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Rezension zu
Altes Land

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Flucht und Zuflucht

Von: Herbstrose aus 87772 Pfaffenhausen
03.01.2017

Als Flüchtling aus Ostpreußen kommt Hildegard von Kamcke mit ihrer kleinen Tochter Vera 1945 auf den Hof der Kriegerwitwe Ida Eckhoff. Nur ungern nimmt diese die verlausten „Polacken“ auf, eine kalte Kammer für die beiden muss genügen. Schon damals war das alte Reetdachhaus für Vera eine Zuflucht, aber kein Zuhause. Das änderte sich auch nicht, als ihre Mutter den aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Hoferben Karl heiratet. Stark traumatisiert und von bösen Träumen geplagt kann er einer Frau außer einem Dach über dem Kopf nichts bieten. Als ihre Mutter eines Tages mit einem Anderen abhaut und Ida Eckhoff ihren letzten Gang auf den Speicher des Hauses antritt, ist Vera mit Karl allein auf dem alten Hof. Aufopfernd pflegt sie ihren Ziehvater bis zu seinem Tod. Nun ist es sehr einsam um Vera, sie ist hart und verbittert geworden. Kalt ist es im Haus, das an allen Ecken und Enden knarrt und langsam zu verfallen beginnt. – Dann steht eines Tages Veras Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn vor der Tür. Auch sie ist ein Flüchtling, eine Frau auf der Flucht vor einer gescheiterten Beziehung. Vera ist zunächst skeptisch, doch die beiden Frauen arrangieren sich, geben sich gegenseitig Halt … In ihrem Debütroman „Altes Land“ erzählt die Autorin Dörte Hansen eine wunderbare Geschichte, eine Lektüre über menschliche Sehnsüchte, Enttäuschungen und Hoffnungen, eine Geschichte, in der man sich wohlfühlt. Es geschieht nicht sehr viel, keine Action, aber es steht sehr viel zwischen den Zeilen. Ein in die Jahre gekommenes altes Fachwerkhaus mit Reetdach ist der Mittelpunkt und die Zuflucht seiner Bewohner. Zwar sind Vertreibung, Flucht und Heimatlosigkeit die Grundthemen, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch ziehen, dennoch überwiegen Wärme und hoffnungsvolle Zukunft. Auf eindrucksvolle Weise werden Gegenwart und Vergangenheit, Großstadt- und Landleben, einander gegenübergestellt. Hamburg mit seinen typischen Stadtteilen, Parks und Ökomärkten wird sehr real und lebensnah geschildert, analog dazu erfährt der Leser sehr viel über das einfache Leben und den Obstbau im Alten Land. Herrlich auch, wie die Autorin in ihrem exakten knappen Schreibstil mit leicht ironischem Unterton die Menschen beschreibt, ihre Stärken und Schwächen, Charaktere, in denen jeder Leser sich auf die eine oder andere Art wiederfinden kann. Fazit: Ein wunderbares Buch, wohltuend anders, voller Wärme, kraftvoll erzählt, ohne Romantik und Klischees – ein Roman, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

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