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Rezension zu
Das Seelenleben der Tiere

Einblicke in eine verborgene Welt

Von: Anja Beisiegel
24.02.2017

Ist es tatsächlich so, dass die Schöpfung (oder wer es lieber mag: Die Evolution) speziell für uns Menschen einen „biologischen Sonderweg“ entwickelt hat? Sind wir die einzigen, die ein bewusstes Leben mit einem großen Spektrum an Emotionen und Gefühlsäußerungen führen können? Nun, wer sich diese Frage gar nicht erst stellt, würde sich nicht über 240 lesenswerte Seiten damit befassen. Peter Wohlleben, studierter Forstwirt, stellt sich dieser Frage und kommt zu interessanten Ergebnissen. Natürlich ist Wohlleben (von ihm stammen auch die Bücher „Das geheime Leben der Bäume“ und „Der Wald – eine Entdeckungsreise“) voreingenommen. Tier- und naturinteressiert von Kindesbeinen an, ahnt er, dass die uns umgebenden Tiere keine „stumpfen Bioroboter“ sind sondern „treue, liebenswerte Seelen“. Was den Tierfreunden unter uns (und hierzu zähle ich mich ausdrücklich) eigentlich von vornherein klar ist, versucht Wohlleben anhand seiner zahlreichen Beobachtungen empirisch nachzuweisen. Man merkt es beim Lesen der zahlreichen Anekdoten und an der Art, wie sorgfältig der Autor bei seinen Beobachtungen zu Rande geht: Die Frage nach der Seele der Tiere ist Peter Wohlleben eine Herzensangelegenheit. Dies macht ihn natürlich parteiisch, wenn es darum geht, den Mensch als „Krone der Schöpfung“ in Frage zu stellen. Bringt man strenge wissenschaftliche Anforderungen in Stellung, wenn es um die Bearbeitung einer Forschungsfrage geht, entspricht diese Herangehensweise natürlich nicht ganz den Standards der scientific community. Dies ist jedoch kein Makel dieses Buches. Wohlleben ist kein Dogmatiker. Er stellt fest, deutet seine Beobachtungen, zieht seine Fazits und untermauert seine Position mit einer Fülle wissenschaftlicher Untersuchungen. Ein umfangreicher Anmerkungsapparat lädt dazu ein, sich die entsprechenden wissenschaftlichen Publikationen eingehender anzusehen. Wohlleben weiß, dass man beispielsweise „Glück und Liebe bei Fischen“ nicht eindeutig mit wissenschaftlichen Methoden beweisen kann. Das Gegenteil ist jedoch genauso wenig beweisbar. Kann man das Vorhandensein solcher Gefühle vielleicht (noch) nicht nachweisen, so sein Appell, sollte man „sicherheitshalber andersherum argumentieren, um Tiere nicht unnötig zu quälen“. Das Buch regt zum Nachdenken und Überdenken eingefahrener Überzeugungen an und ist daher ein wichtiges Buch, das man manchem Entscheider in Agrar- und Pharmaindustrie (um nur einige Sparten zu nennen) als Lektüre auf den Nachttisch legen möchte. Aber auch derjenige Leser, der von der Beseeltheit der Tiere vornherein überzeugt ist, kommt ins Nachdenken. Spätestens, wenn es um die emotionale Ausstattung der bekannter Weise hochintelligenten Hausschweine geht. Das macht Wohllebens Buch auch zu einem unbequemen Lesestoff.

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