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Rezension zu
Die vielen Leben des Jan Six

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Amsterdam und die Sixe – mit Mak Geert die Niederlande verstehen

Von: Erika Mager
23.12.2016

Es gibt kein Leben, das nicht, Und sei es auch nur für einen Moment, Unsterblich gewesen ist. WisŁawa Szymborska Dieses Zitat stellt Geert Mak seinem Opus über die 12 Generationen einer Amsterdamer Familie voran. „Six van Hillegom heißen sie offiziell, und die ältesten Söhne tragen – fast – alle den Namen Jan. Das ist eine Tradition, die 1618 mit dem Stammvater begann, mit Jan Six – Tuchfärber, Dichter, Kunstliebhaber, Bürgermeister der Stadt Amsterdam, ein Freund Rembrandts und des Dichters Joost van den Vondel. Der heutige Hausherr ist der zehnte Jan Six. Sein Sohn, Kunsthändler, ist der elfte, und den zwölften Jan Six gibt es auch schon, ein strahlendes Bürschchen in einem Buggy.“ Dieses 512 Seiten lange und schwere Werk ist ein Sachbuch mit vielen Jahreszahlen und Fakten. Aber Geert Mak schafft es, uns sofort mit hinein zu ziehen. Schon auf den ersten Seiten lässt er uns teilhaben an seiner Begeisterung, dass hier eine Familie über so viele Jahre nicht wirklich umgezogen ist und in einem Haus mit mehr als vierzig Zimmern ihre Geschichte, die der Stadt Amsterdam und die der Niederlande bewahrt hat. Und es ist kein Museum – hier wird gelebt. Und genauso kommt die Geschichte daher. „Drinnen duftete es nach Kaffee, vermischt mit einem Hauch von Bohnerwachs. Ich betrat einen breiten Flur, unten im Haus. An der gefliesten Wand hörte ein Bauer nicht auf, friedlich zu pflügen, Papageien kreischten und plapperten, die Uhr stand für alle Zeit auf halb elf, die schwarzen Hände einer Lampe hielten das Licht empor. An den Wänden, ein Stück weiter, querformatige Stiche…“ Geert Mak kann erzählen – nicht nur auf Lesungen, wie ich ihn zuletzt im Ehrengast-Pavillion der Frankfurter Buchmesse erlebt habe, sondern auch auf dem Papier. Das haben zum Glück auch seine Übersetzer Gregor Seferens und Andreas Ecke verstanden, ins Deutsche zu transportieren. Anhand der vielen Fundstücke, die Mak im Haus der Familie Six in die Hand nehmen darf, erzählt er von Aufschwung und Niedergang, von Eheglück und Ehefrust, von Trauer und Not über geborene und früh verstorbene Kinder. Aber auch davon, dass es immer wieder bergauf ging. Die Familie Six hatte immer auch Einfluss im politischen Geschehen der Stadt – mal mehr, mal weniger. Es sind übrigens nicht nur die Männer, über die Mak zu berichten weiß. Wir erfahren auch eine Menge über die Frauen der Sixe. Besonders gefallen hat mir die Beschreibung Lucretias im 19. Jahrhundert. Warum könnte uns die Biographie einer Amsterdamer Familie überhaupt interessieren? – Weil sie auch die Geschichte Europas und der Welt enthält. Weil wir viel über die allgemeinen Lebensumstände erfahren – auch die der einfachen Leute. Weil wir viel über die Hintergründe für die heutige Stellung der Niederlande in der Welt erfahren. Ich hatte so manches Aha-Erlebnis! Ich empfehle dieses Buch all denen, die sich gerne mit Geschichte, Lebensgeschichten und Generationenfragen beschäftigen. Allen Liebhabern der Niederlande und der Stadt Amsterdam sei es als Pflichtlektüre sehr ans Herz gelegt. Überdies ist es ein ausgesprochen schönes Buch geworden. Sehr sorgfältig gesetzt, gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Vielen Dank dafür an den Siedler-Verlag. Schade nur, dass so wenige Illustrationen enthalten sind. Die wenigen, die es als Vignetten zu den Kapiteln ins Buch geschafft haben, sind sehr klein und in schwarz-weiß gehalten. Hier könnte ich mir sogar einen Zusatzband in der Art eines Ausstellungskatalogs vorstellen, der die vielen Gegenstände und Bilder enthält, die Geert Mak so fasziniert im Haus der Sixe in die Hand nehmen durfte. Über Leben und Werk des Journalisten und Historikers Geert Mak finden sich viele Informationen auf seiner dreisprachigen Internetseite http://www.geertmak.nl

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