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Rezension zu
Erste Hilfe für die Seele

Chapeau allen Helfern aller Kriseninterventionsteams - was für eine wichtige und außerordentlich beachtliche Arbeit!,Chapeau den Helfern aller Kriseninterventionsteams

Von: Gesa Blank
01.01.2017

Eben noch hat die Mutter mit dem geliebten Kind am Frühstückstisch gescherzt, gelacht, philosophiert oder gestritten und zwei Stunden später ist nichts mehr, wie es einmal war. Polizeibeamte überbringen eine Todesnachricht! Das eigen Fleisch und Blut ist aufgrund eines Verkehrsunfalls vor gerade einmal einer Stunde am Unfallort verstorben. Was kann es Schlimmeres geben? Menschen, die derartige Nachrichten empfangen, befinden sich von nun an in einem Ausnahmezustand. Niemand weiß, wie beispielsweise die Mutter, die gerade die Todesnachricht erhält, reagiert. Wird sie losschreien? Wird sie lachen, weil sie im ersten Moment alles nur für einen ganz bösen Scherz hält oder wird sie gar ohnmächtig? Hier ist sofortige professionelle Hilfe gefragt. Kriseninterventionshelfer treten aus dem Dunkel ans Licht. Psychologen, die sich ehrenamtlich für die engagieren, die durch den plötzlichen Tod eines nahestehenden Menschen, sei es durch einen Terrorakt, Mord oder Verkehrsunfall, auf einmal mit dem konfrontiert werden, was man normalerweise nur in Zeitungen liest oder im Fernsehen verfolgen kann. Ehrenamtliche Helfer, wie die Leiterin des Hamburger Kriseninterventionsteams Angélique Mundt, die die Betroffenen die erste Zeit nach dem Schicksalsschlag begleiten. Angélique Mundt nimmt den Leser mit in ihren Alltag als Kriseninterventionshelferin. Sie begibt sich an verschiedene Tatorte, bespricht sich mit den diensthabenden Polizisten vor Ort, wie man an die Angehörigen der Toten herantreten wird. Denn eines ist klar, so wie wir Einsätze aus deutschen Filmen kennen, so spielen sie sich nicht ab. Polizisten müssen den Angehörigen nicht allein die Todesnachricht überbringen. Sie sind es, die der Familie mit klaren Worten zwar vom Tode berichten, aber im Hintergrund wirken schon die Kriseninterventionshelfer, deren Aufgabe es in diesem Moment ist, den Angehörigen zur Seite zu stehen. Sei es durch ein einfühlsames Gespräch, durch Berührungen oder aber auch durch weitere ärztliche Hilfe, die eingeleitet werden muss, da Angehörige selbstverständlich auch kollabieren können. Aber auch die Polizisten benötigen Rückhalt und Unterstützung. Wie schrecklich muss es sein, an einen Unfallort zu kommen und dort ein Kind im Alter des womöglich eigenen Kindes vorzufinden, dass von einem LKW überrollt wurde und verstorben ist. Auch hier greift die Unterstützung der psychologischen Helfer. Und wer glaubt, dass Angehörige in kalten Leichenhallen stehend die Identifizierung des Leichnams vornehmen müssen, der sei beruhigt, auch hier gaukeln Tatort und Co. eine Welt vor, die es nicht gibt. Leichen werden von Polizisten und Pathologen identifiziert. Persönliche Papiere werden am Unfallort gesichtet und wenn keine eindeutige Indentifizierung möglich ist, dann werden DNA-Abgleiche gemacht. Kein Vater, keine Mutter oder wer auch immer, wird in einen Raum der Ruhe und nicht etwa in eine Leichenhalle in Begleitung eines Kriseninterventionshelfer gebeten, bevor nicht feststeht, dass der Leichnam nicht das eigene Kind, die eigene Frau, der Vater oder die Mutter ist. Angélique Mundt schreibt in offener und berührender Art und Weise, was den Alltag der Kriseninterventionshelfer ausmacht. Nein, hier schreitet niemand zur Tat, der monatlich für all das Leid, was auf ihn wartet, entlohnt wird. Nein, hier stellen sich Menschen zur Verfügung, die Hinterbliebenen in den ersten viel zu schweren Stunden Wärme oder aber auch nur Verständnis entgegenbringen. Nicht jeder kann die Nähe eines Helfers ertragen, der ihm doch eigentlich fremd ist und das geschulte Personal weiß natürlich auch, wie man mit diesen Menschen umgehen muss, was ihnen jetzt gut tut. Chapeau den Menschen, die diese wichtigen Aufgaben tagtäglich ausführen und deren Job doch meist im Verborgenen bleibt.

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