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Rezension zu
Gehe hin, stelle einen Wächter

Das Buch hätte so viel seien können

Von: Time and Tea
24.11.2016

Jedes Jahr reist Jean-Louise Finch aus dem mondänen, aufgeklärten New York zurück in ihre Heimatstadt Maycomb im Süden der USA, um den Sommer bei ihrer Familie zu verbringen. Doch diesmal ist etwas anders als sonst: In dem beschaulichen Städtchen breiten sich Rassenunruhen aus, und Jean-Louise wird fassungslos Zeugin, wie ihr Vater Atticus in der ersten Reihe steht. Die bewegende Geschichte einer Tochter, die sich von ihrem geliebten Vater emanzipieren muss, um zu sich selbst zu finden; ein Zeitdokument tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche und ein literarischer Fund, der seinesgleichen sucht. Nach dem grandiosen Buch „To Kill a Mockingbird“, war die Freude auf „Gehe hin, stelle einen Wächter“ groß. Doch schon nach wenigen Seiten kamen die ersten Zweifel. Scout ist und bleibt Scout, aber recht schnell sind die Nebencharaktere unerträglich furchtbar. Die Rassenproblematik scheint noch angespannter zu sein, als zur Zeit von „To Kill a Mockingbird“. Lee suhlt sich quasi in den Übertreibungen und kann gar nicht oft genug Neger sagen. Wo das Problem liegt? In dem Vorgänger hat sie schlichtweg einen neutralen Weg gefunden um die Problematik zu verarbeiten. In „Gehe hin, stelle einen Wächter“ scheint sie extremistischer unterwegs zu sein. Doch dieser Extremismus ist absolut nicht nötig um die Last auf den Schultern Scouts auszudrücken. Das Lesen wird von Seite zu Seite anstrengender und die Charaktere ebenfalls. Scout kämpft mit allem was sie hat für die Gerechtigkeit, doch warum sie der Stadt nicht einfach den Rücken kehrt, ist und bleibt auch nach Beendigung des Buches ein Rätsel. Die einzigen Lichtblicke der Geschichte sind Hank und Scouts Erinnerungen. Sie sind wundervoll naiv und unglaublich authentisch beschrieben. Nicht nur ein mal habe ich mich lächelnd an mich erinnert gefühlt. Warum Lee nicht darauf aufbaut, den schönen Schreibstil Seiten später in der Gegenwart wieder abzulegen scheint, verstehe ich einfach nicht. Seitenlang wartet man auf den Punkt, an dem einen das Buch einfach schnappt und mit ins Abenteuer und tief in die Geschichte und in die Dramatik reinzieht, doch das tut es leider einfach nicht. Am Ende fühlt es sich an, als hätte man eine Kurzgeschichte gelesen, denn viel mehr Input liefert es nicht. Fazit – „Gehe hin, stelle einen Wächter“: Dieses Buch hätte so viel seien können. Geblendet vom wunderschönen Vorgänger war der Fall doch tiefer als gedacht. Langweilige, schlichtweg böse Charaktere und Scout mittendrin. Nicht nachvollziehbare Handlungsstränge und ewig die gleiche Diskussion. „Gehe hin, stelle einen Wächter“ wächst nicht und ist damit für mich nicht „Eine literarische Sensation.“ (Süddeutsche Zeitung), sondern eine Enttäuschung auf allen Ebenen.

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