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Rezension zu
Die Maschinen

EIN SCHWIERIGES BUCH

Von: Julia
03.11.2016

Inhalt: Ich beginne diese Rezension mit dem größten Minus- und zugleich auch größten Pluspunkt dieses Buches, dem Schreibstil. Der Autorin und dem deutschen Übersetzer ist hier nämlich etwas einzigartiges gelungen. Das gesamte Buch ist in weiblicher Form geschrieben. Was bedeutet das? Jede geschlechtsspezifische Bezeichnung ist nicht, wie unsere Sprachen üblich in männlicher Form, sondern in weiblicher Form gewandelt. Während dies in der englischen Sprache natürlich ungewöhnlich ist, da die meisten bezeichnungen geschlechtsneutral sind, wird es im Deutschen zu einer echten Herausforderung. Nicht nur für den Übersetzer, sondern auch für den Leser. Ja, dieser Schreibstil ist etwas Besonderes, jedoch macht es das Lesen deutlich komplizierter. So kommen dadurch ganz neue Wortschöpfungen zustande, da es eine weibliche Form mancher Worte einfach noch nicht gegeben hat. Oder wie ist die weibliche Form von Wachtmann? Während es am Anfang des Buches noch ein Spaß ist, herauszufinden welche Person jetzt männliches und welche weiblich ist, habe ich persönlich zum Ende nur noch weibliche Figuren vor Augen gehabt, um den Fokus auf die Geschichte nicht zu verlieren. Begründet wird dieser Schreibstil übrigens dadurch, dass Breq zum einen keine Geschlechter unterscheiden kann und es in der Sprache der Radch, ihrer Sprache, keine solche Unterscheidungen gibt. Man merkt bereits auf der ersten Seite Breq ist kein Mensch, versucht sich aber als solcher auszugeben, um einen Plan zu verfolgen. Wie dieser Plan aussieht, wird erst im Laufe des Buches, durch einige Rückblenden und vielen Zeitsprüngen langsam aufgeklärt. Dadurch verläuft die Geschichte zu Beginn sehr schleppend und hält sich mit viel Hintergrundgeschichte auf. Da diese einige tausend Jahre beinhaltet, kann man sich vorstellen, wie langatmig der erste Teil des Romans ist. So etwas passiert, wenn man sehr viel Hintergrundwissen innerhalb kurzer Zeit dem Leser vermitteln möchte. Das Universum ist sehr episch angelegt, mit mächtigen Familien und jahrtausendealten Intrigen und politischen Ränkespielen. Das zweite Problem des Romans, ist seine unnötige Geheimhaltung. Was ich damit meine? Während im englischen Original bereits im Klappentext beschrieben wird, was genau Breq ist, wird hier nur von einer Maschine gesprochen. Auch das Titelbild löst Assoziationen aus, die der Roman niemals gerecht werden kann. Im Roman selbst, habe ich bis zur Hälfte gebraucht, um mir endlich klar zu sein, was genau Breq ist. Wer sich mit Begrifflichkeiten besser auskennt, wird dieses Rätsel wohl schneller lösen, doch erst als ich es herausgefunden hatte, wurde mir die wahrhaftige Tragweite ihrer Existenz bewusst. Dieses Unwissen hat sehr viel verkompliziert, was nicht hätte sein müssen. (Ich verrate es jetzt nicht, lest selbst das Buch oder den englischen Klappentext, wenn ihr es wissen wollt.) Warum der Verlag sich für diese Darstellung falscher Tatsachen entschieden hat, gibt einfach Rätsel auf! Davon abgesehen, ist Breq eine spannende Protagonistin und besonders ihr Umgang mit Seivarden hat mir sehr gut gefallen, da dort ihre menschlichen, für sie selbst unerklärlichen Wesenszüge in den Vordergrund treten. Sonst sind ihre Handlungen, für eine Maschine typisch, analytisch, gefühllos und kalkuliert. Sie hat einen strikten Plan, den sie unerbittlich verfolgt. Die gesamte Handlung wird von ihr erzählt, was verwirrend und einseitig ist, aber auch einen spannenden Einblick in ihre Beweggründe liefert. Auch Seivarden, der eine echte Entwicklung in diesem Buch durchlebt, wird mit jeder Seite sympathischer. Ohne etwas spoilern zu wollen, möchte ich gerne hinzufügen, dass mich die Auflösung der Geschichte wirklich begeistert hat, auch wenn der Weg dorthin sehr lang war. Die Handlungsstränge fügen sich zu einem sinnvollen und großartigen Gesamtbild zusammen, so dass ich mich trotz der vielen Kritikpunkte auf die nächsten beiden Bände freue. EIN SCHWIERIGES BUCH Selten hatte ich ein so schwieriges Buch zum Rezensieren. Die Idee ist spannend und durchdacht, jedoch fehlt es dem Roman beinahe durchgängig an Spannung. Es verliert sich in Gesprächen, was durchaus nichts Schlechtes sein muss, da sie aber nur zur Informationsgabe an den Leser gedacht sind, wird der Lesefluss dadurch sehr schleppend. Die Figur der Breq, sowie das furiose Ende entschädigen, in meinen Augen, die Kritikpunkte jedoch wieder. Ob man jedoch die 400 Seiten davor lesen möchte, muss jeder für sich entscheiden. Die weibliche Schreibform ist ein spannendes Experiment, das gelungen ist, auch wenn es das Lesen erschwert. Auf dieses Buch muss man sich komplett einlassen, sonst hat man keinen Spaß daran, aber wenn man es tut, wird man mit einer epischen Welt, Intrigen und einem spannenden Ausgang belohnt.

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