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Rezension zu
Das Walmesser

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Läßt mich zwiegespalten zurück

Von: Silly2207
27.01.2017

Der schottische Lehrer John Callum sucht auf den Färöer Inseln eine neue Bleibe, denn das Leben, das er bisher geführt hat, ließ ihn fliehen. Doch auch hier wird schnell klar, seine Vergangenheit läßt ihn auch hier nicht los. In der Nacht wird er von Alpträumen gequält und er findet keinen Schlaf. Trotzdem bleibt er auf den Inseln und beginnt mit einem neuen Job in einer Fischfabrik. Als er dann die junge Künstlerin Kari kennenlernt, scheint sich das Leben zunächst zum positiven zu wenden, doch die Beziehung, die die Beiden eingehen, wird von den Färingern nicht sehr gut aufgenommen. Vor allem Karis Exfreund Aron und ihr Vater sind nicht sehr erfreut und als dann ausgerechnet Aron ermordet aufgefunden wird, gerät Callum unter Verdacht. Meine Meinung: Da ich sehr gerne Krimis und Thriller aus dem Norden lese, wollte ich auch unbedingt dieses Buch lesen. Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig, aber eher anspruchsvoll mit einem schon beinahe poetisch anmutendem Sprachstil. Er begibt sich bei seiner Erzählung auch in jeder Hinsicht in die Tiefe, denn er beschreibt sehr intensiv Umgebungen und Personen. Dadurch bekam ich zwar einen extrem gut gelungenen Eindruck der Inseln, aber es wurde auch sehr langatmig. Mir persönlich fiel es einfach schwer, am Ball zu bleiben und das Geschehen konzentriert zu verfolgen. Immer wieder ertappte ich mich selbst dabei, wie ich zwar gelesen habe, doch einfach nicht mitbekommen habe, was dort stand. Also das Buch ist auf jeden Fall nichts, was man einfach mal nebenbei lesen kann, denn hier ist durchaus konzentriertes Lesen gefragt. Die Spannung wurde auf den ersten Seiten aufgebaut und man verfolgte den Protagonisten John Callum bei seinem Erwachen im Freien und im Regen, mit dem Walmesser in seiner Tasche. Dabei hat er keinerlei Erinnerung an die vorangegangenen Ereignisse und ich wollte durchaus wissen, was ihm passiert ist. Aber dann stoppt die Spannung und ich wurde erst einmal an den Beginn der Geschichte katapultiert. Dies bremste für mich für lange Zeit die Spannung aus, auch wenn ich von den wirklich eindrucksvollen Beschreibungen der Landschaft der Inseln angetan war. Mir fehlten hier allerdings zunächst die typischen Elemente, die einen Krimi ausmachen. Doch irgendwann kommt die Wende und es wird durchaus spannender und vor allem eins, brutaler. Was mir hier gut gefallen hat, waren die kurzen Einblendungen der Alpträume, bei denen ich erfuhr, dass der Protagonist durchaus seine Geheimnisse mit sich herumträgt und etwas zu verbergen hat. Was wiederum mein Misstrauen gegenüber Callum schürte. Das Setting ist, wie schon erwähnt, durchaus interessant, diese rauen Inseln, auf denen es an mindestens 300 Tagen im Jahr regnet und auf denen es im Sommer so gut wie gar nicht dunkel wird. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass der Autor sehr gut die Stimmungen an Hand der Umgebungsbeschreibungen einfängt und beschreibt. Die Atmosphäre ist karg, düster, rau, genau so wie die Menschen zu sein scheinen, die dort leben. Schockiert hat mich hier unter anderem die Beschreibungen des Walfangs und da nimmt der Autor sich keineswegs zurück. Der Protagonist John Callum ist ein eigenartiger Mensch, mit dem ich kaum warm wurde und mit dem es mir schwer fiel, mich zu identifizieren. Ich denke, dass das auch genau so gewollt ist, denn genau wie die Einwohner der Inseln begegnete ich Callum mit Misstrauen. Denn auch wenn hier die Geschichte aus seiner Perspektive in der Ich-Form erzählt wird, hatte ich durchaus genug Zweifel an dem, was er da erzählt. Letzten Endes liegt das natürlich auch an dem Gedächtnisverlust, an dem Callum leidet und den Alpträumen aus seiner Vergangenheit, die sehr geheimnisvoll sind. Neben Callum gibt es hier noch einige weitere Nebencharaktere, von denen mir vor allem die junge Künstlerin Kari sehr gut gefallen hat. Sie bringt hier ein gutes Mass an Lebendigkeit in die Geschichte und wirkte einfach durch ihr Auftreten. Alles in allem machten die Charaktere durchaus einen gut durchdachten und überlegten Eindruck. Mein Fazit: Ein Krimi, der es mir nicht immer leicht machte, durchweg am Ball zu bleiben, da durch intensiv geschilderte Umgebungen und Charaktere immer wieder die Spannung gebremst wurde. Trotzdem ist es ein sehr niveauvoller Krimi, der durchaus mal etwas ganz anderes zu bieten hat, als das, was man gewohnt ist. Für mich persönlich war es nicht das richtige Buch, doch ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieser ungewöhnliche Krimi seine Anhänger findet und auch schon hat.

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