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Rezension zu
Jahrhundertzeugen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eindrucksvolle Erinnerungen und Portraits des Widerstandes gegen Hitler

Von: Michael Lehmann-Pape
05.01.2017

Es ist kein „Who is Who“ des 20. Jahrhunderts, sondern Präse geht einer konkreten Zeit und Haltung im Buch nach. Eine Skizzierung von Menschen, die je auf ihre Art dem Regime des Nationalsozialismus mit Widerstand begegnet sind. „Dabei wussten wir doch, dass wir alle zum „Himmelskommando“ bestellt sind“. So beginnt das Buch mit Erinnerungen des Holocaustüberlebenden Jurek Rotenberg. Und führt im weiteren Verlauf zu Dietrich Bonhoeffer, Sophie Scholl, Carl Graf von Staufenberg, aber auch weniger prominente Namen kommen zu Wort und geht Pröse nach. Wenn Kurt K. Keller noch einmal zum Omaha Beach aufbricht und seine Erinnerungen schildert, wenn der „Letzte von Schindlers Liste“ sein eigenes Ergehen erzählt. Oder wenn es zur Begegnung kommt zwischen dem erwähnten Jurek Rosenberg und seinem Retter, Berthold Beitz. Seien es die Minuten vor der Hinrichtung der Geschwister Scholl, seien es die letzten Tage, Briefe, Texte, die Tiefe Frömmigkeit von Bonhoeffer, sei es das Überleben Hans Rosenthals im Versteck im Schrebergarten, dass ihm durch Bekannte ermöglicht wurde. Erinnerungen fließen zusammen und werden ebenso flüssig von Pröse aufgenommen, die noch einmal unprätentiös vor Augen führen, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod zu Zeiten des dritten Reiches für jeden war, der das Regime bekämpfte oder schlichtweg versuchte, darin zu überleben. „Draußen ist ein sonniger Februartag. Menschen gehen froh und heiter an diesen Mauern vorbei, nicht ahnend, dass hier wieder drei mutige Menschen dem Tod überantwortet werden sollen“. Mut angesichts von Bedrängung unter Gefahr für das eigene Leben und Mut und Haltung auch Angesicht des Todes und der Minute der Hinrichtung, eindrucksvolle Erinnerungen legt Pröse ruhig und sachlich in der Form vor. Die, gerade bei den prominenten Namen, nun nicht unbedingt neue Informationen enthalten, wohl aber den Leser in recht kurzer und prägnanter Form noch einmal erinnern, was war und was geschah. Durch die Augen noch lebender jener Zeit, die persönlich über die dort umgekommenen zu berichten wissen. „Es ist etwas, das kann man nicht vernichten“. Das Menschliche, Humane, mutige sich zur Wehr setzen. Das gibt Yehuda Bacon dem Leser fast zum Ende des Werkes noch mit auf den Weg und setzt damit auch Wegzeichen für die Gegenwart. Sich für die Freiheit und das Miteinander einzusetzen. Auch wenn es einen Preis kostet. Eine interessant zu lesende und auch emotional naherückende Lektüre.

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