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Rezension zu
Die Unvollkommenheit der Liebe

Ist eine bedingungslose Liebe möglich?

Von: Gesa Blank
28.11.2016

Ich gehöre nicht zu den Lesern, die förmlich danach lechzen, das Autor XYZ wieder einen neuen Roman herausbringt. Bei Elizabeth Strout mache ich da eine Ausnahme. Zwar lechze ich nicht danach, aber ich freue mich, wenn ein neuer Roman von ihr erscheint. Ich kenne keine andere Autorin, die es schafft, mich emotional derart zu berühren, dass ihre Geschichten noch lange in mir nachwirken. Der Roman "Die Unvollkommenheit der Liebe" ist eine weitere berührende emotionale Reise in das weite Land der Liebe. Lucy Barton ist nach einer Blinddarmoperation, die eine rätselhafte Infektion zur Folge hat, für neun Wochen ans Krankenhausbett gefesselt. Obwohl der Kontakt zwischen Lucy und ihrer Mutter schon seit längerem auf Eis liegt, sitzt diese eines Tages für fünf Tage und Nächte an ihrem Bett. In langen Gesprächen kommen Mutter und Tochter sich zwar wieder näher, Kühle und Distanz sind jedoch weiterhin vorherrschend. Nach Anerkennung ringend, möchte Lucy endlich die Liebe spüren, die eine Mutter-Tochter-Beziehung ausmachen sollte, die bedingungslose Liebe. Da Lucys Mutter aber keinesfalls mit dem bisherigen Verlauf des Lebens ihrer Tochter einverstanden ist, kritisiert sie Lucy selbst noch am Krankenbett. Anstatt ihre Tochter in ihrer Persönlichkeit zu stärken, schafft sie es immer wieder, ihre Tochter zu verunsichern und die bedingungslose Liebe, die Lucy so dringend benötigen würde, bleibt aus. Ein Roman, der ans Herz geht. Viele von uns werden diesen Konflikt kennen. Nach Liebe und Anerkennung ringend, wird man immer wieder enttäuscht. Erwartet man zu viel, kann man auch nur enttäuscht werden, aber liebt eine Mutter ihre Tochter nicht, ohne Bedingungen an diese Beziehung zu stellen? Die Autorin Elizabeth Strout greift ein Thema auf, das nicht nur schwierig in Worte zu fassen, sondern auch kaum greifbar ist. Mit Brillianz meistert die Autorin den Spagat zwischen der Bedingungslosigkeit und der Unvollkommenheit der Liebe. Leise schwingt ein Hauch von Melancholie und Traurigkeit durch den Roman. Nicht pathetisch, nein, zart und wohl dosiert, schafft die Autorin eine Atmosphäre zwischen Tochter und Mutter, die man als Leser teilweise nur schwer aushalten kann, jedoch aber die Wirklichkeit widerspiegelt und das wahre Leben aufzeigt. Tochter-Mutter-Beziehungen, ein Stoff, der meiner Meinung nach viel zu selten in der modernen Literatur aufgegriffen wird, obwohl er doch so viele Facetten zu bieten hat. Ein liebevolles Danke an die Autorin für diesen ergreifenden Roman.

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