Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Kopfkissenbuch

Das Kopfkissenbuch

Von: Feyza
14.12.2016

SEI SHANAGON – DAS KOPFKISSENBUCH "In diesem Buch habe ich all das, was ich gesehen oder empfunden habe, niedergeschrieben, und zwar in den Mußestunden zu Hause, denn andernfalls hätte ich damit rechnen müssen, dass es womöglich Fremde zu Gesicht bekämen. Es mag hier und da vorkommen, dass ich mir Aus-drucksweisen geleistet habe, die bedauerlicherweise irgendjemanden vor den Kopf stoßen könn-ten." Sei Shōnagon erklärt dies in ihrem "Kopfkissenbuch", mit dem sie Literaturgeschichte schrieb und sich für die Ewigkeit einen Platz in den Herzen ihrer japanischen Landsleute sicherte. In Japan ist dieses Buch Pflichtlektüre in den Schulen , denn es schildert auf poetische Weise das höfische Leben in der Vergangenheit dieses großartigen Landes.Doch eine wichtige Frage stellte ich mir schon vor Beginn des Lesens, wie kam es denn dazu, dass eine Frau im Jahr 1000, die die Hofda-me der Kaiserin Sadako war, dieses Meisterwerk verfassen konnte? Sei Shōnagon war eine sehr kluge junge Dame, die aus einer literarisch und wissenschaftlich hochbegabten Familie stammte und als 26-Jährige in den Dienst des japanischen Hofes trat, dies ist ihr lieber, als bloß als Ehefrau zu Hause herumzusitzen, schreibt sie. Zehn Jahre lang stand sie im Dienst der Kaiserin, in dieser Zeit schreibt sie Anekdoten aus dem Alltag auf, dokumentiert ihre persönlichen Vorlieben und Abneigungen sowie Ansichten über ihre Mitmenschen in ihrem Tagebuch. Ihren Einträgen gibt sie Titel wie "Peinliches", "Was mich neidisch macht", "Womit man sich Zeit lässt" oder "Was mein Herz anrührt". Dabei ist das Kopfkissenbuch kein zusam-menhängendes Tagebuch, sondern die Aufzeichnungen sind lose und ohne chronologischen Auf-bau aneinandergereiht. Shōnagon schreibt auch über Jahreszeiten und deren Stimmung, Gipfel und Schluchten, Paläste und Wolken, zu jedem Thema fällt ihr etwas Geistreiches und Interessantes ein. Sogar der äußerst merkwürdige Buchtitel stammt von ihr, denn als man sich am kaiserlichen Hofe fragt, was man mit einem Stapel Papier anfangen solle, das der Kaiser geschenkt bekommen hatte, gibt sie zur Antwort: "Zu einem Kopfkissen taugt es doch allemal…!" Daraufhin schenkt die Kaiserin der schlagfertigen Shōnagon den Papierstapel und sie weiß auch gleich was sie damit machen wird: "Ich wollte nun diese Menge Schreibpapier unbedingt vollschreiben, was mit der Aufzeichnung seltsamer Vorkommnisse und mancherlei Kleinigkeiten eigentlich gar nicht zu bewältigen ist, und deshalb habe ich eine Unzahl abwegigster Gedanken zu Papier gebracht." Das "Kopfkissenbuch" ist viel mehr als eine Notizensammlung, es ist meiner Meinung nach ein Kunstwerk mit ganz viel voller Humor und Lebendigkeit. Das liegt vor allem an dem launigen Stil der Autorin, die vor keinem Thema zurückschreckt, dennoch muss ich ehrlich sagen, dass wir de-finitiv keine Freundinnen gewesen wären, weil ich sie unsympathisch fand. Auch wenn sie nicht eitel war und auf ihre eigenen Schwächen und Missgeschicke aufmerksam machte, zwar war das sehr authentisch. Und ich bewundere diese Ehrlichkeit wirklich sehr, aber das macht sie in meinen Augen nicht gleich liebenswert. Mit einer gewissen Berechtigung war die Dame bei ihren Mitmenschen aber auch nicht sonderlich beliebt. Abgesehen davon, dass sie verwöhnt war (zu den Unanehmlichkeiten ihres Lebens gehör-ten inkorrekte Höflichkeitsfloskeln in Briefen und quietschende Wagenräder. Gänzlich verdorben ist ein Tag, der eine Verhandlung mit einem so unwürdigen Menschen wie einem Handwerker erfordert – also das sind so Dinge, die für mich keinen so prickelnden Charakter ausmachen) Ich glaube, da bin ich schon sympathischeren Menschen begegnet. Was aber auch gesagt werden muss ist, dass sie oft noch nachgeahmt wird, jedoch ohne Erfolg, sie schafft mit ihren Aufzeichnungen die neue literarische Gattung „Zuihitsu“. Ich persönlich fand es aber auf jeden Fall beeindruckend, dass sie noch zu Lebzeiten zum literari-schen Star wurde, und nun über 1000 Jahre später liegt ihr Meisterwerk in einer deutschen Neu-übersetzung und in seiner ungekürzten Pracht vor, wenn sie das erlebt hätte... Die äußerst liebevoll gestaltete Spezial-Ausgabe des Manesse Verlags, mit der seidigen Polste-rung verleitet dazu, das Buch tatsächlich als Kopfkissen zu benutzen, sein Inhalt verhindert das Ein-schlafen jedoch, kaum glauben, dass ihre Beobachtungen über 1000 Jahre alt sind. "Was mein Herz anrührt“ Spatzen, die ihre Jungen aufziehen. Wenn ich an spielenden Kindern vorbeigehe Wenn ich Räucherwekt anzünde, das angenehm duftet, und mich dann allein zur Ruhe lege. [...]" (37) Liebe Grüße Feyza (_FOEZ_)

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.