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Rezension zu
Das geheime Vermächtnis

Angenehm überrascht

Von: Devona
21.10.2016

Katherine Webb hat mich mit „Das geheime Vermächtnis“ angenehm überrascht. Ich habe mich bisher mit der Kategorie „Familiengeheimnis-Roman“ doch recht schwer getan. Oftmals wirken die Geschichten, besonders wenn es dem Ende zugeht, dermaßen konstruiert, dass mir die Lust am Lesen komplett vergeht. Im schlimmsten Falle kommt dann auch noch ein platter Schreibstil auf Groschenheft-Niveau dazu. Beides ist hier nicht der Fall, der Schreibstil ist einfach, aber flüssig und gut lesbar, die Handlung weit verzweigt und vielschichtig. Die anfänglichen Zeitsprünge, beginnend mit einem kurzen Prolog aus dem Jahr 1905, über die Gegenwart zurück nach 1902 wirkten ganz kurz etwas verwirrend, das gab sich aber recht schnell, denn Katherine Webb treibt die Geschichte nicht hektisch voran. Sie lässt dem Leser zunächst in der Gegenwart Zeit, die Schwestern Erica und Beth kennenzulernen. Diese Kapitel werden in der Ich-Form von Erica erzählt, die Kapitel über die Vergangenheit ihrer Ur-Großmutter Caroline in personaler Erzählform. Erica und Beth haben von ihrer Großmutter Meredith, einer harten und kalten Frau, das Gut Storton Manor geerbt und schon die Erbfolge gibt Rätsel auf. Ihre Mutter und auch ihr Onkel wurden übergangen, Erica und Beth dürfen das Erbe außerdem nur antreten, wenn sie das Gut gemeinsam bewohnen. Während die jüngere und agilere der beiden Schwestern -Erica- sich mit dem Gedanken durchaus anfreunden kann, lernen wir Beth als müde, teilweise lethargische Person kennen, die mit Depressionen sowie einer kürzlich über die Bühne gebrachten Scheidung zu kämpfen hat. Und obwohl die beiden Frauen als Kinder gemeinsam mit ihrem nervigen und hinterlistigem Cousin Henry wunderschöne Sommer auf dem Familiengut verbracht haben, will Beth eigentlich nur schnellstmöglich wieder weg. Die Zeitebene wechselnd verfolgt der Leser parallel dazu immer wieder Caroline im Jahr 1902. Nach einer Blitzhochzeit im Rausch der ersten Verliebtheit folgt sie ihrem Ehemann quer durch Amerika, das große Farmhaus, das durch ihre Träume geisterte, entpuppt sich allerdings als Siedlerhütte, die Farm ist noch im Aufbau. Wiewohl Caroline an ihrer großen Liebe festhält, findet sie sich in einer Welt wieder, in der sie -aufgewachsen in New York- völlig überfordert ist. Die gewohnten Annehmlichkeiten und Selbstverständlichkeiten der Zivilisation gehören der Vergangenheit an, ein einfaches Bad ist ein unvorstellbarer Luxus geworden. Klima und Kargheit der Landschaft, sengende Hitze und dauernde Sandstürme laugen Caroline körperlich und seelisch aus. Die anfängliche Bereitschaft, sich mit diesem Leben zu arrangieren, weicht schnell einem nagenden Pessimismus und lähmender Lethargie bis hin zur völligen Verzweiflung. Viele Fragen werden aufgeworfen im Laufe der Geschichte und Erica ist entschlossen, Licht ins Dunkel zu bringen. Was geschah in dem Sommer, als Cousin Henry spurlos verschwand? Erica -damals 8 Jahre alt- kann sich nicht erinnern und ihre Schwester -damals 12- weigert sich hartnäckig, mit ihr darüber zu reden, obwohl Erica sie drängt, da sie vermutet, dass auch Beth Depressionen damit zu tun haben. Kann Dinny helfen? Der Kinderfreund der beiden Mädchen, der zum „fahrenden Volk“ gehörte und alljährlich die Sommerzeit mit ihnen verbrachte, obwohl der Umgang mit ihm den Mädchen durch ihre kaltherzige Großmutter verboten war. Wer ist das Baby auf dem Schoß von Urgroßmutter Caroline auf einem Foto, das eindeutig VOR der Hochzeit mit dem Urgroßvater datiert und mit welchem sie doch nur Tochter Meredith hatte? An wen sind die Briefe gerichtet, die Caroline 1902 geschrieben hat und die Erica auf dem Dachboden findet? Der Autorin gelingt ein schlüssiges Ende: alle Handlungs-Fäden werden entwirrt und zusammengeführt, ohne dass der Roman durch ein kitschiges happy-end ruiniert wird, wie ich es u.a. bei Kate Mortons „Das Seehaus“ (von mir nicht rezensiert) empfunden habe. Die Charaktere sind akzeptabel ausgestaltet, anders als andere Rezensenten konnte ich mich ganz gut mit Erica und Beth anfreunden. Die „Mutation“ von Caroline von der lebenslustigen, jungen New Yorker Großstadtpflanze zur desillusionierten Farmersfrau war zwar manchmal etwas nervig, aber durchaus auch nachvollziehbar. Ebenso die letztendlich daraus resultierende Tragik von Meredith. Zurück bleibt nach dem Lesen eine leicht melancholische Stimmung, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und auch nicht mehr erwartet. Fazit: Sommer-Sonne-Urlaubs-Lektüre, bei der man gerne am Geheimnis miträtseln mag und die angenehm unterhält. Fans von Familiengeheimnis-Romanen zu empfehlen, wenn sie ein paar kleine Längen am Anfang verkraften können.

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