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Rezension zu
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat

Eine einfühlsame und intelligente Geschichte

Von: Nela
19.01.2017

»Ich will damit sagen, dass der Tod die einfachste Sache der Welt ist. Nur das Sterben ist schrecklich.« (S.348) Erster Satz: Sie griffen mich in Dover auf, als ich wieder einreisen wollte. Verlagstext: Die Geschichte einer unerwarteten Freundschaft, eines ungewöhnlichen Helden und einer unmöglichen Reise Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können – er trägt Narben, die das beweisen. Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte. Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat … An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Bloggerportal der Randomhouse Verlagsgruppe und insbesondere beim Blanvalet Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares bedanken. Meine Meinung: Gavin Extence mausert sich mehr und mehr zu einem meiner Lieblingsautoren. Nachdem mich „Libellen im Kopf“ total begeistert hatte, stand es ausser Frage, dass ich auch sein Erstlingswerk lesen werde. Und auch mit dieser Geschichte hat Extence genau in mein Herz und meinen Geschmack getroffen. Die Geschichte beginnt eigentlich kurz vor Ende, als Alex in Dover von der britischen Polizei aufgegriffen wird, 113 Gramm Marihuana im Handschuhfach und die Urne mit der Asche seines Freundes Isaac Peterson auf dem Beifahrersitz. Den Anweisungen des Zollbeamten – gefälligst aus dem Wagen auszusteigen – kann Alex nicht gleich Folge leisten, da er die ersten Anzeichen eines Epileptischen Anfalls abzuwenden versucht. Nicht zuletzt deswegen wird er auf das Dover Police Departement verfrachtet und mit allerlei vermeintlichen Beweismitteln konfrontiert. Es wird von ihm verlangt, bitte schön die ganze Geschichte wahrheitsgetreu und der Reihe nach zu erzählen. Und das tut er gegenüber uns Leser zumindest auch. »Manchmal, wenn Leute eine lückenlose Erklärung verlangen, ist völlig klar, dass sie genau das nicht wollen. Was sie wollen, ist eine Bestätigung dessen, was sie längst zu wissen glauben.« (S.24) Und so erzählt Alex von seinem Unfall als zehnjähriger, der seine Epileptischen Anfälle auslöste, aber auch von all den Schwierigkeiten in der Schule, die sein Anderssein nur noch mehr in Stein meisseln. Und Alex ist anders, das merkt man als Leser sofort. Aufgrund seines Unfalls (ein Meteorit, der durch das Dach seines Hauses schlägt und ihn am Kopf trifft) leidet er an Temporallappen Epilepsie und merkt ziemlich schnell, dass es ganz spezifische Auslöser für seine Anfälle gibt. Mit Hilfe von Meditation gelingt es ihm, sich anbahnende Anfälle abzuwenden. Aufgrund des Unfalls hat Alex auch ein grosses Interesse an Themen der Astrophysik und der Neurologie, so dass er ettliche Bücher zu diesen Themengebieten verschlingt und ein kleiner Experte wird. Als Erwachsener möchte er logischer weise auch entweder Neurologe oder Astrophysiker werden. In der Schule hat es Alex schwer, passt er doch in jede der vielen Kategorien, die ihn als Aussenseiter abstempeln, er trägt die „falschen“ Klamotten, hat eine alleinerziehende Mutter und interessiert sich doch tatsächlich für den Schulstoff, insbesondere die Naturwissenschaften und Mathematik. »In der Mittelstufe, besonders am Anfang, wird Vielfalt nicht geschätzt. In der Mittelstufe ist anders zu sein das schlimmste Verbrechen, das man begehen kann. Eigentlich ist anders zu sein in der Mittelstufe das einzige Verbrechen, das man begehen kann.« (S.99) Als Folge einer fiesen Mobbing Attacke seiner Mitschüler lernt Alex den miesepetrigen und einzelgängerischen Mr. Peterson kennen. Dieser lebt in einem alten Haus mit Garten, baut auf seinem Dachboden Marihuana an und liest für sein Leben gern die Romane von Kurt Vonnegut. Über diese Liebe zur Literatur entspinnt sich eine zarte Freundschaft. Als Mr. Peterson dann an einem progressiven Leiden erkrankt, wird diese Freundschaft auf eine harte Probe gestellt und Alex muss wohl die bisher schwierigste Entscheidung in seinem noch jungen Leben treffen. Gavin Extence erzählt einmal mehr eine unglaublich feinfühlige und intelligente Geschichte, die sich eines schwierigen und kontrovers diskutierten Themas annimmt. Unter vielem anderen geht es nämlich um die Frage des selbstbestimmten Lebens und Sterbens, um das Recht, in Würde zu Sterben. Trotz aller Ernsthaftigkeit, die dieses Thema beinhaltet, streut Extence immer wieder diesen unvergleichlichen britischen Humor ein und erzählt so seine Geschichte sehr gefühlvoll, freundlich, manchmal gar äusserst traurig aber immer voller Hoffnung. »Für uns ging es niemals um den Tod, sondern immer nur um das Leben. Die Gewissheit, dass es einen Ausweg gab […], war der Schlüssel zu Mr. Petersons Weiterleben.« (S. 360) „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ ist wahrlich kein Buch über den Tod, sondern vielmehr über das Leben und die Freundschaft. Was macht Freundschaft aus? Welches sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben? Wie entscheide ich, was richtig ist? Extence gibt seinen Lesern so einiges an Stoff zum nachdenken. So leicht und locker, wie das Buch begonnen hat, so philosophisch und ethisch dicht bepackt endet es. Auch mit seinem Debütroman konnte mich Gavin Extence begeistern und mitreissen. Ich mag seinen Humor und seinen lockeren Schreibstil, mit dem er es vermag, schwere Themen leicht zu verpacken. Er ist definitiv ein Autor, den ich auf meinem Radar behalten werde. Fazit: „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ ist ein einfühlsam und intelligent geschriebener Roman über die Würde des Lebens und das Recht in Würde zu Sterben. Auch wenn das eigentliche Thema erst sehr spät im Buch thematisiert wird, so ist die Geschichte keineswegs langatmig oder wirkt in die länge gezogen. Dies ist unter anderem Gavin Extence‘ Schreibstil und seinem britischen Humor zu verdanken, den ich einfach liebe.

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