen wird. Yrsa Sigurðardóttir schreibt eingängig, lässt immer mal wieder Humor aufblitzen und versteht es, den Leser bei der Stange zu halten. Auch komplexe Sachverhalte werden verständlich dargestellt. Störend empfand ich jedoch, dass die Personen in den Dialogen ständig „konterten“, was sprachlich überhaupt nicht passte. Meiner Meinung nach wäre ein einfaches „entgegneten“ passender gewesen, was aber vermutlich an der Übersetzung liegen wird. Der Kriminalfall ist sehr gut konstruiert, wird meines Erachtens schlüssig aufgelöst und bietet immer wieder neue Wendungen. Man erfährt viel über die Hexenverbrennungen auf Island, die zu denen im restlichen Europa eine Besonderheit aufweisen, und die wenigen Zeitdokumente, die es dazu gibt. Die Schauplätze sind authentisch und laden ein, selbst einmal nach Hólmavík ins Hexen- und Magiemuseum oder zu den Höhlen von Hella zu reisen, in denen die irische Einsiedlermönche Islands gelebt haben sollen. Zum Ende hin konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und wurde vielfach für den schleppenden Anfang entschädigt. Ich denke, die Reihe wird weitergelesen. © Tintenhain

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