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Rezension zu
Jahrhundertzeugen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Liebevoll, fast scheu, dann aber doch mächtig...!"

Von: Polly aus Frankfurt
13.11.2016

„Ihm stehen Tränen in den Augen. Er sagt, das sei der Wind. Er hat seine Schirmmütze ins Gesicht gezogen, gegen die Böen, doch viel mehr noch gegen die Wehmut. Er blinzelt in den Wind, der von Westen kommt. „Er weht so stark wie damals“, sagt der alte Mann zu mir. „Damals“, das ist für ihn der 6. Juni 1944...“ Es hat Brillanz wie es Tim Pröse – wie in diesem Auszug über eine Begegnung mit dem Wehrmachtssoldaten Kurt Keller – gelingt, den Schrecken der Vergangenheit in unserer Gegenwart begreifbar zu machen. Liebevoll, fast scheu, dann aber doch mächtig im Ausdruck nähert er sich seinen 18 Protagonisten. Den Widerstandskämpfern, Holocaust-Opfern und Menschenrettern, diesen verletzten und verletzlichen, aber doch innerlich so starken und robusten Charakteren des Buches „Jahrhundertzeugen“. Es ist ein wichtiges Buch, eines gegen das Vergessen, eines mitten hinein in eine Zeit, in der rechtes Gedankengut wieder salonfähig wird, in der sich in ganz Europa rechtsgerichtete Parteien immer erfolgreicher auf Stimmenfang begeben. Die Botschaft der „letzten Helden gegen Hitler“, dieser Einzelnen hinter der Geschichte, findet sich mitunter zwischen den Zeilen, ist manchmal mehr noch zu spüren als zu lesen. Sie ist auch ein Aufruf zum Mut, zur Würde und zur Freiheit. Werte, die es zu schützen gilt. Damit der Schrecken der Vergangenheit nicht eines Tages wieder Gegenwart ist. „Für den Mann aus Deutschland, der über den weiten Strand blickt, ist die Geschichte Gegenwart“, heißt es im Kapitel über Kurt Keller. „Er spürt das schon sein Leben lang und heute ganz besonders, wenn er den Wellen zuschaut, wie sie an den Strand branden, damals, am D-Day, waren sie rot gefärbt von Blut der Soldaten.“

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