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Rezension zu
Das neue Selbstbewusstsein

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessant, kleine Schwächen

Von: Eva-Maria Obermann
19.10.2016

Der Untertitel „Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und revolutionäre Praxis-Tipps“ lässt schon vermuten, dass Confidence Code irgendwo eine Mischung aus Laien-Sachbuch und Ratgeber ist. Der Schwerpunkt liegt aber klar auf der Sachbuch-Ebene. Katty Kay und Claire Shipman machen sich gemeinsam auf, Forschungen, Ergebnisse, Versuche und Theorien das Selbstvertrauen betreffend unter die Lupe zu nehmen. Im Mittelpunkt steht dabei speziell das weibliche Selbstvertrauen, dass sich nach Meinung der Autorinnen vom männlichen unterscheidet. Dabei sprechen sie mit Fachleuten, Wissenschaftlern, erfolgreichen Frauen unterschiedlichster Bereiche und kommentieren Versuchsreihen. Dass die Welt der Karriere auch eine Welt des Selbstvertrauen ist, dürfte keine große Überraschung sein. Nicht nur Leistung zählt im Leben, das wissen wir schon lange. Auch, wie man sich selbst präsentiert ist wichtig. Der Künstler nennt das Bühnenpräsenz, manche reden auch vom Bild, das jemand von sich selbst zeigt. Selbstvertrauen wird hier schnell heruntergebrochen auf Auftreten. Und doch schaffen es die Autorinnen Vorsicht walten zu lassen. Indem sie nämlich von Anfang an nicht erklären, was Selbstvertrauen ist, und sich dann auf die Suche nach Strategien machen, sondern viel mehr immer wieder fragen, was Selbstvertrauen alles sein kann. Nicht klar zu definieren zieht sich dieser Begriff durch das Buch und gewinnt gerade dadurch Schärfe. Neben dem Bild nach Außen gehört zu Selbstvertrauen nämlich auch das Bild nach Innen. Und hier zeigt sich gerade in den zahlreichen Gesprächen mit Profisportlerinnen, Politikerinnen, Geschäftsfrauen, dass Selbstvertrauen keine feste Größe ist, sondern immer Situationsabhängig. Frauen, so suggeriert es das Buch, leben in einem stetigen Selbstzweifel, der auch noch so viel Selbstvertrauen nicht wettmachen kann. Jeder Fehltritt wird von ihnen selbst als Katastrophe gewertet. Und so oft die Autorinnen sich bemühen, das Selbstvertrauen allgemein zu fassen und erst dann auf die Frauen zu schauen, fehlt hier der Blick auf den Mann. Dem wird eine Unbekümmertheit unterstellt, eine Ignoranz der eigenen Fehler und damit auch ein umfassendes Selbstvertrauen per se. Gespräche mit Männern über diesen Punkt aber liefert das Buch nicht und geht schlicht von einer alltäglichen Differenz aus. Biologisch gesehen, das zeigen Katty Kay und Claire Shipman anhand verschiedener Forschungen, gibt es wohl tatsächlich einen. Hormonell betrachtet und durch verschiedene Strukturen. Auch auf die Genetik werfen die beiden einen genauen Blick, scheuen sich auch nicht ihre eigenen Gene auf Selbstvertrauen untersuchen zu lassen. Schnell wird aber klar, dass es zwar verschiedene biologische Gründe geben mag, warum jemand über mehr oder weniger Selbstvertrauen verfügt, diese aber nicht absolut sind. Vielmehr kommt auch hier der äußere Einfluss auf den Plan. Eltern, Umwelt, Erziehung, Erfahrungen. All das kann aus jemandem, der nach seinen Genen ein Selbstvertrauens-Überflieger sein müsste, einen zurückhaltenden, ängstlichen und unterwürfigen Menschen machen, und andererseits kann jemand ohne genetische Vorteile Selbstvertrauen trainieren und behalten. So interessant und durchaus neu die verschiedenen Forschungsergebnisse auf das Selbstvertrauen auch sind, so simpel und alltäglich scheinen die Praxis-Tipps, die das Buch liefert. Von Meditation bis zu Übungen, von leeren Phrasen bis zum guten Rat, den schon Oma parat hatte – hier liefert Confidence Code zwar ausgezeichnete Begründungen für die jeweiligen Strategien, die Tipps selbst dagegen sind weniger innovativ. Ich fand Confidence Code sehr interessant und betrachte nach dem Lesen mein eigenen Auftreten durchaus anders. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich über meine Haltung, meinen Gang und auch meinen Sprechanteil in Unterhaltungen anders denke und aktiv etwas ändere. Im Vergleich zum „männlichen“ Selbstvertrauen hat mir der direkte Vergleich gefehlt. Hier bietet das Buch doch eher Mutmaßungen, als Untersuchungen, so dass ich nach dem Lesen keinesfalls behaupten kann, Männer hätten von Grund auf ein anderes Selbstvertrauen. Dafür kenne ich aber zu viele Männer, die ihre eigenen Handlungen oft so zerdenken, wie es die Autorinnen allein den Frauen zuschreiben.

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