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Rezension zu
Konklave

Intrigen hinter den Mauern des Vatikans

Von: Martin K.
05.02.2017

Das Konklave endet, wenn sich die wahlberechtigten Kardinäle mit einer Zweidrittelmehrheit für einen Kandidaten entschieden haben. Dann steigt weißer Rauch auf und vom Balkon des Petersdoms tönt der Ruf: Habemus Papam. Was genau bei der Papstwahl hinter den Kulissen vorgefallen ist und wer die Kontrahenten des neuen Papstes waren, das ist Geheimsache. Wenn etwas davon an die Öffentlichkeit dringt, dann meist nur auf zweifelhaftem Wege. Der britische Thriller-Autor Robert Harris knöpft sich nun dieses Geheimnis der katholischen Kirche vor. In „Konklave“ erzählt er einen Kirchenthriller par excellence. Eine Hollywood-Dramatik mit Geheimbünden à la „Illuminati“ von Dan Brown hat Harris, der auch schon mit „Pompeji“ zu überzeugen wusste, nicht nötig. Der Vorgang der Papstwahl allein gibt bereits genug Stoff für einen Thriller her. Dabei ist der Roman nicht nur etwas für eingefleischte Katholiken. Wenn ein mächtiges Oberhaupt stirbt, beginnt unweigerlich der Kampf um die Macht. Beim Amt des Papstes geht es schließlich um nichts weiter als die Vertretung des Herren auf Erden. Der Vatikan versteht sich nicht umsonst als Gemeinschaft der Diener Gottes. Doch auch dort geht es um handfeste Politik. Traditionalisten kämpfen gegen Modernisten. Außerdem ist da noch die Dominanz der Europäer im Konklave – und die Frage, wann es den ersten Papst aus Afrika geben wird. Harris inszeniert seine Geschichte über weite Strecken gezielt als klassische antike Heldenerzählung. Nur sollten sich die Leser nicht zu sicher sein, wer dieser Held wirklich ist. Die katholische Kirche ist zu Beginn des Romans gespalten. Je mehr die Gläubigen der Welt den amtierenden Papst lieben, desto größer wurde der Widerstand und auch der Hass auf den Papst in der Kurie. Harris betont zwar in seiner Vorbemerkung: „Trotz gewisser vordergründiger Übereinstimmungen soll der verstorbene Heilige Vater in Konklave kein Porträt des gegenwärtigen Papstes sein.“ Doch die Werte seines fiktiven Papstes liegen sehr nahe bei denen von Papst Franziskus: Armut und Demut – und der Verzicht auf Prunk. Mit diesen Werten ist der fiktive Papst in Harris Thriller vielen Mitgliedern der Kurie auf die Füße getreten. Sie alle sind heilige Männer, doch wenn sie im Roman im Jahr 2018 zum Konklave zusammenkommen, ist jeder von ihnen von irdischem Ehrgeiz angetrieben. Da ist Kardinal Lomeli, der als Leiter des Konklaves nur ein Ziel hat: Alles richtig und nach Recht und Gesetz mit der gebotenen Neutralität über die Bühne zu bringen. Da ist der Bischof von Bagdad, vom verstorbenen Papst im Geheimen zum Kardinal ernannt. Keiner kennt ihn. Keiner kennt seine Pläne. Da ist aber auch der Kardinal von Venedig, der als Traditionalist auf die alten Werte – inklusive der Messen in Latein – pocht. Und auch ein Kardinal aus Afrika mit vielen Unterstützern. Gekonnt verwebt Robert Harris im Laufe des Romans„Konklave“ die Geschichten, Motivationen und Laster dieser Männer zu einer packenden und informativen Geschichte. Ganz ohne Mord, Gift oder Action entsteht bei der Lektüre des Romans eine Neugierde, die den Leser vorwärts treibt. Zu keiner Zeit kommt dabei der fade Beigeschmack eines Hollywood-Thrillers auf. Harris weiß, wie er die Plattitüden der Traumfabrik vermeidet. Am Ende ist es bei Harris der Mensch, der im Konklave die wichtigste Rolle spielt.

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