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Rezension zu
Das Haus in der Nebelgasse

Londons verschwiegene Unterwelt

Von: Frau Goethe
27.01.2017

Mathilda Gray ist Lehrerin in einer Mädchenschule in Richmond. Sie bewohnt ein Zimmer bei Mrs. Westlake, die Groschenromane schreibt und für Mathilda immer einen passenden Rat parat hat. Mathilda hat nur noch ihren Bruder als Familie, der zu ihrem Leidwesen in Afrika gegen die Buren kämpft. Die junge Frau ist bei ihren Schülerinnen beliebt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass eine ihr sogar ein streng gehütetes Geheimnis anvertraut. Laura wird überraschend von ihrem Vormund aus der Schule genommen und auf eine Genesungsreise ans Mittelmeer geschickt. Als Mathilda von ihr eine Postkarte erhält, entdeckt sie eher zufällig die Botschaft unter der Briefmarke, die sie zu einem versteckten Holzkästchen führt. Mit Hilfe eines Antiquitätenhändlers und eines Historikers macht sie sich daran, Lauras Familiengeheimnis zu lüften. Susanne Goga bleibt ihrer Erzählkunst auch mit diesem fünften historischen Roman treu. Sie versetzt ihre Leser in das beginnende 20. Jahrhundert, dass sie bildhaft mit seinen charakteristischen Merkmalen beschreibt. Die Rolle der Frau, die sich für ihre eigenen Rechte einsetzen, ändert sich spürbar. Mathilda ist zwar modern eingestellt, muss sich aber immer wieder den Anweisungen ihrer Direktorin unterordnen, die noch an den bisherigen Traditionen festhält. Ganz anders ist ihr Verhältnis zu der ebenfalls älteren Vermieterin, die ihrer Fantasie in den Romanen freien Lauf lässt. London mit seinen Gaslampen in nebliger Umgebung bietet obendrein eine perfekte Kulisse für Zwielichtiges. Um Lauras Geheimnis zu klären, begeben sich Mathilda und der Historiker Stephen an verbotene Stellen zu ungewöhnlichen Zeiten. Vorbeiziehende Mandelverkäufer verbreiten ihren Aberglauben und lassen ein mulmiges Gefühl zwischen den Zeilen entstehen. Manchmal scheint es, als würde das Rätsel nicht rasch genug gelöst werden können, was auch den Leser ein bisschen in Atemnot versetzt. Erklärungen zur Stadtgeschichte fließen immer wieder ein, sodass man den nächsten Besuch der Metropole sicher mit anderen Augen sieht. Zur ganzen Spannung gibt es aber auch eine Portion Romantik, wenn Stephen seine zarten Bande knüpfen will. Gogas Schreibstil ist eingängig und schnell will man wissen, was es mit dem Inhalt des Holzkästchens auf sich hat. Nicht nur die Lösung ist geschickt angelegt, sondern auch der Vorfall in der Vergangenheit. Sie zeichnet sowohl ihre Charaktere als auch die Örtlichkeiten mit viel Liebe zum Detail. Das verrufene East-End ist ebenso plastisch dargestellt wie das noble Richmond. Trotz der atmosphärischen Dichte hat man nie das Gefühl, eine unnötige Information zu bekommen. Das Buch war wieder einmal gute Unterhaltung und hätte gerne noch mehr Kapitel haben dürfen. Ganz habe ich die Hoffnung auf ein Wiederlesen mit Mathilda und Stephen nicht aufgegeben. Gerne würde ich mich noch einmal ins ausklingende viktorianische London versetzen lassen.

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