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Rezension zu
Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spurensuche in den Alpen

Von: YukBook
03.11.2016

Wer sich auf die kalte Jahreszeit einstimmen möchte, liegt mit diesem Hörbuch genau richtig. Am besten macht man es sich mit einem heißen Kakao und warmer Decke bequem und lauscht den Sprechern Peter Matić und Manuel Rubey, die uns in die winterliche Bergwelt entführen. Die Geschichte handelt von dem Wiener Historiker Max Schreiber, der im Herbst 1950 in ein abgeschnittenes Tiroler Bergdorf reist, um einem 100 Jahre zurückliegenden mysteriösen Todesfall auf den Grund zu gehen. Eine Hexe soll damals verbrannt worden sein. Mit seinen Recherchen kommt Schreiber jedoch nicht weit, denn überall stößt er auf Ablehnung. Die Dorfbewohnter behandeln ihn wie einen Störenfried und weigern sich stur, über die Vergangenheit zu sprechen. So ist Schreiber gezwungen, im Alleingang Fakten zu sammeln und sich die fremde Welt zu erschließen. Als er sich in die stumme Maria verliebt und kurz darauf ein Bauer tödlich verunglückt, wächst das Misstrauen der Dorfgemeinschaft nur noch mehr. Das Unglück nimmt weiter seinen Lauf, bis plötzlich tödliche Lawinen das Dorf verschütten. Eingebettet ist dieses Geschehen in eine Rahmenhandlung, in der sich ein 80-jähriger Amerikaner 50 Jahre später ebenfalls auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Er hofft, im Tiroler Landesarchiv mehr über den verheerenden Lawinenwinter herauszufinden und stößt auf das Manuskript von Max Schreiber. Berge hatten für mich schon immer zwei Gesichter: friedlich und kraftvoll einerseits, bedrohlich und unberechenbar andererseits, besonders wenn die Witterung ins Spiel kommt. Durch seine bildhafte Sprache gelingt es Gerhard Jäger, uns in diese archaische Bergwelt hineinzuziehen und sie sinnlich zu erleben. Immer wieder schafft er scharfe Kontraste: zwischen der winterlichen Kälte und der lodernden Leidenschaft Schreibers zu Maria, zwischen der Schneelandschaft und der Verbrennung, die im Roman eine zweifache Rolle spielt. Einzelne Wörter und Sätze werden überdeutlich artikuliert, wiederholt und die Wirkung bekräftigt, was in starkem Gegensatz zur Stummheit von Maria steht. Man hat fast das Gefühl, dass Natur und Sprache miteinander verschmelzen. Manchmal geschieht dies sehr plakativ, was schon der Titel andeutet oder am Anfang der Geschichte, als eine tote Frau im Schnee beschrieben wird, „die Haare schwarz, die Kleidung grau, der Schnee weiß“. Der Autor lädt die Szenen gern pathetisch auf, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist, die bedrohlich anmutende Melange aus Mistrauen und Aberglaube, auf die Max Schreiber trifft, und seine aus den Fugen geratenden Emotionen, jedoch gut einfängt. Der melancholisch-düsteren Stimmung und der zunehmenden Spannung und Dramatik kann man sich bis zum überraschenden Ende kaum entziehen.

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